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13.11.2018

Ermutigende Zeichen

Die Teilnehmer des Mahngangs zum 80. Jahrestag der Pogromnacht starten an der Porta Nigra.
Die Teilnehmer des Mahngangs starten an der Porta Nigra. Weitere Stationen sind der Hauptmarkt, das Textilgeschäft Sinn am Viehmarkt, das einmal der jüdischen Familie Haas gehörte, und die Stele in der Zuckerbergstraße. Dort stand früher die jüdische Synagoge.

Die Gedenkveranstaltungen zum 80. Jahrestag der Pogromnacht, in der jüdische Mitbürger Schreckliches erlitten, erreichten am 9. November ihren Höhepunkt. Neben der Erinnerung an die Opfer und die Mahnung, gerade angesichts aktueller Entwicklungen Intoleranz und Hass zu bekämpfen, gab es viele ermutigende Zeichen von Solidarität und Mitgefühl.

Das von der AG Frieden federführend vorbereitete Programm begann gegen 16 Uhr mit einem Mahngang durch die Innenstadt. Organisator Markus Pflüger zeigte sich erfreut, dass trotz Nieselregen rund 350 Personen, darunter viele Jugendliche und Studenten, den Weg von der Porta Nigra bis zur Stele am Ort der früheren Synagoge in der Zuckerbergstraße gemeinsamen gingen. Dort legten OB Wolfram Leibe und Jeana Bakal, Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde, einen Kranz nieder. Daneben schmückten viele Blumensträuße von Privatleuten den Gedenkort. Das Bild setzte sich fort bei der städtischen Gedenkstunde in der Viehmarkttherme, die kaum allen Besuchern Platz bieten konnte. Bakal sprach von einem „starken Zeichen". Sie nannte den Mahngang ein „ergreifendes Erlebnis" und ergänzte: „Unsere Gemeinde ist sehr gut in das städtische Leben integriert und erhält vielfältige Unterstützung."

Für die Stadtgesellschaft sei die Erinnerung an die Ereignisse von 1938 eine Daueraufgabe. Die damals geschlagenen Wunden, so Bakal, „können auch in 80 Jahren nicht heilen." Wie OB Leibe drückte die Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde ihr Bedauern aus, „dass es immer noch nicht möglich ist, solche Gedenkveranstaltungen ohne den Schutz der Sicherheitskräfte zu veranstalten" und dankte den Beamten für ihren Einsatz.

Leibe, der zusammen mit den anderen Stadtvorstandsmitgliedern, den Fraktionschefs und vielen weiteren Vertretern des gesellschaftlichen Lebens an der Gedenkstunde teilnahm, nannte es ermutigend, „dass wir heute eine so lebendige jüdische Gemeinde mit eigener Jugendgruppe haben." Er kritisierte das Argument, dass die große Zeitspanne von mittlerweile 80 Jahren eine Auseinandersetzung mit dem Pogrom erschwere: „Es stimmt nicht, dass man nichts über diese Zeit erfahren kann. Viele Daten, darunter kürzlich die Akten der Frankfurter Auschwitz-Prozesse, wurden zugänglich gemacht." Im Stadtmuseum zeige beispielsweise der Zeitzeugenbericht eines Schülers, dass es ein friedliches Miteinander von Christen und Juden gab. „Aber dann hetzte die NS-Zeitung ‚Der Stürmer‘ und von einem Tag auf den anderen war es vorbei mit der Freundschaft", sagte Leibe.

Der OB erwähnte den Beschluss des Stadtvorstands, die an diesem Tag angemeldete NPD-Demonstration rund um die Gedenkstunde untersagen zu lassen: „Unser Verbotsantrag war nicht erfolgreich. Das müssen wir in einem demokratischen Rechtsstaat aushalten. Aber auch hier haben wir ein Zeichen gesetzt. Ein Fackelzug und Nazi-Jargon sind gerade an einem solchen Tag nicht akzeptabel."

 
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