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18.06.2013

Erfolgreiche Sozialarbeit akut gefährdet

In der innenstadtnahen Ausonius-Grundschule treffen sich in der Pause Kinder aus zahlreichen Nationen auf dem Spielplatz.
In der innenstadtnahen Ausonius-Grundschule treffen sich in der Pause Kinder aus zahlreichen Nationen auf dem Spielplatz.
Die nach Einschätzung aller Beteiligten unverzichtbare Schulsozialarbeit in 16 Grundschulen sowie zwei weiterführenden Schulen steht auf der Kippe: Wenn das Land seine nach dem Start des Bildungs- und Teilhabepakets  heruntergefahrene Förderung nicht wieder erhöht, droht das Aus zum Jahresende.

Bürgermeisterin Angelika Birk bittet den Stadtrat um Unterstützung. Die Weichen müssten direkt nach den Ferien gestellt werden. Die Stadt hatte im Sommer 2011 mit dem Start des Bundesprogramms „Bildung und Teilhabe“  in 16 Grund- und zwei weiterführenden Schulen zusätzliche Sozialarbeiterstellen in Zusammenarbeit mit dem Palais e. V. und der Caritas geschaffen. Die Kosten der Trierer Projekte liegen jährlich bei 410.000 Euro. Das Bundesarbeitsministerium will nun die Förderung zum Jahresende auslaufen lassen.
 
Wie Birk bei einem Ortstermin in der Ausonius-Grundschule betonte, wären durch einen Wegfall zahlreiche Fortschritte im Sinne einer höheren Bildungsgerechtigkeit akut gefährdet:  „Mit Hilfe der Schulsozialarbeit können unterschiedliche soziale Probleme gelöst werden. Das verbesserte Umfeld wirkt sich sehr günstig auf die Lernprozesse aus.“  

Die Schuldezernentin will sich beim Bund und beim Land für eine Verlängerung der Förderung einsetzen und dankte dem Stadtrat für seine breite Unterstützung.  Eine Streichung würde die öffentliche Hand langfristig teuer zu stehen kommen. Oft könnten dann Probleme in den Familien oder Konflikte zwischen Schülern nicht mehr frühzeitig erkannt und behoben werden. Wenn diese Kinder in die Pubertät kämen, seien viel aufwändigere und teurere Hilfen des städtischen Jugendamts erforderlich.

„Ich weiß gar nicht mehr, wie wir das vor dem Start der Schulsozialarbeit alles geschafft haben.“ Mit diesen Worten beschreibt Norbert Ruschle, Leiter der Ausonius-Grundschule, die Bedeutung des Angebots. Seine Schule hat einen Förderschwerpunkt für beeinträchtigte Kinder. Die dort unterrichteten 150 Schüler stammten aus rund 30  Nationen und  hätten oft unzureichende Deutschkenntnisse. In vielen Familien, nicht nur aus der Unterschicht, gebe es zudem Vernachlässigungstendenzen. Andere Schüler würden dagegen von ihren Eltern umfassend umsorgt. „Die Schere zwischen diesen Gruppen geht immer weiter auseinander“, betonte der Rektor der Innenstadt-Grundschule.
 
Sozialarbeiterin Simone Fassbender entlaste die Lehrer deutlich. Diese könnten sich wieder viel besser auf ihre eigentlichen Aufgaben in der Wissensvermittlung und Förderung konzentrieren. „Früher gingen die ersten zehn Minuten einer Unterrichtsstunde oft für das Beilegen von Konflikten zwischen den Schülern drauf. Jetzt gibt es Dritt- und Viertklässler als Streitschlichter, die die Sozialarbeiterin ausgebildet hat“, berichtet der Rektor. Fassbender bietet außerdem  Arbeitsgemeinschaften in der Pause und nach dem Unterricht an. In Trainings werden die Selbstwahrnehmung und die Sozialkompetenzen der Schüler verbessert. Außerdem gibt es eine feste Sprechstunde, Elternberatungen sowie Runde Tische mit dem Jugendamt. Diese Angebote sind oft ein wichtiges Frühwarnsystem für Konflikte in Familien bis hin zu gewaltätigen Übergriffen.