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14.09.2010

Drunter und drüber

Viele Menschen achten gar nicht auf die gusseisernen Deckel mit dem¿Petrusmotiv auf dem Boden der Fußgängerzone. Kaum jemand bleibt stehen und beschäftigt sich mit ihnen, doch eigentlich gibt es viel Interessantes über sie zu sagen.

Unter den circa 14.000 Kanaldeckeln im Stadtgebiet sind einige schon über 100 Jahre alt. Für den Trierer Druckkünstler Bernhard Maria Müller, der die Motive auf Papier presst, sind die Schachtabdeckungen auch ein Teil Stadtgeschichte. Als im Jahr 1900 das Trierer Kanalnetz erweitert wurde, entschloss man sich, im Zuge dieser Erneuerung auch die Zugänge zu den Schächten hervorzuheben. Um einen Bezug zur Stadt herzustellen, wurde auf den Deckeln das Motiv des Trierer Stadtpatrons Petrus abgebildet. Die in den Jahren 1899 bis 1903 hergestellten Schachtdeckel zeigten ihn mit Schlüssel und Buch, von Weinreben umgeben. Dieser Petrusdeckel ist in seiner ursprünglichen Form nur noch selten zu finden. Nahezu im gesamten Stadtgebiet sieht man heute die aus dem Jahr 1993 stammenden Deckel mit einem leicht geänderten Design. Auch der hier abgebildete Deckel gehört zu den neueren Modellen und ist auf dem Domvorplatz verbaut. Fast alle alten Deckel sind mittlerweile ausgetauscht. Vor allem auch aus Sicherheitsgründen.

Druckkunst vor dem Dom

Über den Kanaldeckeln, genauer gesagt, über einem Exemplar vor dem Trierer Dom, machte sich der Druckkünstler Müller Ende Juli zu schaffen. Er bemalte den Deckel, um dann die Silhouette auf ein Stück Papier zu pressen. Ein Video seiner Arbeit gibt es auf der Internetseite der Stadtwerke Trier zu sehen. Müller, der zur Zeit an einem Buch über Wasser arbeitet, wollte schon immer etwas mit den Kanaldeckeln machen. „Ich gehe mit den Augen eines Handpressdruckers durchs Leben, da achtet man ganz besonders auf erhabene Dinge“, erzählt er.

„Die Kanaldeckel bieten sich wegen ihrer Form und Struktur optimal an, um sie von Hand auf Papier zu pressen. Dabei entstehen Originalgrafiken, und ich halte damit auch ein Stück Stadtgeschichte fest”, so Müller weiter. Das Thema seines Buches bot sich an, die Deckel abzudrucken. Auch Fragmente des ältesten Kanaldeckels aus dem Jahr 1899 werden darin zu sehen sein. Müller wird seine Kunstwerke in nächster Zeit ausstellen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.

Unter den Kanaldeckeln Triers herrscht übrigens schon seit über einem Jahrhundert ein geregelter Abfluss. Der Beginn der Trierer Abwasserreinigung ist auf das Jahr 1901 datiert, als im damaligen St. Marien ein Absatzbecken entstand. Zwar gab es bereits zur Römerzeit Abwassergräben, die Selbstreinigungskraft der Mosel reichte jedoch zum Klären aus. Das erste mechanische Klärwerk entstand  1959. An der selben Stelle reinigt das Hauptklärwerk Trier heute jährlich circa 8,5 Millionen Kubikmeter Abwasser.

Zahlen über Zahlen

Über den Deckeln der Stadt, wo mehr als 100.000 Einwohner ihre Abwässer in das Kanalsystem leiten, bekommt von den unterirdischen Ka-nälen kaum jemand etwas mit. Auf einer Fläche von 117 Quadratkilometer erstrecken sich circa 477 Kilometer Kanalnetz. Im Schnitt werden in privaten Haushalten 128 Liter Wasser pro Tag und Bewohner verbraucht, die dann durch die Kanäle im freien Gefälle Richtung Klärwerk fließen. Aber nicht nur das Abwasser aus Haushalten, sondern auch Regen wird durch das Kanalsystem abgeleitet. Trotzdem kommt es selbst bei großen Wassermengen nicht zu einem Überlaufen der Kanäle, da insgesamt 53 Regenentlastungsbauwerke die Regenmassen in Mosel, Kyll oder Ruwer ableiten. Außerdem kann das Wasser in insgesamt 18 Regenrückhaltebecken fließen.

Unter den Deckeln unserer Stadt tut sich also ganz schön viel. Mehr als neun Millionen Kubikmeter Abwasser wurden im vergangenen Jahr über das System unter den Schachtdeckeln bewegt. Und über allem wacht Petrus.
 
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