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19.03.2013

Camus, Eiffel und de Beauvoir

Charles Mannay war von 1802 bis 1816 Bischof von Trier. Abb.: Museum am Dom
Charles Mannay war von 1802 bis 1816 Bischof von Trier. Abb.: Museum am Dom
Camus, Eiffel, de Beauvoir: Mit den neuen Straßennamen im Konversionsgebiet Castelnau bleibt die französisch geprägte Geschichte der früheren Kaserne präsent. Der Stadtrat hat der vom Ortsbeirat Feyen/Weismark vorgeschlagenen Liste zugestimmt. Allerdings setzte Dr. Karl-Josef Gilles (FDP) ein Fragezeichen hinter die Benennung einer Straße nach Charles Mannay, dem Trierer Bischof in der napoleonischen Ära.

Unstrittig waren dagegen die Namen Castelnauplatz, Gustave-Eiffel-Straße, Albert-Camus-Allee, Orli-Torgau-Straße und Simone-de-Beauvoir-Straße. Der Ingenieur Gustave Eiffel (1832-1923) wurde 1889 schlagartig berühmt, als bei der Pariser Weltausstellung der nach ihm benannte Turm eingeweiht wurde. Die kühne, 324 Meter hohe  Eisenkonstruktion ist bis heute das unbestrittene Wahrzeichen der französischen Hauptstadt. Der Nachname des Baumeisters leitet sich aus der Herkunft seiner Vorfahren aus der Eifel ab.

Albert Camus (1913-1960) gilt als einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller und Philosophen des 20. Jahrhunderts und neben Jean-Paul Sartre als wichtiger Vertreter des Existentialismus. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Der Fremde“, „Die Pest“ und „Der Mythos des Sisyphos“. 1957 wurde Camus mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Auch die Publizistin Simone de Beauvoir (1908-1986) wird der philosophischen Richtung des Existenzialismus zugerechnet. Ihr Welterfolg „Das andere Geschlecht“ (1949) gilt als Meilenstein der feministischen Literatur und machte die Lebensgefährtin Sartres zur bekanntesten Intellektuellen Frankreichs.

Mit Orli Torgau (1914-1962) wird eine in Frankreich geborene Gegnerin des NS-Regimes gewürdigt. 1933 schloss sich Torgau, deren Familie 1916 nach Trier übergesiedelt war, einer kommunistischen Widerstandsgruppe an. 1936 verhaftet, kam sie später in das Konzentrationslager Ravensbrück und 1942 nach Auschwitz. Aufgrund ihrer Arbeit im Krankenrevier wurde Torgau von ihren Mithäftlingen „Engel von Auschwitz“ genannt. Obwohl sie an Lungentuberkulose erkrankt war, gelang ihr 1945 die Flucht.

Der französische Kleriker Charles Mannay (1745-1824) wurde 1802 von Napoleon als Bischof von Trier eingesetzt. Die Diözese Trier gehörte in dieser Periode zu Frankreich und hatte ihren Status als Erzbistum verloren. Mannay gelang 1810 die Rückholung des Heiligen Rocks aus Augsburg. Mit der Organisation der anschließenden Wallfahrt setzte Mannay Maßstäbe für seine Nachfolger. Nach dem Ende der französischen Herrschaft in Trier verzichtete er 1816 auf sein Amt.

Gilles kritisierte die Auswahl Mannays, weil er als Vertreter der französischen Besatzer „einer der beim Volk unbeliebtesten Trierer Bischöfe“ gewesen sei. Ortsvorsteher Rainer Leh-nart (SPD) verwahrte sich gegen die Einmischung in den Beschluss des Ortsbeirats. Ein Antrag von Gilles auf einzelne Abstimmung der Straßennamen wurde abgelehnt. Die Gesamtvorlage wurde mit den Stimmen von CDU, SPD und des Stadtvorstands angenommen. B 90/Grüne, FWG, FDP und die Linke stimmten mit Nein.
 
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