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31.07.2018

Deutsch für eine bessere Zukunft

Lizandra Herrera
Lizandra Herrera stammt aus Kuba und gehört zu den insgesamt 342 Absolventinnen und Absolventen der berufsbezogenen Deutschkurse der VHS.
Im Bürgerhaus-Nord ist eine kleine Ära zu Ende gegangen. Die VHS hat dort nach neun Jahren den Abschluss der beiden letzten Kurse gefeiert, die Migranten aller Herkunftsländer den Weg in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtern sollten. Sie setzten sich aus berufsbezogenem Deutschunterricht, Fachunterricht, Betriebsbesichtigungen und der Möglichkeit eines Berufspraktikums zusammen.

Bürgermeisterin Elvira Garbes gratulierte den Teilnehmern zu ihrem Erfolg und sagte: „Ich freue mich, wenn Sie hier gut integriert sind. Wenn Sie Deutsch können, sind Sie angekommen." Auch die Stadträtinnen Jutta Albrecht (CDU) und Rosemarie Wessel (SPD) machten den Absolventinnen und Absolventen Mut, ihren Weg in Deutschland weiter zu gehen.

Fawad Yaqubi aus Afghanistan dankte stellvertretend für seinen Kurs für die Möglichkeit, an dem Sprachkurs teilzunehmen, um sich besser zu integrieren. „Ich bitte die deutsche Regierung, mehr solcher Sprachkurse zur Verfügung zu stellen", appellierte er an die Politik. In der „tollen Klassengemeinschaft" habe man nicht nur viel gelernt, sondern auch viel gelacht, zum Beispiel über kreative Wortschöpfungen wie „übergestern", „einundeinzig" oder „die Lampe zumachen".

Ausbildungsplatz gesucht

Nasir Ahmad Akbari aus Afghanistan lobte nicht nur die Lehrerinnen für ihre Engelsgeduld, sondern freute sich über viele Leute, die ihm in den letzten beiden Jahren geholfen hätten. Im Herbst beginnt er eine Ausbildung zum zahnmedizinischen Fachangestellten. „Mein Traum ist es, in Deutschland zu leben und zu arbeiten", sagte er. „In meinem Land herrscht Krieg und Unterdrückung, hier fühle ich mich frei." Razma Ayoubi aus Afghanistan möchte ebenfalls in Deutschland bleiben. Sie hat in Afghanistan Abitur gemacht, sieht dort für sich aber auch keine Zukunft. „Ich suche nun eine Ausbildungsstelle, am liebsten als Zahntechnikerin oder Zahnarzthelferin", sagt sie.

Lizandra Herrera aus Kuba (Foto links) ist seit drei Jahren in Deutschland und mit einem Deutschen verheiratet. „Erzieherin wäre etwas für mich, dafür muss ich noch besser Deutsch sprechen", meint die junge Frau selbstkritisch, aber in schon sehr gutem Deutsch. Sie möchte sich einbürgern lassen, muss dazu aber auch einen 300-Fragen-Test bestehen. Den Führerschein möchte sie außerdem machen. Ihr vorläufiges Fazit: „Das Leben ist ein Test."

Die beiden Kurse, die nun zu Ende gingen (ESF-BAMF-Kurse), wurden vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert, das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) war mit der Durchführung des bundesweiten Programms beauftragt. Während der Laufzeit des Programms haben insgesamt 342 Personen bei der VHS an den jeweils 700 Unterrichtsstunden umfassenden Kursen teilgenommen. 2017 wurde das ESF-BAMF-Programm des Bundes abgelöst durch das Programm „Berufsbezogene Sprachförderung (gem. § 45a AufenthG)", das sich an Geflüchtete mit guter Bleibeperspektive, EU-Bürger und Deutsche mit Migrationshintergrund richtet.

Mit den letzten beiden ESF-BAMF-Kursen wandte sich die VHS insbesondere an Asylbewerber ohne Zugang zum Integrationskurs mit Sprachkenntnissen auf dem Niveau A1. Die Mehrheit der Teilnehmer stammte aus Afghanistan, einige aus Armenien und weitere aus ganz anderen Teilen der Welt. Rudolf Fries, Leiter des städtischen Bildungs- und Medienzentrums, bekannte, „nicht traurig" zu sein, das „Bürokratiemonster ESF-BAMF-Kurse" los zu sein, bedauerte jedoch gleichzeitig, keine Kurse mehr für Leute mit dem rechtlichen Status der meisten Teilnehmer der letzten Kurse durchführen zu können. Er versprach jedoch, auch nachkommenden Personen ein gutes Angebot machen zu wollen.