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07.05.2013

Die Schwächsten sind besonders gefährdet

Kinder verhalten sich im Straßenverkehr anders als Erwachsene, sie sind schwerer sichtbar und oft unberechenbar. Warnkragen-Aktionen – wie hier von den Stadtwerken – helfen, das Risiko von Unfällen zu senken.
Kinder verhalten sich im Straßenverkehr anders als Erwachsene, sie sind schwerer sichtbar und oft unberechenbar. Warnkragen-Aktionen – wie hier von den Stadtwerken – helfen, das Risiko von Unfällen zu senken.
Laut dem aktuellen Kinderunfallatlas der Bundesanstalt für Straßenwesen liegt Trier bei der Unfallquote von bis zu 15-Jährigen auf dem viertletzten Platz. Die Unfallbelastung wird als „hoch“ eingestuft. Gründe, weshalb das so ist und was die Stadt dagegen unternimmt, wollte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einer Anfrage  im Stadtrat wissen.

Beigeordnete Simone Kaes-Torchiani verwies im Rat auf die vielfältigen Bemühungen der Stadt, Unfälle erst gar nicht entstehen zu lassen. In Zusammenarbeit mit der Polizei setze man verstärkt auf Prävention und Aufklärung. Die vor zwei Jahren von der Lokalen Agenda 21 und der Mobilen Spielaktion auf der ersten Kinder-Zukunftskonferenz ausgefüllten mehr als 700 Fragebögen seien von den zuständigen städtischen Ämtern und der Polizei ausgewertet worden.

Vielfach enthielten die Bögen Anregungen und massive Beschwerden, die das Verhalten der motorisierten Verkehrsteilnehmer beträfen. So werde immer wieder bemängelt, dass Autofahrer vor Zebrastreifen nicht halten, nicht beim Abbiegen blinken, zu schnell oder bei Rot über die Ampel fahren. Gespräche der Kinder mit der Polizei und der Stadtverwaltung zu den Inhalten der Fragebögen hätten Ende 2011 stattgefunden. Anhand von Lage- und Signalplänen betroffener Knotenpunkte seien Probleme besprochen und Abläufe erklärt worden, betonte Kaes-Torchiani.

Beim Knotenpunkt Balduinsbrunnen sei auf Anregung aus der Kinder-Fragebogenaktion eine Verbesserung für Radfahrer, die aus der Roonstraße kommen, erfolgt. Die Ampel signalisiere speziell den Radfahren schon drei Sekunden früher als dem motorisierten Verkehr das Grünzeichen. Somit könnten Radfahrer schon vor den anderen Verkehrsteilnehmern ungefährdeter in den Kreuzungsbereich einfahren. Eine weitere Verbesserung – auch von Kindern angeregt – sei beim signalisierten Knoten Matthias-/Aul-/Medardstraße realisiert worden. Hier wurde die Grünzeit für den Fußgänger auf der langen Furt verlängert.

Dass Gefährdungen trotz guter baulicher und verkehrstechnischer Lösungen oft aus menschlichem Fehlverhalten resultiere, zeige das Beispiel Fußgängerquerung von der Fabrikstraße über die Allee in die Sichelstraße, so Kaes-Torchiani. Im Rahmen der Fragebogenaktion habe es Beschwerden zu dieser Querung, die bereits für die Fußgänger signaltechnisch optimiert war (Schulweg), gegeben. Die Grünzeiten waren verlängert worden und die Signalanlagen wurden als erste in Trier mit Fußgänger-Videodetektoren ausgerüstet, um den Fußgängerstrom zu messen.

An dieser Anlage zeige sich insofern ein typisches Fehlverhalten, weil von der Fabrikstraße kommend die Fußgänger zuerst die Busspur bei Rot überqueren („es kommt ja gerade kein Bus“) und anschließend auf der schmalen Trenninsel vor den beiden Spuren für den motorisierten Individualverkehr stehen bleiben, da diese wie die Busspur auf rot geschaltet sind. Daher dränge sich der Verdacht auf, diese Insel wäre zu schmal für das Fußgängeraufkommen. Tatsächlich dürfte bei Beachtung der Fußgängersignale niemand auf der Insel stehen.

Im Jahr 2012 hat die Polizei 20 Unfälle mit aktiver Kinderbeteiligung verzeichnet, also Unfälle, bei denen Kinder verletzt wurden als Fußgänger, Radfahrer oder mit sonstigem Spielgerät, nicht als Mitfahrer im Auto. Alle Unfälle mit aktiver Kinderbeteiligung sind durch sachverständige Beamte der Verkehrspolizei analysiert worden.

Werden Verbesserungsmöglichkeiten gesehen, die sich im Rahmen des wahrscheinlich Machbaren auch realisieren lassen, werden diese durch die Polizei der Straßenverkehrsbehörde mitgeteilt. 2012 sei das ein Mal der Fall gewesen. Zwei der Unfälle mit aktiver Kinderbeteiligung waren Schulwegunfälle. Die Unfallursachen lagen hier allein im Fehlverhalten der Fahrzeugführenden. Eine Autofahrerin war etwa mit beschlagenen Autoscheiben unterwegs und hatte kein  ausreichendes Sichtfeld.

In allen anderen Fällen konnte leider auch ein Ortstermin mit Berücksichtigung des Unfallhergangs nicht die Erkenntnis bringen, wie ein weiterer Unfall durch verkehrstechnische oder verkehrsrechtliche Maßnahmen zukünftig zu vermeiden wäre. Alle Kinderunfälle haben sich nicht an den in der Liste aus der Zukunftstkonferenz genannten Stellen ereignet.

Der Unfallkommission seien keine weiteren Unfall-Gefahrenstellen im Hinblick auf Kinder bekannt, so Kaes-Torchiani. Die Unfallhäufungsstellen von 2012 waren ohne Kinderbeteiligung.