Sprungmarken
20.07.2021

Kinder erobern die Straßen

Viele Menschen – Kinder und Erwachsene – kamen in der Wilmowskystraße (links) zusammen, als diese für drei Stunden zur Spielstraße wurde
Viele Menschen – Kinder und Erwachsene – kamen in der Wilmowskystraße (links) zusammen, als diese für drei Stunden zur Spielstraße wurde. Foto: Eva Schnabel

Groß und Klein folgten vor Kurzem der Einladung in die Wilmowskystraße im Gartenfeld und eroberten die Straße. Denn diese wurde nachmittags für drei Stunden gesperrt und zum Spiel- und Begegnungsraum. Wie kam es dazu? Straßen als Aufenthalts- und Begegnungsort für Menschen, das war lange selbstverständlich, ging jedoch in den letzten Jahrzehnten verloren. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind temporäre Spielstraßen ein geeignetes Mittel. Es geht darum, öffentliche Räume und Straßen kinderfreundlicher und insgesamt lebenswerter zu machen.

Eine temporäre Spiel- und Nachbarschaftsstraße bedeutet, dass die Straße an festgelegten Terminen für den Pkw- und Fahrradverkehr gesperrt wird und stattdessen der Nachbarschaft als Freiraum zur Verfügung steht. In der Peter-Schroeder-Straße, Vorreiterin in Sachen temporäre Spielstraße in Trier, ist dies beispielsweise von April bis Oktober an jedem vierten Mittwoch des Monats von 15 bis 18 Uhr der Fall. Eine entsprechende Vereinbarung mit der Straßenverkehrsbehörde wurde getroffen. Veranstalterin ist die Gemeinwesenarbeit des Caritasverbands. Das Jugendwerk Don Bosco bringt sich mit dem Bosco Mobil und seinem Personal in die Aktionen ein. Der Ortsbeirat beteiligt sich ebenfalls.

„Impuls Trier – Stadt in Bewegung”, ein Projekt der Stadt in Kooperation mit dem Haus der Gesundheit Trier/Trier-Saarburg, beteiligte sich an der Pilotveranstaltung der temporären Spielstraße in der Wilmowskystraße. Paula Orlt, Geschäftsstellenleiterin des Hauses der Gesundheit, ist sich sicher: „Auch eine temporäre Spielstraße, die mehr Platz für Spiel, Sport, Bewegung und nachbarschaftliches Miteinander für alle bietet, stellt ein niedrigschwelliges Bewegungsangebot dar und kann zum sozialen und körperlichen Wohlbefinden der Bevölkerung beitragen. Das ist genau das, was wir mit unserem Projekt ‚Impuls Trier – Stadt in Bewegung‘ erreichen wollen.“

Die Rechnung ist aufgegangen: Die Kinder bewegten und vergnügten sich beim Ballspielen und Tauziehen, Balancieren und Gummitwist, mit ihren Lauf- und Fahrrädern, Bobbycars, Yogamatten und der Straßenmalkreide. Die Großen, Alt und Jung, Eltern sowie Anwohnerinnen und Anwohner machten mit oder genossen den Nachmittag mitten im Trubel und kamen ins Gespräch.

Über den großen Zuspruch der Aktion freut sich auch Simeon Friedrich vom städtischen Jugendamt sehr, hat er doch das Projekt in den Stadtteilen angestoßen und mit Michael Düro, Ortsvorsteher von Trier-Mitte/Gartenfeld, und Eva Schnabel engagierte Mitstreiter vor Ort gefunden. Das Jugendamt hat laut Friedrich das Interesse, auch in anderen Stadtteilen temporäre Spielstraßen einzurichten: So seien in Trier-Süd (Barbara) bereits Kontakte zu Akteuren geknüpft worden, auch Alt-Kürenz sei angefragt worden, berichtet der Sozialraumplaner. „In Frage kommen insbesondere verkehrsarme Straßen in Stadtteilen mit dichter Bebauung und hohem Kinderanteil. Hieran zeigt sich, dass temporäre Spielstraßen in Stadtteilen mit ganz unterschiedlichen städtebaulichen und sozialen Strukturen ein gutes Mittel sein können, um Kindern Freiräume zu eröffnen und die Nachbarschaften zu stärken“, erläutert Friedrich.