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30.10.2012

Besuch aus Brasilien

In ungezwungener Atmosphäre tauschten sich Susanne Bial und OB Klaus Jensen über die Schriftstellerin Clara Viebig, deren Rolle für Trier und die Eifeler Literatur aus.
In ungezwungener Atmosphäre tauschten sich Susanne Bial und OB Klaus Jensen über die Schriftstellerin Clara Viebig, deren Rolle für Trier und die Eifeler Literatur aus.
Einen weit gereisten Gast empfing OB Klaus Jensen im Rathaus: Susanne Bial, Enkelin der 1860 in Trier geborenen Schriftstellerin Clara Viebig, war aus Brasilien zur Frankfurter Buchmesse angereist und machte einen Abstecher in die Moselstadt. Bial präsentierte auf der weltgrößten Literaturmesse das Buch „Die unvollendete Symphonie meines Lebens – Einer berühmten Mutter jüdischer Sohn erinnert sich“ ihres Vaters Ernst, dem Sohn von Clara Viebig. Bei dem Besuch im Rathaus waren auch Bials Enkelin Marcela, der Verleger Arne Houben sowie die Herausgeber des Buches, Christel Aretz und Peter Kämmereit, dabei. „Ich freue mich sehr, dass Sie uns besuchen kommen. Ich bewundere, was Clara Viebig geschrieben hat. Denn das war ungewöhnlich, insbesondere für eine Frau, die in dieser Zeit lebte“, betonte Jensen.
 
In lockerer Atmosphäre plauderte der Rathaus-Chef mit der 88-Jährigen, die 1936 nach Brasilien emigriert war und sehr gut Deutsch spricht. Dass sie in Südamerika ihre Sprachkenntnisse nicht verloren hat, verdankt sie den vielen Gesprächen mit ihrer Mutter, die 1996 starb, und der Literatur.  

Themen des Gesprächs waren neben ihrer berühmten Großmutter, die als bedeutende Erzählerin des deutschen Naturalismus und literarische Entdeckerin der Eifel gilt, auch die Memoiren ihres Vaters. Auf die Idee, die Erinnerungen ihres 1959 gestorbenen Vaters, in Buchform zu veröffentlichen, kam Bial vor rund einem Vierteljahrhundert, als viele Werke von Clara Viebig wieder aufgelegt wurden. „Mein Vater war Komponist. Die schönste Erinnerung an ihn stammt aus der Zeit als ich Teenager war. Er saß am Flügel und spielte Lieder aus den 20er Jahren, sehr oft Stücke aus Brechts Dreigroschenoper“, erzählte die geistig fitte Dame. Sie hofft, dass das Buch für junge Menschen ein Anstoß ist, sich mit der Zeitgeschichte und der Gesellschaft der 20er und 30er Jahre auseinander zu setzen.
 
Bial sprach Jensen auf eine mögliche Gedenktafel an, die auf das abgerissene Geburtshaus Viebigs in der Simeonstiftstraße 387, der heutigen Kutzbachstraße, hinweisen könnte. Der OB versprach eine Prüfung. Nach dem Gespräch trug sich Bial ins Gästebuch der Stadt ein. Jensen überreichte ihr zum Abschied eine Konstantinmünze, die sie an den Geburtsort ihrer Großmutter erinnern soll.