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27.11.2012

Kita-Nachfrage ein Fünftel höher

Der größte Nachholbedarf bei Plätzen für Kinder unter drei Jahre in Kindertageseinrichtungen herrscht in den Bezirken Weismark und Maximin. Besser sieht es in den Höhenstadtteilen aus.
Der größte Nachholbedarf bei Plätzen für Kinder unter drei Jahre in Kindertageseinrichtungen herrscht in den Bezirken Weismark und Maximin. Besser sieht es in den Höhenstadtteilen aus.
Die in Trier benötigte Zahl der Betreuungsplätze für unter Dreijährige liegt nach einer neuen Umfrage  21 Prozent höher als in früheren Schätzungen. Das Rathaus arbeitet mit Hochdruck am Ausbau: Seit Ende 2005 wurde das Angebot nahezu verdreifacht. Zu den Investitionen von rund 16,9 Millionen Euro steuerte das Rathaus etwa 9,45 Millionen Euro bei. Für eine hoch verschuldete Stadt wie Trier bedeutet das nach Einschätzung des Jugendamts „eine Dimension an Investitions- und Sozialausgaben, die nur mit den vielen Schulgründungen und der entsprechenden Bautätigkeit der 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zu vergleichen ist.“ 

Ab 1. August 2013 haben Eltern bundesweit  einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihr Kind ab dem ersten Lebensjahr. Vor diesem Hintergrund fand im Mai die Umfrage statt. Der Rücklauf bei Familienmit Kleinkindern lag bei 52 Prozent. Die Erhebung ergab einen Bedarf von 57,3 Prozent der Kinder unter drei Jahre. Berechnungsgrundlage sind die Bevölkerungszahlen zum 31. Dezember 2011. Demnach werden 1505 Plätze in Kindertagestätten oder in der Tagespflege benötigt. Derzeit gibt es 630 in Kita-Gruppen sowie 190 in der Tagespflege.

Weitere 126 Plätze entstehen derzeit und stehen mit Ausnahme des Kita-Neubaus in Ehrang bis nächsten Sommer zur Verfügung. Hinzu kommen 110 Plätze, davon 34 für Kleinkinder, in der künftigen Kita im Baugebiet BU 13 auf der Tarforster Höhe. Dafür liegt bereits ein Grundsatzbeschluss des Stadtrats vor. Damit würde die 2011 definierte Zielquote erreicht. Insgesamt kann Trier nach Einschätzung des Jugendamts mit den bisherigen Ausbauentscheidungen die bundesweit angestrebte Versorgungsquote von 35 Prozent der unter Dreijährigen gut erreichen.

Vor dem Hintergrund der gesetzlichen Vorgaben nahm der Stadtrat die Fortschreibung 2012 der Kita-Bedarfsplanung einstimmig zur Kenntnis. Das Jugendamt wird beauftragt, das Angebot weiter bedarfsgerecht auszubauen. Über konkrete Projekte zum Ausbau der Kapazitäten, die oft mit großen Investitionen verbunden sind, entscheidet der Stadtrat in Einzelbeschlüssen.

Für ganz Deutschland hat das Statistische Bundesamt die Zahl der noch fehlenden Betreuungsplätze auf rund 220.000 beziffert. Der Deutsche Städtetag rechnet trotz großer Anstrengungen der Kommunen damit, dass vor allem in Großstädten der Rechtsanspruch nicht überall erfüllt wird. Um die Lücken kurzfristig zu schlie-ßen, forderte Städtetags-Hauptgeschäftsführer Stephan Articus unter anderem eine Lockerung des Vergaberechts für einen leichteren Bau zusätzlicher Kindertagesstätten. In den Ländern sollten Standards, zum Beispiel zur Größe des Außengeländes, überprüft und flexibel angewendet werden, ohne pädagogische Grund-sätze zu gefährden.

Der Druck auf die Kommunen wuchs zusätzlich durch ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Koblenz. Demnach muss die Stadt Mainz den Eltern eines Kleinkindes die Kosten eines privaten Krippenplatzes erstatten, weil keiner in einer öffentlichen Einrichtung bereitgestellt werden konnte. Bereits seit August 2010 haben in Rheinland-Pfalz Kinder ab zwei Jahre einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Das Koblenzer Urteil könnte weitere Eltern animieren, ihre Ansprüche gerichtlich durchzusetzen, wenn die bundesweite Quote im August 2013 nicht erfüllt ist. Auf die Städte und Gemeinden würden dann hohe Ausgleichszahlungen zukommen.