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24.10.2017

Kurze Wege, direkte Reaktionen

Alle Ansprechpartner unter einem Dach und kurze Wege ermöglichen beschleunigte Jugendstrafverfahren und passgenaue Hilfen im Einzelfall: Diese positive Bilanz zogen alle Beteiligten zum fünften Geburtstag des Haus des Jugendrechts. Neben konkreten Hilfen, etwa bei einer Drogensucht, ist auch Abschreckung angesagt. Einige Jugendliche verbrachten bereits eine „Gitterstunde“ in der Jugendvollzugsanstalt Wittlich.

Der 16-jährige David ist schon als Täter aktenkundig und wird an der JVA-Pforte von den Beamten in Empfang genommen. Er liefert sein Handy und weitere persönliche Gegenstände ab und ist für eine Stunde in einer Zelle eingeschlossen. Dort gibt es keine Ablenkung. Zum ersten Mal seit Wochen denkt er intensiv über die Schlägerei unter Alkoholeinfluss am Fetten Donnerstag nach.

Mit diesem Beispiel erläutert Torben Seeger, Geschäftsführer des Jugendhilfeträgers Starthilfe, wie Abschreckung bei Jugendlichen bis 21 Jahren konkret aussehen kann. Dazu trägt auch die schnelle Ahndung von Delikten bei. Sie funktioniert dank des Hauses des Jugendrechts oft deutlich rascher als früher und kann Jugendlichen die Konsequenzen ihrer Übergriffe kurzfristig spürbar machen. „Gerade die zeitnahe Reaktion auf abweichendes Verhalten ist unter nachhaltigen erzieherischen Gesichtspunkten besonders wichtig“, betont die zuständige Kreisbeigeordnete Stephanie Nickels.

In dem sanierten Kasernengebäude in Trier-West sind alle wichtigen Partner unter einem Dach versammelt: Staatsanwaltschaft, Polizeipräsidium, Bundespolizei, die Jugendämter von Stadt und Kreis, die Jugendhilfeeinrichtung Starthilfe und das Jugendwerk Don Bosco Trier/Helenenberg. Zwar gibt es auch in Koblenz und Ludwigshafen Häuser des Jugendrechts, aber keines verfügt über ein derart breites Spektrum. Einzigartig ist, dass die Experten der Jugendämter von Stadt und Kreis Tür an Tür arbeiten. Sie stimmen sich auch eng ab bei Hilfen für Familien von Jugendlichen, die in die Kriminalität abzurutschen drohen. Unnötige Doppeleinsätze werden vermieden. Pro Jahr werden im Haus des Jugendrechts zwischen 1300 und 1400 Fälle bearbeitet.

Legal Highs als Herausforderung

Neben der schnellen und konsequenten Ahndung von Straftaten ist für Bürgermeisterin Angelika Birk die erzieherische Wirkung und die Prävention von Straftaten sowie von Alkohol- und Drogenmissbrauch besonders wichtig. Hier habe es durch das Haus des Jugendrechts viele Fortschritte gegeben. „Das hat vom Start weg sehr gut funktioniert“, sagt die Jugenddezernentin. Diesen Eindruck bestätigen Peter Fritzen, Leiter der Trierer Staatsanwaltschaft, und Polizeipräsident Rudolf Berg.

Die Mitarbeiter im Haus des Jugendrechts kümmern sich aber auch um die Opfer von Straftaten und den Jugendschutz mit Strategien gegen Alkoholmissbrauch, darunter Kontrollen in Läden und Kneipen, und Aufklärungsaktionen. In den letzten Jahren sind die bei vielen Jugendlichen beliebten Legal Highs hinzugekommen. Die gefährlichen Kräutermischungen sind nach Einschätzung von Christine Schmitz, städtische Jugendschutzbeauftragte und Koordinatorin im Haus des Jugendrechts, ein gutes Beispiel, wie der Verbund auf neue Herausforderungen schnell und flexibel reagiert. „Wir sind für die Aufnahme neuer Partner offen, um auf künftige Herausforderungen angemessen zu reagieren.“