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24.04.2012

Hygiene ist das A und O

Marion Hermesdorf unterzieht in der Zentralsterilisation OP-Bestecke einer ersten Reinigung. Für die weitere Desinfektion werden diverse thermische und chemische Verfahren eingesetzt.
Marion Hermesdorf unterzieht in der Zentralsterilisation OP-Bestecke einer ersten Reinigung. Für die weitere Desinfektion werden diverse thermische und chemische Verfahren eingesetzt.
Vor einigen Wochen starben durch Darmkeime in einer Bremer Klink mehrere Frühchen. Aber auch Vorfälle in München führten im Trierer Mutterhaus zu Überprüfungen. Grundlegende Umstellungen bei der Hygiene waren aber nicht nötig. Die Experten warnen vor Panik, denn etwa Fäkalkeime sind nur für kleine Gruppen gefährlich, wie geschwächte Frühchen oder multimorbide ältere Patienten. Wachsende Sorge bereitet der steigende Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung. Er schränkt deren Wirksamkeit im Kampf gegen Keime ein.

Keime in Krankenhäusern lassen sich nicht völlig vermeiden. Umso wichtiger sind Vorkehrungen zum Schutz der Patienten und Mitarbeiter. Die Fachkräfte Petra Zimmer und Peter Leonards setzen im Klinikum Mutterhaus sehr stark auf Prävention. „Wenige Bereiche werden so intensiv überprüft. Zudem sind viele Patienten viel stärker sensibilisiert als vor zehn Jahren und stellen viele Fragen“, betont Leonards. Vertreter des Gesundheitsamts kommen ein- bis zweimal pro Jahr zu unangemeldeten Kontrollen.

Zudem finden interne Begehungen statt. Die Experten unterbreiten Verbesserungsvorschläge. Ärzte und Pflegekräfte müssen verbindlich festlegen, wie sie diese Ziele erreichen. „Gottseidank hatten wir noch keine so gravierenden Vorfälle wie in Bremen. Wenn etwas passiert, sind wir gut gewappnet und können belegen, dass wir nach dem gesetzlichen Stand alles getan haben. Es gibt aber keine Garantie“, betont Leonards.

„Tag der Hände“

Beim Auftreten eines gegen gängige Antibiotika resistenten Keims werden die betroffenen Patienten isoliert. Das Personal betritt das Zimmer nach einer Händedesinfektion mit Schutzkittel und Handschuhen. Übertragen wird der Keim direkt oder indirekt in Kontakt mit Stuhl, infizierten Wunden oder Gegenständen. Zimmer und Leonards informieren regelmäßig alle Krankenhausmitarbeiter. Beim jährlichen „Tag der Hände“ werden alle Mitarbeiter erneut geschult und Patienten können sich informieren.

„Hygiene und Handdesinfektion sind das A und O in einem Krankenhaus. Seit Jahren gehen wir mit dem Thema offen um und lernen ständig dazu. Im Vordergrund steht das korrekte Verhalten des medizinischen Personals“, erläuterte der ärztliche Direktor Dr. Oliver Kunitz. Wesentlicher Grund für die Keimausbreitung sei der manchmal unsachgemäße Umgang mit Antibiotika bei Ärzten und Patienten. Ein großes Problem ist deren stark gestiegene Verwendung in der Massentierhaltung. Die Substanzen gelangen in den menschlichen Körper. Bewährte Antibiotika wirken oft nicht mehr.

Beim Antibiotika-Einsatz, aber auch bei einer möglichst frühen Erkennung von Problemen setzt das Mutterhaus auf eine enge Kooperation mit den Hausärzten. Wird ein Keim vor einer  Klinik-Einlieferung erkannt, kann er unter Umständen unter ärztlicher Aufsicht zu Hause bekämpft werden.
 
Seit 1. April zahlen die Krankenkassen die Tests, nach gefährlichen Keimen. Durch die „Sanierung“ im heimischen Umfeld sinken die Kosten. Dem Patienten wird zudem ein oft sehr belastender Aufenthalt in einem isolierten Zimmer erspart. In Kliniken mit vielen Risikopatienten sinkt die Gefahr einer Keimausbreitung.
Bei der Aufnahme werden Risiko-Patienten und Verdachtsfälle einem Scan-Verfahren unterzogen. Nach zwei bis drei Stunden liegt das Ergebnis vor. Muss ein Patient auf ein Isolierzimmer gebracht werden, kann er es erst nach drei negativen Kontrollabstrichen wieder verlassen.

Eine zentrale Rolle für die Hygiene spielt die Zentralsterilisation beim OP-Bereich. Dort werden alle Instrumente aufbereitet, die wiederverwendet werden können. Die Überwachung ist sehr streng: „Im Prinzip ist es so, dass ich von jeder Pinzette sagen kann, wann, wo und von welchem Mitarbeiter sie aufbereitet wurde“, erläutert Leiter Paul Matthias Klos. Alle Instrumente sind in abgeschlossenen Boxen aufbewahrt, zu denen nur die Mitarbeiter der Abteilung Zugang haben. Der Umzug der Sterilisation neben die OPs im Neubautrakt hat die Abläufe erheblich erleichtert.