Sprungmarken
29.01.2019

Internetlotse liegt derzeit vorn

Hände eines älteren Users auf einer tastatur.
„Silver-Surfer“ zwischen 50 und 70 Jahren (Foto) zeigen nach den Erfahrungen des saarländischen Pilotprogramms am heimischen PC das größte Interesse für digitale Stammtische. Damit daraus ein echtes Mehrgenerationenprojekt wird, muss verstärkt um jüngere Teilnehmer geworben werden. Foto: Pixabay

Ein virtuelles Mehrgenerationenhaus in Trier nach dem Vorbild eines Modellprojekts im Saarland würde zwischen 12.000 und 15.000 Euro kosten. Das geht aus dem Zwischenprüfbericht nach einem CDU-Stadtratsantrag hervor. Die Initiative will vor allem Begegnungen zwischen den Generationen auf das Internet ausweiten und die Medienkompetenz älterer Menschen stärken. Der im Sozialausschuss vorgestellte Bericht bot noch eine Überraschung.

Die städtische Pflegestrukturplanerin Anna Weber stellte bei ihren Recherchen fest, dass das zweijährige Projekt im Saarland, bei dem die Teilnehmer Tablets kostenlos nutzen konnten, zwar erfolgreich war und auf weitere Kommunen ausgeweitet wurde. Gleichzeitig ergab aber eine Anfrage bei der Landeszentrale für Medien und Kommunikation, dass es in Rheinland-Pfalz derzeit kaum Spielräume für eine Förderung gibt. Die Suche nach Alternativen erbrachte zwei interessante Optionen.

Als besonders aussichtsreich bewertet Weber die in Trier noch nicht aktiven Internetlotsen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), die älteren Menschen helfen, den Einstieg in die digitale Welt zu finden und sie bei ersten Schritten im Internet zu begleiten. Um den Austausch zu fördern, gibt es Stammtische im Internet, aber auch vor Ort in Städten und Gemeinden.

Um dieses Projekt zu erweitern, sollen in den nächsten drei Jahren bundesweit 75 lokale Digitalkompass-Stationen entstehen. Die meist ehrenamtlich tätigen Internetlotsen sollen dabei in vorhandene Netzwerke integriert werden. Voraussetzungen für das Projekt sind ein barrierefreier Raum mit Platz für mindestens fünf Personen und ein leistungsfähiger Internetanschluss. Nach einer ersten Anfrage erhielt die Stadtverwaltung von der BAGSO das Signal, dass die Chancen gut stehen, weil aus dem Umkreis noch keine konkurrierende Bewerbung für einen Digitalkompass-Standort vorliegen.

Eine weitere Option für ein virtuelles Mehrgenerationenhaus ist das Projekt eines Digitalbotschafters, das die Stiftung Medienkompetenz Forum Südwest derzeit mit Unterstützung des Landessozialministeriums aufbaut. Dafür werden engagierte Bürger gesucht, die ältere Menschen bei ersten Schritten in der digitalen Welt unterstützen. Konkrete Projekte könnten die Unterstützung eines Internetstammtischs oder Hausbesuche bei interessierten Senioren sein.

Die Digitalbotschafter sollen von hauptamtlichen Experten unterstützt werden und regelmäßig an Schulungen teilnehmen. Außerdem soll der Verbraucherschutz einbezogen werden. Alle Modelle für einen virtuellen Stammtisch haben auch das Ziel, das Internet bei den Senioren für die Bewältigung alltäglicher Herausforderungen und Aufgaben zu nutzen. Für ältere Menschen, die das Haus oder die Wohnung aus Gesundheitsgründen nicht mehr verlassen können, ist beispielsweise Online-Shopping, das mittlerweile auch für Lebensmittel angeboten wird, eine vielversprechende Option.

Der Zwischenbericht wurde nach der Ausschusssitzung den Fraktionen zur Verfügung gestellt, die nun über die verschiedenen Optionen diskutieren können. Der weitere Zeitplan sieht vor, dass möglichst noch in diesem Frühjahr über den im vergangenen August im Stadtrat gestellten CDU- Antrag entschieden wird.

Petra Lohse