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03.03.2020

Blick für die Schönheit des "alten Trier"

Anton Schneider-Postrum.
Anton Schneider-Postrum.

Er stammte aus Böhmen und starb als Trierer: Anton Schneider-Postrum malte sich mit seinen Land- und Stadtidyllen in die Herzen der Moselaner. Das Stadtmuseum widmet dem Künstler, der gerne als „Trierer Maler" vereinnahmt wird, eine Ausstellung. Die Werke sind auch eine kulturgeschichtliche Zeitreise in das „alte Trier".

Ob die sanften Weinberge um Schloss Marienlay, die dramatischen Felsformation der Moselloreley oder eine plaudernde Wäscherin am St.-Barbara-Ufer: Der Maler Anton Schneider- Postrum wählte seine Motive mit einer Vorliebe für das Pittoreske und Regionale. Aufgrund dieser Werke wird er gerne als „Trierer Künstler" vereinnahmt, obwohl er erst im stattlichen Alter von 37 Jahren an die Mosel kam. Seine Gemälde befinden sich nicht nur in Museumssammlungen, sondern schmücken auch zahlreiche Privathaushalte in der Region Trier.

Der 1869 im böhmischen Postrum geborene Maler (Abbildung: Museum) machte Station als Porzellanmaler in Meißen und studierte in Berlin an der Hochschule für Bildende Künste, wo Philipp Franck sein Lehrer wurde. Dieser gehörte als Mitglied der „Berliner Secession" neben Max Liebermann, Lovis Corinth und Walter Leistikow zu den führenden Künstlern in Berlin und den bedeutenden Vertretern des deutschen Impressionismus. Von ihm erhielt Schneider-Postrum seine stärkste Prägung: Das Malen in der Natur, die Darstellung unspektakulärer, scheinbar am Wegesrand gefundener Motive, eine leichte Übersteigerung der Farben und ein expressiver Pinselduktus.1906 kam Schneider-Postrum als Zeichenlehrer an das Wilhelms-Gymnasium mit Realgymnasium nach Trier. Als die beiden Schulen 1914 getrennt wurden, blieb er am Realgymnasium (heute Humboldt -Gymnasium), wo er bis zur Pensionierung 1932 tätig war. Der Künstler starb 1943 in Trier. Bekannt wurde er vor allem durch seine Stadtansichten: Architektur- und Landschaftsdarstellungen, die mit kräftigen Farben und präzisem Blick das historische Trier wieder lebendig werden lassen. Die Trierer schätzten Schneider-Postrum nicht nur wegen seiner naturgetreuen Wiedergabe von Architektur und Landschaft, sondern auch wegen der wie beiläufig ins Bild gesetzten Genreszenen, die dem Betrachter einen direkten Zugang ermöglichen.

Typische Genre-Szenen

Schneider-Postrum ging es vor allem darum, nicht nur die Architektur, sondern auch die Atmosphäre seines jeweiligen Motivs ins Bild zu setzen. Die Genreszenen sind in erster Linie Mittel zum Zweck. Man findet sie in nahezu allen seinen Arbeiten, so zum Beispiel in den Radierungen vom Domkreuzgang und von der Fisch- Gaststätte von Peter Herrig am Barbara-Ufer. Unästhetisches oder „Unschönes" blendete er gerne aus, was Gottfried Kentenich 1920 in seiner Einleitung für den Bildband „Alt-Trier" mit der Wendung „mit schönheitsfrohen Augen" umschrieben hat.

Das Stadtmuseum widmet Anton Schneider-Postrum bis 30. August eine kleine Ausstellung im Stifterkabinett. Diese Auswahl gibt nicht nur einen Überblick seines Schaffens, sondern bietet dem Betrachter auch eine Zeitreise ins „alte Trier" des frühen 20. Jahrhunderts: Vor allem die Radierungen dokumentieren den städtebaulichen Zustand vor der Zäsur von Krieg, Zerstörung und Wiederaufbau. Eine Führung durch die Ausstellung mit Kuratorin Dr. Bärbel Schulte findet am Freitag, 6. März, 14.30 Uhr, in der Reihe „Reif für die Kunst" statt. Anmeldung: 0651/718-1452.

Kathrin Koutrakos