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20.11.2018

Fast vergessener Demokrat

Ludwig Simon
Ludwig Simon (1819-1872).

Außer einem Straßennamen erinnert derzeit in Trier nicht mehr viel an Ludwig Simon, 1848er Revolutionär und Abgeordneter im ersten frei gewählten deutschen Parlament. Sein 200. Geburtstag kann im nächsten Jahr gefeiert werden. Rechtzeitig ist nun eine Biographie erschienen, die erste gedruckte Buchveröffentlichung über sein Leben und seine Politik. Autor Jens Fachbach stellt in einem Gastbeitrag seine Publikation vor.

Ein merkwürdiges Schauspiel konnte man auf dem Trierer Hauptmarkt Anfang 1851 beobachten: Unter Trommelschlag heftete der Scharfrichter das Todesurteil gegen Ludwig Simon an einen hölzernen Schandpfahl, vor den Augen einer großen Menschenmenge, die später im Schutz der Nacht den Pranger heimlich mit Rosen schmückte. Immerhin: Der Verurteilte war rechtzeitig ins Schweizer Exil gegangen und in Sicherheit. Es war das traurige Ende einer steilen politischen Laufbahn im Zeichen der Revolution von 1848, als Trier „der schlimmste Punkt in der Provinz" gewesen war, wie ein preußischer Beamter bemerkte.

Ludwig Simon wurde 1819 in Saarlouis geboren, wuchs aber seit seinem dritten Lebensjahr in Trier auf, wo sein Vater Thomas Simon als Lehrer am Gymnasium tätig war. Nach dem Abitur an dieser Schule (ein Jahr nach Karl Marx, den sein Vater unterrichtet hatte) und einem Studium in Bonn kam Ludwig wieder nach Trier zurück, um am Landgericht seine berufliche Ausbildung fortzusetzen.

Nachdem er Anfang 1848 die Anwaltsprüfung abgelegt hatte, engagierte er sich offen politisch und wurde schließlich als Abgeordneter in das Parlament in der Frankfurter Paulskirche gewählt. Dort gehörte der begnadete Redner, den selbst seine Gegner bewunderten, der äußersten Linken an. Er war ein radikaler Demokrat, für den der Volkswille über allem stand. Daher ging Simon auch auf Distanz zu den „Socialdictatoren" Karl Marx und Friedrich Engels, die seiner Meinung nach auch nur die Herrschaft einer Klasse über die andere anstrebten, ebenso undemokratisch wie die Monarchie.

Simon blieb sich im Exil treu. Anders als andere Beteiligte der Revolution von 1848 konnte er sich nie überwinden, an die Gnade des preußischen Königs zu appellieren und starb, nachdem er lange als Bankier in Paris gearbeitet hatte, 1872 in Montreux.

Die jetzt vorliegende Biographie entstand anlässlich des 200. Jubiläums der Bonner Universität im Auftrag des dortigen Stadtmuseums und des Corps Palatia, zu dessen Stiftern Ludwig Simon gehörte. Das Buch ist im Museumsshop des Stadtmuseums Simeonstift erhältlich.

  • Jens Fachbach: „Ludwig Simon von Trier (1819-1872). 48er, Exilant, Europäer. Ein Lebensbild", hrsg. von Ingrid Bodsch, Verlag Stadtmuseum Bonn 2018, ISBN 978-3-931878-53-5