Sprungmarken
10.01.2012

Ein Theater für 5,5 Millionen Mark

Drei Jahre dauerten die Bauarbeiten am neuen Theater, bis im September 1964 das Dreispartenhaus seine Pforten in direkter Nähe zum Rathaus öffnet. Foto: Stadtarchiv
Drei Jahre dauerten die Bauarbeiten am neuen Theater, bis im September 1964 das Dreispartenhaus seine Pforten in direkter Nähe zum Rathaus öffnet. Foto: Stadtarchiv
Seit nunmehr 48 Jahren unterhält das Theater am Augustinerhof Besucher in den drei Sparten Schauspiel, Tanz und Musik. Doch der Weg zur festen Spielstätte war steinig und glich mit seiner wechselhaften Geschichte dem Plot einer Shakespeare’schen Komödie – und begann bereits im 19. Jahrhundert.

„Das Kapuzinerkloster wird bestimmt zur Einrichtung eines Schauspielhauses“ – diese Verfügung Kaiser Napoleons datiert aus dem Jahr 1802 und gilt als Geburtsstunde des Trierer Theaters. Per Dekret übergab er schließlich 1804 das durch die Säkularisation leer gewordene Klostergebäude am Viehmarkt an die Stadt Trier, das ab 1815 mehrfach ausgebaut wurde. In der Folgezeit kam der Spielbetrieb aus finanziellen und baulichen Gründen mehrfach zum Erliegen, Das änderte sich erst 1865, als die Renovierungsarbeiten vollendet und der großzügige Komplex – im Bühnensaal gab es 519 Sitz- und 200 Stehplätze – mit Schillers Drama „Die Räuber“ eingeweiht wurde.

Unter Leitung von Heinz Tietjen erlebte das Theater zwischen 1907 und 1922 seine künstlerische Blütezeit. 1919 übernahm die Stadt dann endgültig das Theater. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schauspielhaus bei einem Bombenangriff im Dezember 1944 zerstört. Die Triererinnen und Trierer mussten jedoch nur kurz auf ihr Theater verzichten, das ab Oktober 1945 eine neue Heimat in den Räumen der Treviris am Pferdemarkt fand. Die Spielzeit 1946/47 wurde mit Beethovens Oper „Fidelio“ bereits als Dreispartentheater bestritten. 1952 folgte der Umzug ins „Bischof-Korum-Haus“ in der Rindertanzstraße.

Den Beschluss eines Theaterneubaus fasste der Trierer Stadtrat im Januar 1959. Als Standort wurde das Gelände der im Krieg zerstörten Agnetenkaserne an der Weberbach bestimmt. Aus 56 eingereichten Entwürfen des bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerbs ging schließlich der Beitrag von Professor Gerhard Graubner aus Hannover als Sieger hervor. Gemeinsam mit dem Trierer Architekten Hans Schneider wurde er mit der Realisierung des mit 5,5 Millionen Mark avisierten Projekts beauftragt.

Verlegung an den Augustinerhof

Die Idee, ein kulturelles Zentrum direkt neben den Kaiserthermen zu errichten, wurde jedoch 1961 ad acta gelegt, als man bei Ausschachtungsarbeiten an der Weberbach auf römische Mauerreste stieß. Bei der Suche nach einem neuen Standort rief der Rat die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Aus 28 eingegangenen Vorschlägen wurde schließlich das Gelände am Augustinerhof von der Kapelle bis zur Antoniuskirche gewählt, da sich dort die Möglichkeit bot, „den Plan – spiegelbildlich – so durchführen zu können, wie er an der Weberbach vorgesehen ist, so daß wir ohne nennenswerten Mehraufwand an Geld und Zeit anfangen können“, wie der damalige Oberbürgermeister Dr. Heinrich Raskin betonte.

Der erste Spatenstich erfolgte im Sommer 1961, die Grundsteinlegung fand am 12. Januar 1962 im Beisein zahlreicher Gäste sowie Bürgerinnen und Bürger statt. Die Urkunde für die Grundsteinlegung wurde im Grundstein eingemauert. Mitte September 1962 waren bereits vier Fünftel des Rohbaus fertig gestellt und am 27. September 1964 heißt es erstmalig „Vorhang auf“ für den neuen Trierer „Kulturtempel“.

Auch 48 Jahre nach der Eröffnung ist das Theater aus dem städtischen Kulturleben nicht mehr wegzudenken und fest im Bürgerbewusstsein verankert. Mit einer Reihe erfolgreicher Inszenierungen, wie beispielsweise zuletzt dem Musical „West Side Story“, hat sich das Theater auch überregional einen Namen gemacht.

Heute sind über 200 Mitarbeiter beim Theater beschäftigt. Gerhard Weber, der seit 2004 die künstlerischen Geschicke leitet, ist der siebte Nachkriegsintendant des Dreispartenhauses. Vergangenen Sommer wurde das Gebäude teilweise brandschutzsaniert und sicherheitstechnisch erneuert.