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22.01.2013

Klassiker mit Bart

Karl Marx erläutert den Mehrwert. Das Gemälde von Leonid Vasilevich Kozlov greift einen zentralen Begriff aus Marx’ politökonomischem Hauptwerk „Das Kapital“ auf.  Foto: Russisches Staatsarchiv für sozio-politische Geschichte
Karl Marx erläutert den Mehrwert. Das Gemälde von Leonid Vasilevich Kozlov greift einen zentralen Begriff aus Marx’ politökonomischem Hauptwerk „Das Kapital“ auf. Foto: Russisches Staatsarchiv für sozio-politische Geschichte
2013 ist ein Karl-Marx-Jahr: Vor 130 Jahren, am 14. März 1883, starb der große Theoretiker des Sozialismus. Das Stadtmuseum Simeonstift widmet dem berühmtesten Sohn der Stadt Trier ab Mitte März unter dem Titel „Ikone Karl Marx – Kultbilder und Bilderkult“ eine umfangreiche Sonderausstellung und will damit das Publikum auch auf das nächste, wichtigere Marx-Jubiläum einstimmen: 2018 wird sein 200. Geburtstag begangen.

Mit den Vorbereitungen liegt das Ausstellungsteam im Zeitplan: „Der Katalog befindet sich in der Endredaktion, die Leihverträge sind abgeschlossen. Wir erwarten jetzt das Eintreffen der Exponate und wollen ab dem 8. März mit dem Aufbau beginnen“, berichtet Museumsleiterin Dr. Elisabeth Dühr, die die Ausstellung zusammen mit den Kuratorinnen Prof. Beatrix Bouvier, der früheren Leiterin des Karl-Marx-Hauses, und Dr. Barbara Mikuda-Hüttel konzipiert hat.

Im Mittelpunkt steht die Frage, wie das öffentliche Bild von Marx, dessen Konterfei als „Klassiker mit Bart“ längst Bestandteil des kollektiven Weltgedächtnisses geworden ist, sich in den vergangenen 150 Jahren gewandelt hat und in verschiedenen Gesellschaften von der Kunst rezipiert worden ist. Ausgangspunkt sind die geschickt inszenierten und gezielt lancierten Marx-Porträts des Londoner Fotografen John Mayall aus den 1870er Jahren. „Jeder weiß, wie Karl Marx aussah. Uns hat interessiert, wie dieses Bild entstanden ist und wie es sich verändert hat“, erklärt Dühr.

Dazu werden ab 17. März in den beiden Neubauetagen des Museums rund 200 Exponate aus den verschiedensten Epochen und Genres gezeigt: Gemälde und Plastiken von Künstlern wie Heinrich Zille, Max Pechstein, John Heartfield, Johannes Grützke, Jonathan Meese, Neo Rauch und der Rodin-Schülerin Anna Golubkin sind ebenso vertreten wie Kunsthandwerk, Karikaturen, Briefmarken und Werbeplakate. Interaktive Medienstationen ergänzen die Ausstellungsarchitektur.

Leihgaben stammen unter anderem aus Leipzig, Dresden, Paris, Peking und insbesondere aus dem Deutschen Historischen Museum in Berlin, in dessen Besitz sich auch die Bestände des DDR-Museums für Deutsche Geschichte befinden. Aus dem Moskauer Staatsarchiv für soziopolitische Geschichte kommen Beispiele der Historienmalerei im Gefolge der russischen Oktoberrevolution nach Trier.

Zu den wichtigsten Leihgebern zählt selbstverständlich die Friedrich-Ebert-Stiftung und das von ihr betriebene Trierer Museum Karl-Marx-Haus. In dessen Räumen wäre eine Ausstellung diesen Ausmaßes schon aus Platzgründen nicht zu bewerkstelligen. „Es wird aber eine enge Kooperation geben“, betont Dühr. So können beide Museen während der siebenmonatigen Ausstellung mit einem verbilligten Kombiticket besucht werden. Das Karl-Marx-Haus ist außerdem in das umfangreiche Begleitprogramm eingebunden. Geplant ist unter anderem eine Podiumsdiskussion zu dem Thema „Karl Marx, die Sozialdemokratie und die Gesellschaft heute“, für die Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin angefragt sind.
 
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