Sprungmarken
15.05.2012

"Die Eier legende Wollmilchsau gibt es nicht"

Egger möchte das Theater für die Zukunft gut aufgestellt wissen. Die Sanierung des Hauses sieht der Kulturdezernent deshalb als eine der zentralen Aufgaben seiner Amtsperiode. Foto: Jacobs
Egger möchte das Theater für die Zukunft gut aufgestellt wissen. Die Sanierung des Hauses sieht der Kulturdezernent deshalb als eine der zentralen Aufgaben seiner Amtsperiode. Foto: Jacobs
Im Abstand von zwei Monaten präsentiert die Rathaus Zeitung im Gespräch mit den Beigeordneten Berufliches und Privates. Thomas Egger ist seit 15. Februar 2010 Dezernent für die Bereiche Wirtschaft, Kultur, Tourismus, Sicherheit und Ordnung.  Der gebürtige Ludwigshafener kam 1990 zum Jurastudium nach Trier, ist seit 1991 FDP-Mitglied und war vor seiner Wahl in den Stadtvorstand Rechtsanwalt. Im RaZ-Gespräch erläutert Egger, wo es Schnittmengen zwischen dem Job des Anwalts und des Dezernenten gibt und weshalb er statt Biologie doch Jura studiert hat.

RaZ: Herr Egger, können Sie sich noch erinnern, was Sie werden wollten, als Sie noch ein Kind waren?

Egger: Also, ich wollte schon alles Mögliche werden. Mit zwölf unbedingt  Förster, anschließend Landwirt und mit 16 sogar Tierarzt. Es hatte immer irgendetwas mit Natur zu tun. In der Schule hatte ich Biologie im Leistungskurs und wollte das auch gerne studieren. Aber vor dem Hintergrund, dass meine Eltern sagten „Was willst du denn damit anfangen? Muss das sein?“, habe ich dann das ehrbare Juristenhandwerk erlernt. Das wirkliche Interesse am Anwaltsberuf kam aber recht spät, nämlich erst im Referendariat. Aber dann habe ich den Beruf zwölf Jahre lang sehr gerne ausgeübt.

Was hat Sie bewogen, vom Anwalts- in den Dezernentenstuhl zu wechseln?

Das gestaltende Element hat mich schon gereizt. Als Anwalt hat man Dinge als Berater begleitet. Das mache ich zwar als Dezernent manchmal auch, aber ich bin in erster Linie  Entscheidungsträger  und versuche, bestimmte Dinge auch in meinem Sinne zu steuern. Dass ich mich überhaupt beworben habe, ist sicherlich auch auf Gespräche mit Oberbürgermeister Klaus Jensen zurückzuführen, der mich ermuntert hat, den Schritt zu gehen. Für die Presse war damals schnell klar, dass ich das Amt anstrebe. Aber für mich war das gar nicht so eindeutig. Mein ganzes Leben war auf das Anwaltsdasein ausgerichtet, ich war ja Partner in einer alteingesessenen Kanzlei. Der Wechsel fiel mir deshalb nicht leicht.

Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten zwischen dem Beruf des Anwalts und dem des Politikers?

Ich glaube, dass ich durch meine Anwalts-tätigkeit im Umgang mit Menschen viel gelernt habe. Die Erfahrung kommt mir jetzt in bestimmten Projekten und in der Personalführung zupass. Außerdem hat man als Jurist eine gewisse Affinität zu Verwaltungsabläufen und kann sich recht gut in diese Vorgänge hineinfinden.

Sie leiten ein großes Dezernat. Welche Themen wollen sie 2012 weiter voranbringen?

Es gibt einige Projekte, an denen ich schon länger arbeite und bei denen ich in diesem Jahr nennenswert vorankommen möchte. Das eine ist sicherlich der Neubau der Nebenwache der Berusfeuerwehr in Ehrang. Wir brauchen diese Wache für die Sicherheit der Bevölkerung. Das zweite ist die Frage, wie es mit dem Theater weitergeht. Es ist einfach ein Flaggschiff der Trierer Kultureinrichtungen und unverzichtbar für die Stadt. Es muss uns gelingen, das Theater in seiner Gesamtheit zukunftsfähig zu machen. Wir haben gute, hoch motivierte Leute in diesem Theater und ich glaube, dass das mit diesem Team auch gelingen kann. Ein weiteres Projekt, das momentan in den Gremien diskutiert wird, ist die Neuorganisation des Veranstaltungsmanagements und der Tourismusförderung im Sinne einer Verbesserung des Stadtmarketings. Ich versuche aus der Tourist-Information, Teilen des Kulturbüros und der derzeitigen Petrispark GmbH eine neue, gemeinsame Einheit zu schaffen, die Synergien heben und die Stadt besser vermarkten soll. Dies auf den Weg zu bringen, ist mir eine Herzensangelegenheit.

Stichwort Theater: Zum einen muss angesichts der angespannten Finanzlage der Stadt gespart  werden, andererseits ist das Gebäude stark sanierungsbedürftig.  Wie soll dieser Spagat gelingen?

