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11.05.2021

Die Mode und der Tod

Die Studierenden beschäftigten sich mit experimentellen Origami- und Faltentechniken. Auch arbeiteten sie typische Symbole und Zitate in die Outfits ein.
Die Studierenden beschäftigten sich mit experimentellen Origami- und Faltentechniken. Auch arbeiteten sie typische Symbole und Zitate in die Outfits ein. Zu sehen sind diese in der Ausstellung in der Tufa noch bis zum 17. Juni. Foto: Saskia Schäfer

Das Kulturzentrum Tufa und der Campus Gestaltung der Hochschule Trier präsentieren ein gemeinsames Ausstellungsprojekt zum Thema „Der Tod und Wir", das im ersten und zweiten Obergeschoss der Tuchfabrik mit zwei aufeinanderfolgenden Ausstellungen noch bis 11. Juli gezeigt wird.

2019 fanden sich die Tufa und Hospiz Trier zusammen, um die Themen Tod, Trauer und Sterben in Kultur und Gesellschaft durch verschiedene Herangehensweisen und Veranstaltungsformate zu beleuchten. Auch der Campus Gestaltung der Hochschule Trier ist als Kooperationspartner beteiligt. Dass es bei dieser Thematik ganz und gar nicht um Trübseligkeiten geht, sondern sich vielseitige, hochspannende Formen der Auseinandersetzung ergeben, beweisen die Fachrichtungen Architektur und Modedesign in ihren Semesterarbeiten.

Unter der Leitung von Designerin Elvira Kempf ließen sich die Studierenden bei ihren Entwürfen auch vom historischen Kontext der Trauermode beeinflussen. Im christlichen Abendland ist die Farbe Schwarz mit dem Tod verbunden, seit Jahrhunderten kleidet man sich in diese lichtlose „Nichtfarbe". Für die Trauerzeit begrub man sich früher im wahrsten Sinne des Wortes unter den Gewändern. Vom einst unförmigen Trauerumhang entwickelte sich die Trauerkleidung hin zu immer raffinierteren Gewändern. Geblieben ist, dass man auch heute noch zu einer Beerdigung Schwarz trägt.

Unter dem Titel „La Mode et la Mort" beschäftigten sich die Studierenden mit experimentellen Origami- und Faltentechniken und der Entwicklung eines individuellen modischen Ausdrucks. Entstanden ist ein spannendes Faltenspiel, das mit Transparenz und Blickdichte, Licht und Schatten, Höhen und Tiefen als modische Umsetzung dem Leben und dem Tod entspricht. Typische Symbole und Zitate wurden subtil in die Outfits eingearbeitet. Gezeigt wird die Ausstellung im ersten Obergeschoss bis 17. Juni.

Im zweiten Obergeschoss der Tufa Trier präsentieren Studierende des Masterstudiengangs Architektur unter Leitung der Professoren Andrea Wandel und Matthias Sieveke Entwürfe, die sich konzeptionell mit der Thematik der Erinnerungskultur auseinandersetzen und neue Ausdrucks- und Gestaltungsformate für eine zeitgemäße Bestattungskultur zeigen. In der Vielfalt des Umgangs mit Tod und Sterben spiegelt sich der soziokulturelle Wandel einer Gesellschaft wider, die von digitalen Medien beeinflusst und zunehmender Mobilität und Individualität geprägt ist. Das hat Auswirkungen auf jedem Gebiet dieser Kultur: auf die Gebäude, angefangen bei den Kirchen, über die Leichenhallen bis hin zu den Krematorien, auf die Friedhöfe, die unterschiedlichste Grabformen anzubieten und unterschiedliche Beerdigungsformate zu ermöglichen haben. Kommunen müssen sich Gedanken über die Modernisierung von Friedhofsordnungen machen, landschaftsgärtnerische Konzepte entwickeln, und demnächst auch klimaneutral agieren und nachhaltigen Anforderungen entsprechen.

In einer theoretischen Annäherung wurden Bestattungsformen und Riten im internationalen Kontext und bauliche Beispiele analysiert. Aufbauend auf diesen Grundlagen konnten die Studierenden mit eigenen Ideen neue Ausdrucks- und Gestaltungsformate suchen, die den zeitgemäßen Ansprüchen an eine würdige Bestattungskultur gerecht werden. Entstanden sind visionäre Objekt- und Raumkonzepte, die vom 17. Juni bis 11. Juli zu sehen sind.

Nach mehrfachen Verschiebungen aufgrund der coronabedingten Schließungen hoffen Tufa und Hochschule nun auf eine gemeinsame Vernissage und Finissage am Donnerstag, 17. Juni, ab 18.30 Uhr. Diese Veranstaltung soll als Verbindung der beiden Ausstellungen dienen.