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31.07.2018

In guter Nachbarschaft

Landesbehindertenbeauftragter Matthias Rösch informiert sich über das Wohnprojekt in der Thyrsusstraße.
Landesbehindertenbeauftragter Matthias Rösch (l.) informiert sich über das Wohnprojekt in der Thyrsusstraße. Mit dabei sind Wogebe-Geschäftsführer Herbert Schacherer, Quartiersmanagerin Maria Ohlig, Projektentwickler Joachim Fischer und die Bewohner Detlef Schmitt und Karin Hoffmann (v. r.).
Der Landesbehindertenbeauftragte für die Belange behinderter Menschen, Matthias Rösch, besuchte bei seiner Sommerreise durch Rheinland-Pfalz, die unter dem Motto „Inklusiv wohnen" stand, auch Trierer Projekte. Zudem identifizierte er im Gespräch mit Trierer Akteuren Wünschenswertes zum Thema Inklusion.

Matthias Rösch besuchte das nachbarschaftliche Wohnprojekt in der Thyrsusstraße 22 bis 24, das 2015 von der Wohnungsgenossenschaft am Beutelweg (Wogebe) umgesetzt wurde. In 21 Wohnungen leben rund 50 Menschen mit und ohne Behinderung. Herbert Schacherer, Geschäftsführer der Wogebe, erläuterte Rösch den Gedanken hinter dem Projekt: „Wir wollten Wohnungen für alle Menschen schaffen und durch den Mix von Sozialwohnungen und frei finanzierten eine soziale Heterogenität erreichen." Eine weitere Besonderheit: Die künftigen Mieter wurden während des Planungsprozesses einbezogen und konnten ihre Anregungen und Wünsche äußern. Die Architektur der Wohnanlage bietet viele Begegungsmöglichkeiten, etwa auf den breiten Laubengängen oder im Gemeinschaftsraum.

Wie stark durchmischt die Bewohnerschaft in den Wohnungen ist, erläuterte die Quartiersmanagerin von Trier-Nord, Maria Ohlig: „Wir haben viele Kinder und Jugendliche, behinderte und nichtbehinderte Menschen, Single-Haushalte, Familien und Rentner." Viele der Bewohner kommen bei gemeinsamen Aktivitäten zusammen, berichtete Ohlig. Dinge, die alle betreffen, werden in einem Plenum besprochen. Rösch, der in einem ähnlichen Projekt in Mainz lebt, zeigte sich begeistert. Wichtig sei neben der Barrierefreiheit auch der Anteil an Sozialwohnungen, die bezahlbaren Wohnraum schaffen, betonte er. In der Thyrsusstraße 22 bis 24 sind 60 Prozent Sozialwohnungen. Diese Mischung aus frei finanzierten und Sozialwohnungen wird auch in einem neuen Projekt der Wogebe realisiert: In der Thyrsusstraße 34 bis 40 entstehen bis März nächsten Jahres 37 Wohnungen zwischen 50 und 105 Quadratmeter, die Menschen unterschiedlicher Lebenssituationen und des Einkommens die Gelegenheit geben, in guter Nachbarschaft zu wohnen.

Die Bedarfe von Menschen mit Behinderung standen in einem Gespräch von Rösch mit Bürgermeisterin Elvira Garbes, dem städtischen Behindertenbeauftragten Gerd Dahm sowie Mitgliedern des Behindertebeirats und Vertretern von Caritas, Lebenshilfe, Club Aktiv und dem Bürgerservice im Café Balduin im Fokus. Dahm wies darauf hin, dass es für viele schwierig sei, barrierefreie Wohnungen zu finden. Er forderte, eine Plattform – ähnlich des Kita-Portals – zu schaffen, bei der barrierefreie Wohnungen angeboten werden könnten. „Die Leute kommen nicht an die Wohnungen, die für sie gemacht werden", betonte Dahm. Rösch stimmte der Forderung zu, sagte jedoch auch wie aufwändig dies sei und dass es auf kommunaler Ebene angesiedelt sein müsse. Bürgermeisterin Garbes sagte, Barrierefreiheit müsse selbstverständlich sein. Zwar gebe es noch viel zu tun, aber es sei auch schon viel auf den Weg gebracht worden.