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28.06.2022

Eine Epoche wird besichtigt

Präsentationm von Exponaten in der ausstellung "Der Untergang des römischen Reichs"
Wertvolle und selten gezeigte Originale aus der Spätantike faszinieren in der historischen Ausstellung im Landesmuseum. Im Vordergrund: ein marmorner Kaiserkopf aus dem frühen 5. Jahrhundert. Ob das Porträt – eine Leihgabe aus dem Louvre in Paris – den weströmischen Herrscher Valentinian III. darstellt oder dessen östliches Pendant Theodosius II., lässt sich nicht bestimmen.

Trier will in den nächsten Monaten seinem Anspruch als „Zentrum der Antike" wieder einmal gerecht werden: Die am Samstag eröffnete Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reichs" zählt, so Innenminister Roger Lewentz, deutschlandweit zu den kulturellen Highlights des Jahres und setzt erneut auf die schon bei Konstantin, Nero und Marx bewährte Kooperation zwischen Land, Stadt und Bistum mit ihren jeweiligen Museen.

Unter den Machern und Verantwortlichen ist die Vorfreude auf die Ausstellung groß. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es aufgrund der Corona-Pandemie lange Zeit nicht sicher war, ob und in welcher Form sie überhaupt stattfinden kann. Oberbürgermeister Wolfram Leibe ist überzeugt, dass das Thema auf breites Interesse stoßen wird: „Wir stellen spannende Fragen: Wie kommt es zu so einem Zivilisationsbruch? Warum gibt es plötzlich in den Städten keine Wasserleitungen mehr und keine Gebäude aus Stein? Trier macht sich mit den Landesausstellungen weltweit bekannt, sie bereichern unsere Stadt auf vielfältige Weise."

Die Region wird durch weitgereiste Besucherinnen und Besucher profitieren. Roger Lewentz, der als rheinland-pfälzischer Innenminister jetzt auch für die Generaldirektion Kulturelles Erbe und somit für das Landesmuseum zuständig ist, stellte fest: „Es gibt bereits über 700 Anmeldungen für Gruppenführungen. Wir rechnen mit einer hohen Wertschöpfung, ähnlich wie bei der Nero-Ausstellung."

Erneut ermöglicht es die Verteilung auf drei Standorte, unterschiedliche Themen und Perspektiven aufzugreifen. Das Rheinische Landesmuseum nimmt in der zentralen historischen Ausstellung anhand von internationalen Spitzenexponaten die Faktoren und Ursachen des Untergangs der einstigen Weltmacht im Zeitraum zwischen 340 und 490 nach Christus in den Blick. Zu den „Untergangsfaktoren" zählen demnach: die Aufgliederung des Reichs und die Entstehung neuer Machtzentren, darunter Trier, die zu zahlreichen Bürgerkriegen führte, der Druck auf die überdehnten Außengrenzen durch Verbände der Vandalen, Goten und Hunnen und das aufstrebende Christentum, das das entstehende Machtvakuum zunehmend ausfüllte. Der Abgesang auf Rom wird in der Ausstellung wie ein Sonnenuntergang inszeniert: Von anfänglich hell ausgeleuchteten Räumen gelangen die Besucherinnen und Besucher Schritt für Schritt in eine immer dunkler eingefärbte Umgebung.

Unter dem Titel „Das Erbe Roms" beleuchtet das Stadtmuseum Simeonstift, vor allem mit sorgfältig ausgewählten Werken aus den verschiedenen Genres der bildenden Kunst, die Resonanz des Imperiums in der Kulturgeschichte vom Mittelalter bis in die heutige Zeit. Über die Jahrhunderte hinweg war das römische Reich der Knotenpunkt der kollektiven Erinnerung in Europa, ob als Vorbild und Sehnsuchtsort oder auch als „schlimmstes Unglück". Rom lebte fort in den Sagen der Nibelungen und des Artus und in der Kaiseridee von Karl dem Großen bis Napoleon.

Im Ausstellungsteil „Im Zeichen des Kreuzes – Eine Welt ordnet sich neu" im Museum am Dom widmet man sich der Geschichte des Christentums im Rhein-Mosel-Raum vom 4 bis zum 7. Jahrhundert. Schwerpunkte liegen auf der frühesten Baugeschichte des Trierer Doms und auf dem einzigartigen frühchristlichen Gräberfeld von St. Maximin. Zum Schrein des 358 gestorbenen Trierer Bischofs Paulinus werden neueste Forschungsergebnisse präsentiert.

Alle drei Museen sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, für angemeldete Gruppen täglich von 9 bis 18 Uhr. Das Kombiticket für Erwachsene kostet 22 Euro, ermäßigt 19 Euro. Das Familienticket für zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder ist für 44 Euro zu haben. Es gibt auch günstigere Einzeltickets für die Teilausstellungen. Kinder unter sieben Jahren haben freien Eintritt.

Ralph Kießling