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06.05.2008

Herzstück der Stadt

Vor 40 Jahren begann der Wiederaufbau der Steipe

Im Laufe des Jahres 1969 wuchsen die Gebäude des Steipe-Berings wieder empor. Der Wiederaufbau wurde 1970 abgeschlossen. Das historische Foto ist auch in der 1972 veröffentlichten Dokumentation abgedruckt.
Im Laufe des Jahres 1969 wuchsen die Gebäude des Steipe-Berings wieder empor. Der Wiederaufbau wurde 1970 abgeschlossen. Das historische Foto ist auch in der 1972 veröffentlichten Dokumentation abgedruckt.

Doppeltes Jubiläum: Vor 40 Jahren, im Mai 1968, startete der historische Wiederaufbau des im Dezember 1944 zerstörten Steipe-Gebäudes am Hauptmarkt, einem der berühmtesten Trierer Baudenkmäler. Bereits 20 Jahre vorher hatte der Verein Trierisch einen ersten Spendenaufruf gestartet, um das Projekt ins Rollen zu bringen. Der erfolgreiche Abschluss des Steipe-Wiederaufbaus, der sich äußerlich weitgehend nach dem mittelalterlichen Vorbild richtete, wurde mit einem großen Einweihungsfestakt am 31. Juli 1970 im Großen Rathaussaal gefeiert.

Die enorme architektonische Bedeutung der im 15. Jahrhunderts im gotischen Stil errichteten Steipe zeigt allein schon der Blick auf den Hauptmarkt aus Richtung Porta Nigra: Ohne die Wiedererrichtung wäre das in Jahrhunderten gewachsene Ensemble ein Torso geblieben. „Das spätmittelalterliche Haus am Hauptmarkt in Trier, im 15. Jahrhundert als Gästehaus der Bürgerschaft errichtet und als freiheitliches Gegengewicht zur kirchlichen Obrigkeit gedacht, atmete an zentraler Stelle fünf Jahrhunderte lang vaterstädtische Geschichte“, heißt es in einer 1972 veröffentlichten Dokumentation zum Wiederaufbau. Daher ist es kein Zufall, dass sich besonders viele Bürger für den Wiederaufbau der Steipe nach dem Zweiten Weltkrieg engagierten.

Bürgerliches Selbstbewusstsein

Aber erst nachdem die Not der Nachkriegsjahre überwunden und sich durch das „Wirtschaftswunder“ der 50er Jahren die Lebensgrundlagen entscheidend verbessert hatten, konnte der aufwändige Wiederaufbau erfolgreich in Angriff genommen werden. „Nach Jahren vergeblichen Bemühens gaben die Trierer Bürger Friedrich Breitbach, Dr. Erich Pies, Dr. Heribert Scheubly und Franz Schmitt den Anstoß zur Bildung eines Kuratoriums ,Wiederaufbau der Steipe’ “, heißt es in der Dokumentation. Das Kuratorium konstituierte sich am 19. März 1964 unter Mitwirkung des damaligen Oberbürgermeisters Josef Harnisch.
Ende Oktober/Anfang November 1964 erschien in den Tageszeitungen ein flammender Aufruf, um möglichst viele Trierer zur Beteiligung an der Spendenaktion zu animieren: „Unsere Stadt hat viele Schäden erlitten. Zwar sind die Wunden langsam verheilt, aber immer noch fehlt der Stadt das Herzstück: die Steipe! 450 Jahre stand diese im Blick- und Mittelpunkt des Gemeinwesens... Sie war Zeugnis städtischer Selbstverwaltung, Denkmal, ja Dokument bürgerlichen Selbstbewusstseins.“ Allein im ersten halben Jahr gingen Spenden im Gesamtwert von rund 105 200 Mark ein. 

Der Stadtrat, der bereits 1964 50 000 Mark für erste Vorbereitungen des Projekts bewilligt hatte, stimmte schließlich am 7. Dezember 1966 dem nicht unumstrittenen Wiederaufbau der Steipe nach historischem Vorbild zu und übertrug ihn am 22. Februar 1967 durch einen Erbbaurechtsvertrag an die Kölnische Lebensversicherung. 

Vorgänger der im 15. Jahrhundert errichteten Steipe war das älteste Trierer Gemeindehaus, die „Stype“. Dieser Name rührt von der trierischen Bezeichnung für eine Stütze her. Im 14. Jahrhundert diente dieses Gebäude zeitweise als „raithus“. Die danach erbaute gotische Steipe hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Sie diente als Rathaus-Filiale, aber auch eine Hutfabrik, die Polizei und ein Friseursalon waren zeitweise dort ansässig. Eine sehr lange, bis heute fortgeführte Tradition ist die Gastronomie in der Steipe, nicht zuletzt dank der erstklassigen Lage am Hauptmarkt.  

Petra Lohse

 
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