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12.01.2021

Eine Geschenkliste und närrische Zeiten

Närrische Ratssitzung 2003.
Gute Stimmung war bei den närrischen Ratssitzungen, an die Helmut Schröer (r.) in seinem neuen Buch erinnert, garantiert. 2003 verwandelte sich der Ratssaal in das „Gasthaus zur leeren Kasse“.
Reich an Fakten und Anekdoten: Der dritte Band „Trierer Geschichten“ des früheren Oberbürgermeisters Helmut Schröer wartet mit einem bunten Themen-Mix zur jüngeren Stadtgeschichte in elf Kapiteln auf.

Als sich Trier Anfang der 1980er Jahre mitten in den Vorbereitungen für die 2000-Jahr-Feier befand, landeten beim damaligen Wirtschaftsdezernenten Helmut Schröer immer öfter Anfragen von Firmen und Institutionen, womit man denn dem Rathaus zum seltenen Jubiläum eine besondere Freude bereiten könnte. Schröer erkannte die einzigartige Chance, die sich daraus ergab, denn der kommunale Haushalt schrieb auch damals schon rote Zahlen. Im Stadtvorstand, so erzählt es Schröer im dritten Band seiner „Trierer Geschichten“, unterbreitete er den Vorschlag, doch eine Geschenkliste zu erstellen, wie sie auch bei Hochzeitsfeiern üblich geworden war. Die Idee stieß auf breite Zustimmung: „Die Dezernenten wurden aufgefordert, Vorschläge zu machen, die es verdienten, in den Genuss einer unerwarteten Finanzierung zu kommen.“

So erwiesen sich die Feierlichkeiten von 1984 zum 2000-jährigen Stadtjubiläum zugleich als ein kleines Konjunkturprogramm: Neben Restaurierungen der Barockfiguren im Palastgarten, des Zollkrans, des Georgsbrunnens und des Portals von St. Gangolf gehen auch der von Klaus Apel gestaltete Handwerkerbrunnen, die Sanierung des Zollhauses am Katharinenufer und der farbige Anstrich des historischen Moselkrans auf die Geschenkliste zurück. Gespendet hatten auch viele Privatleute, die damit ihren Bürgergeist demonstrierten. Die 2000-Jahr-Feier hatte in Trier ein neues Wir-Gefühl erzeugt.

Viele Hintergrundinformationen präsentiert Schröer zur Vorgeschichte des ersten Altstadtfests 1981, das damals noch im September stattfand. Das Konzept musste nach einem Stadtratsbeschluss vom März in wenigen Monaten aus dem Boden gestampft werden. Den Abzug der französischen Soldaten aus Trier im Jahr 1999 beschreibt Schröer als einschneidendes Ereignis der Stadtgeschichte, das durchaus mit Wehmut verbunden gewesen sei. Durch die nun mögliche Umnutzung militärischer Flächen habe sich zugleich eine große Chance für die Stadtentwicklung geboten.

Aus aktueller Sicht sehr aufschlussreich ist das Kapitel über die Einführung des Stadtlogos, das bis 2020 das Corporate Design des Rathauses prägte. Die abstrahierte Porta von 1995 stieß in der Öffentlichkeit zunächst auf wenig Gegenliebe, manche sahen eine Ähnlichkeit mit dem Logo von McDonalds.

Im Vergleich dazu verlief die Einführung des jetzigen Stadtlogos im Herbst 2020 fast reibungslos. Der mit zahlreichen Fotos garnierte Rückblick auf die närrischen Ratssitzungen der Jahre 1979 bis 2007 ist eine amüsante Fundgrube: Mit Hilfe der Kostümabteilung des Theaters ließen sich die kommunalen Spitzenpolitiker mal als Punks, mal als Clowns oder auch als römische Senatoren ausstaffieren.

Zu den weiteren Themen zählen die Gründung des Messeparks und die Trierer Städtepartnerschaften. Und ganz nebenbei erfährt der geneigte Leser, was es mit dem „Adenauer-Blick“ auf sich hat und wer die Pommes frites in Trier populär gemacht hat.

  • Helmut Schröer, „Trierer Geschichten“, Band 3, Paulinus Verlag, 177 Seiten, ISBN 978-3-7902-1745-2.

Ralph Kießling