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27.02.2018

Bewerbung nimmt Fahrt auf

Michael Embach (3. v. l.) erläutert das Original des zwischen 795 und 810 entstandenen Evangeliars oben in der Vitrine. Der darunter präsentierte kostbare Deckel stammt aus dem Jahr 1499.
Bibliotheksdirektor Professor Michael Embach (3. v. l.) erläutert das Original des zwischen 795 und 810 entstandenen Evangeliars oben in der Vitrine. Der darunter präsentierte kostbare Deckel stammt aus dem Jahr 1499 und ersetzte den ursprünglichen Einband.
Der Antrag, das Trierer Ada-Evangeliar aus den Bestand der Trierer Stadtbibliothek zusammen mit acht anderen frühmittelalterlichen Handschriften in den Bestand des Unesco-Weltdokumentenerbe aufzunehmen, ist nach Einschätzung des Mainzer Kulturstaatssekretärs Salvatore Barbaro auf einem guten Weg.

„Wir können uns zu Recht große Chancen ausrechnen. Im Herbst entscheidet das Nationalkomitee über die Weitergabe des Antrags an das internationale Komitee", sagte der Staatssekretär bei einem Besuch in Trier. In dem Antragsverbund für die Unesco befindet sich die Trierer Schatzkammer in einer illustren Gesellschaft. Zu den Kultureinrichtungen, die sich mit ihren frühmittelalterlichen Handschriften der Initiative unter Trierer Federführung angeschlossen haben, gehört beispielsweise der weltberühmte Louvre in Paris. Als weiteres Zeichen der Anerkennung wertete Barbaro die Tatsache, dass der gesamte Antrag für die neun Handschriften den Namen Ada trägt.

Das Evangeliar ist eine bedeutende Bilderhandschrift aus der Hofschule Karls des Großen und einer der größten Schätze der Bibliothek. Um 800 in Aachen entstanden, enthält der Kodex den lateinischen Text der vier Evangelien. Damals hatte sich die Kunst der Handschriftenproduktion von den Klöstern an den kaiserlichen Hof verlagert. Heute existieren acht komplette Handschriften und ein Fragment, die in der Hofschule Kaiser Karls des Großen zwischen 780 und 820 entstanden sind. Unter diesen mittelalterlichen Dokumenten, die langfristig zusammen digitalisiert werden sollen, gilt das komplett in Gold geschriebene Ada-Evangeliar als eine Art Idealtypus, der sämtliche künstlerischen Möglichkeiten ausschöpft. Um die Chancen der Bewerbung bei der Unesco weiter zu verbessern, muss nach Einschätzung von Barbaro diese kulturhistorische Einzigartigkeit noch stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Daher ist das Original des Evangeliars bis 3. Juni in der Schatzkammer zusätzlich zur Dauerausstellung zu sehen.

Zudem findet vom 11. bis 13. Oktober eine Tagung in Trier statt, die nicht nur dem wissenschaftlichen Austausch dienen, sondern auch ein breiteres
Publikum ansprechen soll. Kulturdezernent Thomas Schmitt bedankte sich beim Land, das die Veranstaltung mit 9500 Euro fördert. Mitorganisatorin Professor Claudine Moulin (Universität Trier) wertet die Tatsache, dass sich schon mehr als 30 Experten aus zahlreichen Ländern angemeldet haben, als weiteres Indiz für die Wertschätzung der Bewerbung.