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28.06.2022

Fallzahlen erschreckend gestiegen

Zeitungsausschnitte zum Thema Enkeltrick
Der Anstieg der Fälle spiegelt sich auch in den Medien wieder, wie diese aktuelle Zusammenstellung zeigt. Fotomontage: Polizei
Rund 50 gemeldete Schockanrufe registrierte das Polizeipräsidium allein am 20. Juni, die meisten im Gebiet der Polizeiinspektion Trier. Die meisten Menschen erkannten die Betrugsmasche, beendeten die Gespräche und informierten die Polizei. Die Täter gaben sich etwa als Polizisten oder Angehörige aus, die von angeblichen schweren Unfällen oder Notlagen geliebter Menschen berichteten. Die hohe Zahl an einem Tag ist kein Einzelfall.

Wie der Polizeibeamte Michael Lui vom Team der Zentralen Prävention in Trier vergangenen Mittwoch im Seniorenbeirat berichtete, lag die Zahl der „Enkeltrick"-Fälle 2021 im Polizeipräsidium Trier bei 615 und damit deutlicher höher als im Vorjahr mit 269. Bei den Betrügereien mit falschen Polizisten gab es im gleichen Zeitraum einen Anstieg von 495 auf 636.

Wie gravierend diese Verbrechen sind, zeigt ein Einzelfall: Eine Geldübergabe mit einem vierstelligen Betrag fand am 20. Juni gegen 15.15 Uhr auf dem Parkplatz eines Supermarkts im Wasserweg statt. Eine 80-Jährige hatte mehrere Anrufe von falschen Polizisten und vermeintlichen Bediensteten von Gerichten erhalten. Ihre Tochter habe einen Unfall verursacht. Dabei sei eine schwangere Frau ums Leben gekommen. Zur Freilassung der Tochter müsse eine Kaution gezahlt werden.

Die 80-Jährige hob Geld ab und übergab die Summe an dem vereinbarten Treffpunkt. Diese Fall zeigt auch deutlich, wie skrupellos die Arglosigkeit und Hilfsbereitschaft älterer Menschen ausgenutzt werden.

Die Polizei warnt dringend davor, Unbekannten am Telefon persönliche Daten, Bankdaten, Lebensumstände oder ähnliche vertrauliche Informationen mitzuteilen. Weder die Polizei noch Bankmitarbeiter oder seriöse Geschäftsleute fragen am Telefon nach solchen Informationen. Die Beamten appellieren vor allem an die Seniorinnen und Senioren: „Lassen Sie sich am Telefon nicht zu Überweisungen, Datenfernzugriffen oder Handlungen im Zusammenhang mit Geldübergaben überreden. Rufen Sie Ihre Angehörigen, Ihre Bank oder die Polizei an und vergewissern Sie sich zu den angeblichen Telefonaten. Nutzen Sie hierzu die Ihnen vorliegenden Telefonnummern und nicht die am Telefon angezeigte oder vom Anrufer genannte. Dort erreichen Sie nur die Betrüger selbst." Vorsicht geboten sei auch bei Gewinnversprechen im Zusammenhang mit Spielaktionen oder bei Whatsapp-Nachrichten. Hier behaupten Unbekannte, sie seien ein Kind oder ein anderer naher Verwandter und hätten ihre Handynummer gewechselt. Wer sich darauf einlässt, bekommt kurz danach die Geschichte einer finanziellen Notlage aufgetischt und soll Geld überweisen.

In manchen Fällen kann auch das Schlimmste verhindert werden, weil Bankmitarbeiter stutzig werden, wenn ein langjähriger Kunde plötzlich einen größeren Betrag abheben will. Wie Carlo Schuff (Sparkasse Trier) im Beirat berichtete, werden die Mitarbeitenden des Kreditinstituts mindestens halbjährlich zu diesem Thema geschult und es gibt einen regelmäßigen Austausch darüber in Besprechungen der Filialteams. Zudem werden aktuelle Warnmeldungen umgehend intern und bei Bedarf an die Kundinnen und Kunden weitergeleitet.

Beide Vorträge sorgten in der von Seniorenbeiratsvorsitzendem Hubert Weis und seinem Stellvertreter Bernd Michels moderierten Runde für eine lebhafte Debatte. Dabei zeigte sich deutlich, dass das Thema nicht nur die Mitglieder sehr bewegt, sondern insgesamt in dieser Altersgruppe eine große Rolle spielt.

Petra Lohse

Zusätzliche Informationen zum Thema unter s.rlp.de/betuppen