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07.08.2012

Bomben an Heiligabend

Günter Jakobs (VDK, 2. v. r.) erläutert Raimund Schneider (ADD), Beigeordneter Simone Kaes-Torchiani (v. r.), Grünflächenamtschef Franz Kalck (3. v. l.) sowie Vertretern der Initiative „Pro Pfalzel“ Besonderheiten der der Gedenksteine.
Günter Jakobs (VDK, 2. v. r.) erläutert Raimund Schneider (ADD), Beigeordneter Simone Kaes-Torchiani (v. r.), Grünflächenamtschef Franz Kalck (3. v. l.) sowie Vertretern der Initiative „Pro Pfalzel“ Besonderheiten der der Gedenksteine.
Dank einer Aktion der Initiative „Pro Pfalzel“, der ADD und des Grünflächenamts wurden mehr als 100 Grabsteine für Kriegsopfer auf dem Stadtteilfriedhof instandgesetzt. Die Anlage erinnert an ein tragisches Ereignis: Heiligabend 1944 kamen durch einen Bombenangriff viele Menschen ums Leben. In die Sanierung der Anlage wurden rund 50 000 Euro investiert. Die „Pro Pfalzel“-Mitglieder leisteten zudem etwa 400 Arbeitsstunden.  

Bei einem Ortstermin zeigte sich Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani hoch erfreut über das Ergebnis der Sanierung. Durch einen Rundgang mit Franz Kalck (Grünflächenamt), Raimund Schneider (ADD), Günter Jakobs (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge) sowie mehreren Vertretern der Initiative „Pro Pfalzel“ verschaffte sich die Beigeordnete einen Überblick. Seit Oktober 2011 wurden unter anderem Wege auf den Flächen zwischen den Grabsteinen gepflastert, Rasen eingesät sowie die alten Cotoneaster-Bodendecker entfernt. Sie hatten die überwiegend roten Sandstein-Quader teilweise so stark zugewuchert, dass die Beschriftung kaum noch lesbar war. Außerdem wurden die Sandsteine behutsam gereinigt. Bei der Auswahl neuer Pflanzen entschieden sich die Gartenbauexperten für Immergrün, das nicht so stark in die Höhe wuchert. Zudem ist der Pflegeaufwand wahrscheinlich geringer. Die Erneuerung der Anlage wurde mit Unterstützung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge umgesetzt.

In einigen Fällen steht ein Grabstein für mehrere Tote: Bei dem Bombenangriff, der der für Kriegsgütertransporte wichtigen Pfalzeler Eisenbahnbrücke galt, kamen teilweise ganze Familien ums Leben. Die Zahl der Opfer war besonders hoch, weil sich die Menschen in einem Gebäude in einen Keller geflüchtet hatten. Auf dem Gelände steht heute eine Sparkassen-Filiale. In der Anlage auf dem Pfalzeler Friedhof sind insgesamt rund 125 Personen bestattet. An die Opfer des Bombenangriffs nur wenige Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird bis heute mit einem Glockengeläut am 24. Dezember um 15 Uhr erinnert. Aber nicht nur in der Erinnerung vieler älterer Stadtteilbewohner hat dieses tragische Ereignis Spuren hinterlassen. Herbert Kern (Initiative „Pro Pfalzel“) erwähnte eine in Cottbus lebende 81-jährige Frau, die 1944 mehrere Angehörige verloren hatte. Tief bewegt habe sie nach langer Zeit wieder die Gräber ihrer Familienmitglieder besucht. Zur Einweihung der renovierten Grabanlage ist im Früh-herbst eine Gedenk- und Friedensfeier auf dem Friedhof geplant.

Die Initiative „Pro Pfalzel“ beschränkt ihre Einsätze auf dem Friedhof nicht nur auf die Grabsteine für die Kriegsopfer. Sie stellte zum Beispiel mehrere neue Bänke auf. Kaes-Torchiani dankte den Mitgliedern für ihren vielfältigen ehrenamtlichen Einsatz. Bei einem Rundgang hatte sie sich vor mehreren Wochen einen Überblick über verschiedene Projekte der Initiative in Pfalzel verschafft.