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16.07.2013

Die Stehauffrau von Ehrang

Christina Stoffel feierte ihren 100. Geburtstag

Christina Stoffel mit Bürgermeisterin Angelika Birk (r.) und dem Ortsvorsteher von Ehrang-Quint, Günther Merzkirch. Foto: PA
Christina Stoffel erzählt Bürgermeisterin Angelika Birk (r.) und dem Ortsvorsteher von Ehrang-Quint, Günther Merzkirch, aus ihrem Leben. Foto: PA
Mofa fahren und Mensch-ärgere-dich-nicht spielen: So facettenreich wie ihre Hobbys ist auch das Leben von Christina Stoffel. Vergangene Woche feierte sie im Kreis ihrer Verwandten ihren 100. Geburtstag. Bürgermeisterin Angelika Birk und Ehrangs Ortsvorsteher Günther Merzkirch gesellten sich zu der fröhlichen Runde und überbrachten die Glückwünsche der Stadt und von Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

„Ich habe nichts geschenkt bekommen, ich hätte nicht gedacht, dass ich 100 werde“, sagte die Triererin. Umso überraschender ist es, dass sie, wie Birk feststellte, nicht wie 100, sondern höchstens wie 80 aussehe. Das kann aber daran liegen, dass sie ihr Leben lang aktiv war. Über 50 Jahre trug sie in Ehrang den Trierischen Volksfreund aus, den sie auch heute noch jeden Tag liest. „Sie wollte immer arbeiten, sonst fühlte sie sich unwohl“, sagte ihre Tochter Christel Schulte.

Mit 60 schwimmen gelernt

Dass die 100-Jährige, die 1913 in Issel geboren wurde,  auch noch bis ins hohe Alter unternehmungslustig war, bereitete ihren Kindern allerdings auch manchmal Sorgen: „Wir mussten das Mofa verkaufen, als sie über 80 war, sonst wäre sie immer weiter damit gefahren“, erinnerte sich Tochter Marlies Reinhard.

Stoffel ließ sich allerdings nie bremsen und stellte sich immer wieder neuen Herausforderungen. So traf sie zum Beispiel mit 60 Jahren den Entschluss, schwimmen zu lernen. Seit einigen Jahren ist ihr Tatendrang jedoch durch einen Beinbruch und eine Rückenverletzung ein wenig eingeschränkt. Seitdem ist sie auf einen Rollator angewiesen. „Sie war aber vorher schon ein bisschen eitel“, erzählt Gerlinde Thul, Enkelin der 100-Jährigen, „Sie hat sich nie eingestanden, dass sie einen Gehstock braucht und als Tarnung den Regenschirm genommen“.

Reisebegeistert bis ins hohe Alter

Schon immer unternahm Stoffel viele Reisen – ihr letzter Flug ging mit 86 Jahren in den Urlaub nach Portugal. Von Touren lässt sie sich auch mit 100 nicht abhalten. So macht sie heute noch Ausflüge mit dem Sozialverband VdK und der Arbeiterwohlfahrt, auf die sie sich immer wieder freut. Zuhause widmet sie sich gerne ihrem Lieblingsspiel Mensch-ärger-dich-nicht.

Seit 1938 in der Quinter Straße

Seit 1938 wohnt sie in Ehrang, immer in der Quinter Straße, aber in drei verschiedenen Häusern. Ihr Mann Paul verstarb bereits 1963. Stoffel hat zwei Töchter, vier Enkel, fünf Urenkel und sogar zwei Ururenkel. Betreut wird sie von ihren Verwandten und Cilli Schuster, einer Freundin der Familie. Sie lebt aber noch alleine in ihrem Haus, wo sie bis vor drei Jahren selbst den Haushalt erledigte.

„Rückblickend“, sagt sie, „würde ich alles wieder genauso machen.“ Enkelin Gerlinde ist stolz auf ihre Oma: „Sie hat nicht ihren Mann, sondern immer ihre Frau gestanden.“ Und auch Birk ist beeindruckt: „Sie sind eben eine richtige Stehauffrau!“