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01.05.2012

Friedenssicherung in Zeiten großer Not

Der Holzschnitt  von Hans Burgkmair d. Ä. (1473-1531) illustriert die Reliquienpräsentation vor dem knienden Kaiser durch zwei Bischöfe. Foto: Bistum Trier
Der Holzschnitt von Hans Burgkmair d. Ä. (1473-1531) illustriert die Reliquienpräsentation vor dem knienden Kaiser durch zwei Bischöfe. Foto: Bistum Trier
Zum 500. Jahrestag der ersten öffentlichen Präsentation des Heiligen Rocks beim Trierer Reichstag setzt sich ein neuer Sammelband mit politischen, religiösen und kulturellen Hintergründen auseinander. Es liefert wichtige Erkenntnisse zur frühen Neuzeit, die im Vergleich mit der Antike im historischen Bewusstein der Trierer eher unterrepräsentiert ist.

Kein geringerer als Kaiser Maximilian I. hatte 1512 den Anstoß zur Erhebung der Reliquie gegeben. Er hat damit – ob bewusst oder unbewusst – die Wallfahrt letztendlich begründet, die im Jubiläumsjahr wieder Hunderttausende Pilger anlockt.

Der Herrscher weilte im Frühjahr 1512 in Trier, um einen Reichstag abzuhalten, der wichtige Reformen verfolgte und als eine der bedeutendsten Reichsversammlungen der Frühen Neuzeit gilt. Sicherung des Landfriedens, Weiterentwicklung der Kriegsverfassung, Verschärfung der Reichssteuer und Reform des Reichsregiments waren die wichtigsten Themen. In einer von Kriegen, Seuchen, religiösen Konflikten und finanzieller Not geprägten Zeit dokumentiert der Reichstag die oft spannungsgeladenen Bemühungen des Kaisers und der Reichsstände um Lösungen für die drängenden Probleme.
  
Internationale Tagung

Die von Bibliotheksdirektor Professor Michael Embach und Stadtmuseumsleiterin Dr. Elisabeth Dühr herausgegebene Publikation beleuchtet in 15 Beiträgen politische, religiöse und kulturelle  Entwicklungen rund um das bedeutende Ereignis. Sie liefert zugleich ein buntes Panorama der trierischen Landesgeschichte zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Damit wird nach Einschätzung von Embach eine seit langem bestehende Lücke geschlossen. Die Neuerscheinung ist gleichzeitig der Berichtsband einer internationalen Tagung im Oktober 2010 in der Stadtbibliothek.

Reinhard Seyboth würdigt in dem Sammelband den Reichstag als „Phänomen von europäischem Rang“. Helga Schnabel-Schüle präsentiert einen Überblick der politischen Situation des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im frühen 16. Jahrhundert. Thomas Schauerte bewertet die Erhebung des Heiligen Rocks durch den Kaiser als Akt symbolischer Argumentation. Die Rolle Burgunds im Spannungsfeld von Karl dem Kühnen und Friedrich III. untersucht Sonja Dünnebeil. Die damalige Landesgeschichte Triers nimmt Franz Irsigler in den Blick.
 
Der Schwerpunkt religiöse und geistige Strömungen bietet Beiträge über die Reformatoren Luther, Calvin und Bullinger (Gunther Franz), den „Reliquienkonsum an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit“ (Anne Conrad), die alte Trierer Universität (Götz Tewes) sowie den Humanismus im Raum Trier-Luxemburg (Michael Embach). In der Sektion Politik, Wirtschaft und Recht untersucht Johannes Dillinger die Ansprüche Triers auf den Status einer Freien Reichsstadt, während Peter Krause sich mit den Juristen an der alten Trierer Fakultät befasst. Weitere Beiträge widmen sich der Reichsnotarordnung von 1512 (Franz Dorn), dem kurtrierischen Münzwesen (Klaus Petry), dem Dom (Wolfgang Schmid) und dem Grabmal von Erzbischof Richard von Greiffenklau (Stefan Heinz).
  • „Der Trierer Reichtag von 1512 in seinem historischen Kontext“, hrsg. von Michael Embach und Elisabeth Dühr, 29,80 Euro, (ISBN: 978-3-7902-0362-2), Vertrieb im Buchhandel und in der Stadtbibliothek Weberbach.
 
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