Es wird immer so sehr über das Sparen beim Theater diskutiert – ich glaube, dass sehr viel Musik noch in der Einnahmeverbesserung steckt. Ziel muss es letztendlich sein, einen höheren Kos-tendeckungsgrad zu erreichen. Ich darf mir auch nicht von vornherein die Möglichkeit nehmen, indem ich sage, wir sanieren nur den Bestand, denken aber nicht über eine zweite Spielstätte nach. Klar ist doch, dass es die Eier legende Wollmilchsau nicht geben wird. Natürlich brauchen wir erst mal ein saniertes Theater, aber wir müssen uns dabei auch Gedanken machen, was wir optimieren können. Deswegen will ich möglichst flexible Lösungen haben, die wir gemeinsam mit dem Ensemble, der Verwaltung und mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erarbeiten möchten. Dazu werde ich auch auf die Hilfe eines Beraters angewiesen sein, der diese Arbeit unterstützen soll. Am Ende soll das Haus langfris-tig gut aufgestellt sein. Ich hätte normalerweise gerne die Struktur- vor der Raumdiskussion geführt. Letztere lässt mir aber keine Wahl, als dass wir versuchen müssen, beides weitestgehend parallel so aufeinander abzustimmen, dass wir am Jahresende eine Grundaussage treffen können, wohin die Reise geht.

Keine Sorgen muss man sich um den Trierer Tourismus machen – die Zahlen sind erfreulich hoch. Woran, glauben Sie, liegt das?

Wir haben in Trier das Phänomen, dass Leute von außen die Stadt viel positiver einschätzen, als das die Trierer manchmal selbst tun. Wir stellen Trier immer ein bisschen unter den Scheffel. Das muss gar nicht sein. Die Stadt hat ein Alleinstellungsmerkmal und das ist ihre Geschichte. Wo haben wir sonst so viele Unesco-Weltkulturerbestätten in dieser Dichte und so gut erhaltene Römerbauten? Außerdem passiert in dieser Stadt ungeheuer viel. Hinzu kommt, dass Trier in   eine wunderbare Naturlandschaft eingebettet ist. Das ist für Touristen sehr attraktiv. Andererseits machen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten viele ausländische Touristen auch wieder eher in ihren eigenen Heimatländern Urlaub. Da müssen wir also schon nachfassen, Präsenz auf ausländischen Messen zeigen und diese Märkte einfach weiter beackern.  

Ein wichtiges Thema ist das künftige Brandschutzzentrum in Ehrang. Wie ist der Stand der Planungen und wann soll die Wache fertig sein?

Die Planungen sind eigentlich schon weit gediehen, aber es finden zur Zeit noch Abstimmungen statt – baufachlich wie vertragstechnisch. Ich hätte gerne noch vor der Sommerpause den Baubeschluss, denn wir wollen mit der Maßnahme dieses Jahr möglichst schon beginnen. Nach der derzeitigen Planung müssen wir mit einer Bauzeit von bis zu zwei Jahren rechnen. Eigentlich soll die Wache im Sommer 2014 eröffnet werden. Dann hätten wir auch mit einer Punktlandung die Leute dafür ausgebildet. Insofern müssen wir den Prozess wo es geht beschleunigen.

Was viele Leute nicht wissen: Sie sind musikbegeistert und spielen Saxophon...

Ja, ich habe mit 14 Jahren angefangen, Klarinette zu lernen und bin dann mit 17 auf Saxophon umgestiegen. Zu-nächst habe ich damit begonnen, Tenorsaxophon zu spielen und habe mir dann später noch ein Altsaxophon dazugekauft. Mein bester Freund spielt Piano und Keyboard – eines steht davon bei mir daheim – und wir haben früher dann oft zusammen musiziert und sogar den ein oder anderen Auftritt gehabt. Die Zeiten sind leider vorbei. Der Griff zur Klarinette oder zum Saxophon ist sehr selten geworden.

Haben Sie noch andere Hobbys?

Ich fahre Rennrad und lese gerne, aber auch dafür fehlt oftmals die Zeit. Außerdem gehe ich wandern, weil ich gerne mit der Natur zu tun habe und draußen bin. Also so ganz hat mich das Thema Biologie und Förster offensichtlich nicht losgelassen.

Was würde denn der zwölfjährige Thomas Egger zur Karriere des Dezernenten Thomas Egger sagen?

Der kleine Thomas würde wahrscheinlich sagen: „Schade, dass du kein Förster geworden bist“. (lacht) Und er würde fragen, wo bei dem Beruf denn das Konkrete ist. In einem Handwerksberuf hat man klar etwas vorzuweisen und kann sagen: „So, das ist mein Tagwerk“. In meinem Job geht man doch abends manchmal  nach Haus und fragt sich, was man heute eigentlich wirklich erreicht hat. Man weiß, dass man geschafft ist, aber man hat das Ergebnis nicht vor Augen.

Wissen Sie schon, wo Sie ihren Sommerurlaub verbringen?

Ich war jetzt gerade über Ostern eine Woche in Andalusien. Aber für den Sommer habe ich mir noch nichts Konkretes vorgenommen. Es gibt ganz viele Dinge, die ich immer schon mal sehen wollte. Aber dadurch, dass wir immer auf die Sommerferien beschränkt sind, ist es nicht leicht, etwas Passendes zu finden. Ansonsten: Ich war schon lange nicht mehr in Holland oder bin immer gerne nach Italien gefahren – vielleicht fällt mir für den Sommer noch was Schönes ein.  

Das Gespräch führte Sascha Gebhardt