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11.12.2018

Eine Stadt für große Ausstellungen

Szene aus dem in dem Mitgeh-Theaterstück „Marx! Love! Revolution!“ mit Tobias Schweiger
Die Marx-Statue am Simeonstiftplatz avancierte schnell zu einem beliebten Selfie-Motiv. Schauspieler Tobias Schweiger (l.) greift dieses Phänomen in dem Mitgeh-Theaterstück „Marx! Love! Revolution!“ auf, das auch 2019 auf dem Programm der TTM steht.
Die Karl-Marx-Landesausstellung ging am 21. Oktober zu Ende. Mit ein paar Wochen Abstand haben die Veranstalter jetzt nochmal eine Bilanz des Jubiläumsjahrs gezogen. Fazit: Der finanzielle Rahmen wurde eingehalten, die Stadt profitierte von vielen zusätzlichen Besuchern. Wichtiger erscheint aber, dass Trier eine neue Sicht auf Marx in die Welt getragen hat und die Stadt sich endlich mit ihrem berühmtesten Sohn identifiziert.

Triers Kulturdezernent Thomas Schmitt brachte es bei der Bilanz- Pressekonferenz zum Trierer Karl-Marx-Jahr auf den Punkt: „Die Ausstellung hat sowohl die glühenden Gegner als auch die glühenden Fans von Karl Marx enttäuscht." Soll heißen: Marx wurde nicht glorifiziert, aber er wurde auch nicht auf die Untaten kommunistischer Regime im 20. Jahrhundert reduziert. Salvatore Barbaro, Staatssekretär im Kulturministerium, bemerkte: „Die emotionalen Pro- und Contra-Debatten um die 200-Jahr-Feier sind mit der Eröffnung der Ausstellung verstummt."

Das unter der Leitung von Beatrix Bouvier ausgearbeitete wissenschaftliche Konzept und die mit dem Designpreis Rheinland-Pfalz ausgezeichnete Ausstellungsarchitektur konnten überzeugen. Und begeistern: „Es gab eine unglaubliche weltweite Resonanz und gleichzeitig ein erstaunliches bürgerschaftliches Engagement in Trier. Trier hat sich nach Konstantin und Nero endgültig als Standort hochkarätiger Ausstellungen etabliert", sagte Barbaro.

Tatsächlich enthält der Pressespiegel der Ausstellungsgesellschaft 1695 Artikel aus Zeitungen und Online-Medien von Japan bis Bolivien. Etwa jeder sechste Ausstellungsbesucher kam aus dem Ausland, wie eine Befragung unter 688 zufällig ausgewählten Gästen ergab. Die 600 Termine des Begleitprogramms brachten das Thema vielen unterschiedlichen Zielgruppen nahe. „Marx hat Trier elektrisiert", so Barbaro.

Exakt 94.408 Besucher wurden in der Landesausstellung gezählt. Damit wurde die Zielvorstellung, wie Barbaro einräumte, nicht ganz erreicht. Ein Grund dürfte der extrem heiße Sommer gewesen sein, der Indoor-Veranstaltungen sicher nicht begünstigte. In das Karl-Marx-Haus kamen bis Ende November 57.000 Gäste – ein absoluter Rekord, obwohl das Museum nach dem Umbau erst am 5. Mai wieder eröffnet wurde. Die Befragung ergab, dass Marx für 75 Prozent der Besucher der Hauptanlass war, um nach Trier zu kommen. Die durch das Jubiläum zusätzlich generierte Wertschöpfung wird mit 6,4 Millionen Euro beziffert.

Zuschussbedarf: 2,5 Millionen

Die Ausgaben für die Landesausstellung beliefen sich inklusive Marketing auf rund 4,8 Millionen Euro. Zieht man davon die Einnahmen durch Eintrittsgelder und die Förderung durch die Bundesregierung ab, bleibt ein Zuschussbedarf von 2,5 Millionen Euro, der zu drei Vierteln (1,875 Millionen) vom Land Rheinland-Pfalz und zu einem Viertel (625.000 Euro) von der Stadt Trier getragen wird. „Damit haben wir das Budget, das vom Stadtrat bewilligt wurde, unterschritten", betonte Thomas Schmitt. Auch Barbaro zeigte sich zufrieden: „Der Landeszuschuss bewegt sich in dem für solche Ausstellungen üblichen Rahmen."

Die Teilnehmer der Besucherbefragung wurden gebeten, Schulnoten für die Standorte der Landesausstellung zu vergeben. Dabei erhielten das Landes- und das Stadtmuseum jeweils die Durchschnittsnote 1,6. Besonders gut schnitten dabei Einzelaspekte wie Themenauswahl, Exponate, Präsentation und Informationen ab.

Sicher ist, dass Trier mit Karl Marx sein Profil schärfen konnte und damit neben der Antike ein zweites touristisches Standbein gefunden hat. Thomas Schmitt stellte klar: „Wir werden weiter auf Marx setzen."