Sprungmarken
27.11.2018

Büffeln und Zocken trotz Baulärm

Helga Rieckhoff (4. v. l.) betreut mit ihrem Team (l.) – auch während der Bauarbeiten im Exhaus – Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil Trier-Nord.
Helga Rieckhoff (4. v. l.) betreut mit ihrem Team (l.) – auch während der Bauarbeiten im Exhaus – Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil Trier-Nord. Sie bekommen Hilfe bei Hausaufgaben, Bewerbungen und vielem mehr. Sie können aber auch einfach nur quatschen oder gemeinsam Computer spielen.
Das Trierer Exhaus verändert sein Gesicht. Im Zuge einer umfassenden Sanierung wird das jahrhundertealte Gebäude modernisiert. Die damit einhergehenden Bauarbeiten bekommt auch der laufende Betrieb, wie etwa die Jugendarbeit, zu spüren. Die Verantwortlichen reagieren jedoch flexibel, um Kinder und Jugendliche auch während der Bauphase zu betreuen.

Wer dieser Tage in die Medienräume des Exhauses gelangen will, bekommt unweigerlich mit, dass das Gebäude eine Großbaustelle ist: An parkenden Handwerkerbussen im Innenhof geht es vorbei an Bauarbeitern und über einen aufgestemmten Boden bis man schließlich im Computerraum steht, in dem – trotz des Ausnahmezustands – das Angebot für die Kinder und Jugendlichen weiter läuft. Omar und Ayoub zocken, Sahra büffelt für eine Klausur und die kleine Saboah ist mittendrin und verbringt ihren Nachmittag im Exhaus.

Für die Verantwortliche Helga Rieckhoff war es wichtig, das Angebot für die Kids im Stadtteil Trier-Nord auch während den Bauarbeiten aufrechtzuerhalten: „Es geht gar nicht anders, die meisten brauchen unsere Unterstützung", sagt die Sozialpädagogin. Unterstützung leistet Rieckhoff mit ihrem fünfköpfigen Team den zehn bis 15 Kindern, die von Montag bis Samstag hierhin kommen, in Form von Hausaufgabenbetreuung, Hilfe beim Schreiben von Bewerbungen und vielem mehr. Auch einen Internetführerschein können sie hier machen: In einem mehrtägigen Kurs lernen die Jugendlichen, wie sie sich im Internet verhalten sollten, was es mit Cyber-Mobbing auf sich hat und dass das gratis Herunterladen von Musik illegal ist. Auch die technische Infrastruktur steht für die Jugendlichen bereit – in vielen Haushalten gibt es keine Computer und Drucker, mit dem eine Bewerbung und ähnliches ausgedruckt werden können.

Beitrag zur Integration

Die offene Jugendarbeit, die wegen der Bauarbeiten gerade nicht in den gewohnten Räumen stattfinden kann, liegt dank Rieckhoff und ihrem Team nicht auf Eis, sondern wird kurzerhand in den Medienräumen mitgemacht. „Jetzt sitzen halt Kleine und Große zusammen an unseren Rechnern. Auch das funktioniert", sagt die Ehrenamtlerin. Sie sieht die Jugendarbeit im Exhaus auch als Beitrag zur Integration: „Wir haben viele Kinder aus Migrantenfamilien, die unser Angebot nutzen. Jeden Tag findet ein reger Austausch statt und wir wirken der Gefahr einer Abschottung entgegen." Fragt man die Kinder und Jugendlichen nach den Angeboten für sie im Exhaus, wird klar, wie wichtig diese Anlaufstelle im Stadtteil ist: Der 16-jährige Omar kommt fast jeden Tag, um Hausaufgaben zu machen, Computer zu spielen, aber auch um an seiner Praktikumsbewerbung zu feilen. Auch Ayoub (14) ist fast täglich da und nimmt häufig am Ferienprogramm des Exhauses teil. Die 17-jährige Sahra schätzt vor allem die Hilfsbereitschaft der Pädagogen und dass sie sich mit Freunden treffen kann.

Ebenso wie die Jugendlichen, weiß auch der Leiter des Trierer Jugendamts, Carsten Lang, um die Bedeutung des Angebots im Exhaus und sagt: „Ich finde es bemerkenswert, dass die Fachkräfte im Exhaus unter schwierigen Rahmenbedingungen den Betrieb für die Kinder und Jugendlichen aufrechterhalten." Bürgermeisterin Elvira Garbes freut sich, dass die Exhaus-Mitarbeiter und die Verantwortlichen der Sanierung an einem Strang ziehen. So durften Rieckhoff und ihr Team Vorschläge zur Gestaltung ihrer neuen Räumlichkeiten machen, die sie voraussichtlich nächstes Jahr beziehen können. Die Pädagogin freut sich bereits auf den Umzug in die „schönen, großen Räume".