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29.10.2013

"Der Tag hat sich schon mal gelohnt"

Foto: Teilnehmer der Startveranstaltung tragen sich für eine der Arbeitsgruppen ein.
Teilnehmer der Startveranstaltung tragen sich für eine der Arbeitsgruppen ein.
Inge Ginter ist zufrieden. Als engagierte Repräsentantin des Spielzeugmuseums hat sie ihre Einrichtung bei der offiziellen Auftaktveranstaltung des breiten Beteiligungsprozesses zur Erstellung eines städtischen Kulturleitbildes offensiv und glaubwürdig vertreten.

Die mit ihr auf Einladung von Kulturdezernent Thomas Egger am vergangenen Samstag ins Hotel Park Plaza gekommenen knapp 70 Vertreter des kulturellen Lebens der Stadt werden jetzt bestimmt nicht mehr so schnell vergessen, dass es neben dem Simeonstift, dem Landes- und Diözesanmuseum und dem Karl Marx-Haus mit dem Spielzeugmuseum eine fünfte große und besuchenswerte Sammlungsadresse in Trier gibt.

Aber auch Inge Ginter hat bei dem über siebenstündigen Dialog von kulturellen Angeboten erfahren, die sie so noch nicht kannte und ist dabei vor allem den Menschen, die sich dafür – oftmals ehrenamtlich – einsetzen, direkt begegnet. „Deshalb hat sich der Tag heute, egal was aus dem Leitbild wird, für mich auf jeden Fall schon mal gelohnt“, zieht sie im Aufzug auf dem Weg zum Ausgang des Hotels Bilanz.

Wie Ginter werden viele Teilnehmer den „Start in die intensive Phase der Leitbild-Beteiligung“ einschätzen, zu der sie Egger einige Stunden zuvor begrüßt hat. Er freue sich auf das Gespräch miteinander, so der Beigeordnete, und ermuntert dabei die Mitwirkenden zu einer kritischen Auseinandersetzung „über alles, was diskutiert wird“. Doch zuvor nehmen erst noch einige aus der bunten Schar der Kulturschaffenden von jung bis älter das Angebot wahr, bei einem Kulturrundgang die eigenen Aktivitäten vorzustellen, darunter bekannte Repräsentanten renommierter Institutionen, aber auch Newcomer der Szene mit eher neuartigen Initiativen und Ideen, etwa Michael Zabbai vom Verein „Lebendig“ zur attraktiveren Nutzung des Moselufers oder Simon Baumeister vom Musiknetzwerk.

Doch dann muss in verschiedenen Arbeitsgruppen zu vorher selbst gewählten kulturellen Schwerpunktthemen hart und intensiv gearbeitet werden. Es geht unter anderem um Kultur als Wirtschaftsfaktor, um kulturelle Teilhabe und Teilnahme, um Kultur als Bildung oder Selbstbildung, um Rock und Pop in Trier, kulturelle und finanzielle Defizite oder um Fragen der besseren Kooperation und Vernetzung.

Heiner Schneider sorgt als stets souverän leitender Moderator für einen professionell geordneten Ablauf des üppigen Tagespensums. Bereitwillig folgt die Runde in lockerer konstruktiver Atmosphäre bis hin zu den nicht allen geläufigen Spielregeln eines „Open Space“ seinen Erläuterungen.

Nachrichtenwand als Klagemauer

Schließlich veröffentlichen die Arbeitsgruppen die Ergebnisse ihrer Erörterungen an einer Nachrichtenwand, die inhaltlich in manchen Punkten zu einer Art Klagemauer über den Status quo wird. Die aufgezeigten Bausteine zur kulturellen Lage in Trier sollen nun weiter bearbeitet und bei der Erstellung der Leitlinien berücksichtigt werden. Die Bandbreite reicht von allgemeinen Gesichtspunkten wie „Kultur als Grundrecht“ bis hin zu ganz konkreten Projekten, etwa einem Festival zur Belebung des Moselufers oder der kulturellen Arbeit eines Streetworkers.

Übergeordnet bleibt den Kulturschaffenden der Wunsch nach besserer Information, mehr Kommunikation und größerer Vernetzung. Mit dem Start in die heiße Phase der Diskussion über das anzustrebende Kulturleitbild Triers dürfte bereits ein erster Schritt hierzu geleistet worden sein: Egger überlegt, Treffen dieser Art als Info- und Begegnungsforum einmal jährlich zu einer dauerhaften Einrichtung zu machen.

Hans-Günther Lanfer