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04.02.2020

Gespräch kann wichtiger sein als eine Dusche

Beim „Buurtzorg“-Pflegemodell spielt auch die Stabilisierung der sozialen Kontakte der Pflegebedüftigen eine zentrale Rolle. Foto: Pixabay/Gerd Altmann
Beim „Buurtzorg“-Pflegemodell spielt auch die Stabilisierung der sozialen Kontakte der Pflegebedüftigen eine zentrale Rolle. Foto: Pixabay/Gerd Altmann
Waschen, Duschen, Anziehen – jede Leistung der ambulanten Pflegedienste wird dokumentiert. Danach folgt die Abrechnung mit den Krankenkassen. Die regionale Pflegekonferenz des Landkreises Trier-Saarburg und der Stadt Trier hat sich vorgenommen, diese in Deutschland gängige Praxis zu hinterfragen. Daher hieß das jüngste Schwerpunktthema „Buurtzorg": Dieses niederländische Pflegemodell stellt Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt und soll Pflegebedürftige und deren soziales Netz gezielt aktivieren. Details werden im neuen Teil der Serie von Rathaus Zeitung und Kreisnachrichten vorgestellt.

Rund 80 Teilnehmer aus verschiedenen Pflegeeinrichtungen, von Pflegestützpunkten und Wohlfahrtsverbänden sowie Ehrenamtliche diskutierten, wie aktuellen Herausforderungen, vor allem dem Fachkräftemangel, begegnet werden kann. Buurtzorg wurde als Ansatz für die Weiterentwicklung der ambulanten Pflege vorgestellt. Es beruht auf der Idee, dass Pflegekräfte vor Ort flexibel entscheiden, wie sie arbeiten. Wenn ein Patient traurig wirkt, ist manchmal ein Gespräch wichtiger als eine Dusche. Es geht nach Einschätzung von Joachim Christmann, Geschäftsbereichsleiter Jugend, Soziales und Gesundheit der Kreisverwaltung, darum, auf den Menschen einzugehen und nicht ausschließlich vorgeschriebene Leistungen zu erbringen.

Buurtzorg bezieht neben den Pflegediensten die Nachbarschaft und die Familie der Patienten ein. In Absprache können sie manche Aufgaben übernehmen. Damit wird das Umfeld gestärkt – der Pflegebedürftige wird in den Alltag anderer Menschen eingebunden und hat mehr Kontakte. Diese Art zu arbeiten, bringt aber auch einige Herausforderungen mit sich. Buurtzorg fordert vom Pflegepersonal viel Eigenständigkeit und Einfühlungsvermögen. Zudem muss sich die Abrechnung mit den Pflegekassen ändern. Im Münsterland läuft derzeit dazu ein wissenschaftlich begleitetes Modellprojekt. Die Verantwortlichen sind sich sicher, dass sich diese Option für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter lohnen kann.

Die große Resonanz auf die jüngste Pflegekonferenz zeigt, dass es viele Herausforderungen gibt, die der Landkreis und die Stadt bei der kommunalen Pflegestrukturplanung weiter im Auge behalten wollen. Christmann weist auf die Bedeutung der Zusammenarbaeit aller regionalen Akteure hin: „Es wird uns nur im Miteinander gelingen, eine gute pflegerische Versorgung in Stadt und Landkreis zu verwirklichen."