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03.04.2012

Erzbischöfe und Humanisten

Erzbischof Poppo von Babenberg (986-1047)
Erzbischof Poppo von Babenberg (986-1047)
Vier prominente Persönlichkeiten der Trierer Geschichte sowie des heutigen Stadtteils Filsch sind Namenspatron für vier von sechs neuen Straßen im Baugebiet BU 13 (Im Freschfeld). Der Stadtrat stimmte bei 28 Ja-Stimmen, 16 Enthaltungen und einer Nein-Stimme der CDU den Bezeichnungen von Babenberg-, Clemens-Wenzeslaus-, Latomus- und Simon-Reichwein-Straße zu. Bei den anderen Straßennamen „Im Spieß“ und „Auf Ewes“ handelt es sich um Bezeichnungen für Flurstücke.
 
Poppo von Babenberg (986-1047) war von 1016 bis 1047 Erzbischof von Trier. Ihm verdankt Filsch seine zweite urkundliche Erwähnung. Poppo ließ in der Porta Nigra eine Stiftskirche errichten und stattete sie mit reichem Grundbesitz aus. Zwischen 1037 und 1047 erweiterte er den Dom nach Westen und ließ eine Krypta anlegen. Er wurde im Stift St. Simeon beigesetzt. Sein Grabmal und seine Reliquien befinden sich heute in der Kirche St. Simeon in Trier-West.

Clemens Wenzeslaus August Hubertus Franz Xaver von Sachsen (1739-1812) war der letzte Erzbischof und Kurfürst von Trier sowie Erbauer der Filscher Kapelle. Er schlug zunächst eine Militärkarriere ein, entschied sich aber aus gesundheitlichen Gründen für eine geistliche Laufbahn. 1763 wurde er Bischof von Freising und Regensburg. Später übernahm er diese Funktion für Trier und Augsburg. 1792 floh er vor den französischen Truppen nach Augsburg.

Bartholomäus Latomus (1485-1570) war ein bedeutender Vertreter des Humanismus an der alten Trierer Universität. Er studierte von 1516 bis 1521 in Freiburg. Nach einer Lehrtätigkeit in Köln und Leiden folgte er einem Ruf an die Trierer Hochschule. 1531 wurde er Lehrer in Paris. Nach einer Italienreise wurde er 1542 durch den Trierer Kurfürsten zum kurfürstlichen Rat mit Wohnsitz in Koblenz ernannt. Er nahm an den Religionsgesprächen in Regensburg (1546) und Worms (1557) teil.

Wegweisende Stadtansicht

Simon Reichwein (1501-1559) war Arzt, Gelehrter und Humanist. Nach Studien in Köln und einer pädagogischen Tätigkeit in Löwen kam er nach seiner Heirat mit einer Triererin 1533 in die Stadt. Reichwein war Professor an der Universität und Leibarzt mehrerer Kurfürsten. Nach seinen Zeichnungen entstand 1550 eine Trier-Ansicht, die über 250 Jahre das Stadtbild nach außen repräsentierte. Die Bezirksärztekammer verleiht heute die  „Simon-Reichwein-Plakette“ für besondere Verdienste im ärztlichen Arbeitsalltag, um die Gesundheit der Bevölkerung und um den Berufsstand.

Auch wenn der Stadtrat das Vorschlagsrecht für die Vergabe von Stra-ßennamen den jeweiligen Ortsbeiräten übertragen hat, kritisierte Jutta Föhr (SPD) in der Sitzung mit ironischen Anmerkungen das Fehlen von Frauennamen für die neuen Straßen und löste damit eine kurze Debatte aus. Die Enthaltung ihrer Fraktion solle dazu beitragen, die Praxis der Namensgebung nochmals zu überprüfen und ein Umdenken zu beschleunigen, so Föhr.

Thomas Albrecht (CDU) sprach sich für die Beibehaltung der jetzigen Handhabung aus. Uschi Britz (Grüne) plädierte dafür, die vom Kulturausschuss zu erstellende Auswahlliste  noch stärker unter dem Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit zu überprüfen.

Kulturdezernent Thomas Egger sagte im Stadtrat zu, schon in der nächsten Ausschusssitzung die Frage auf die Tagesordnung zu setzen. FWG-Fraktionsvorsitzende Christiane Probst sagte, die Berücksichtigung von Frauenanliegen werde nicht mit der Selektion von Frauennamen bei der Benennung von Straßen erreicht. CDU-Ratsmitglied Ricarda Kuhner brachte hingegen ihr Unverständnis über die Missachtung von weiblichen Namen, die durchaus auch zur Auswahl gestanden hatten, zum Ausdruck und lehnte die Vorlage ab.