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19.11.2013

Bekenntnis zum Drei-Sparten-Haus

Die Fraktionen von CDU, SPD, B 90/Grüne, FWG und Linke haben sich im Kulturausschuss für den Erhalt des Drei-Sparten-Ensembletheaters ausgesprochen. In ihrem Antrag zur „Zukunft des Theaters Trier“, über den in der Stadtratssitzung am 19. November abgestimmt werden soll, beauftragen sie in einem Zwölf-Punkte-Katalog die Verwaltung, strukturelle Veränderungen zur Effizienzsteigerung des Musentempels am Augustinerhof zu überprüfen und kostengünstigere Alternativen zu den jetzigen Betriebsabläufen zu erarbeiten.

Einzig die FDP mochte sich der Bugwelle des gemeinsamen Fraktionsantrags bislang nicht anschließen. Zwar wünschen sich auch die Freidemokraten den Erhalt der drei Sparten, doch müsse vor dem Bekenntnis ein glaubwürdiges Finanzierungskonzept her. Kulturdezernent Thomas Egger zeigte sich von der geschlossenen Vorgehensweise der fünf Fraktionen zwar beeindruckt, verwies jedoch bei seinen Bedenken auf die letztlich offen gebliebenen Finanzierungsfragen.

Zur Lösung schlägt die Bürgervertretung inhaltlich-strategische Sondierungsgespräche mit den umliegenden Landkreisen vor, um sie zu einer „stärkeren institutionellen Beteiligung am Theater einzuladen“. Das Land wird aufgefordert, die paritätische Beteiligung an den ungedeckten Kosten weiter zu erhalten. Einspar- und Optimierungsmöglichkeiten sollen mit verstärkten Kooperationsprojekten, so unter anderem mit dem Pfalztheater Kaiserslautern, dem Theater Koblenz, dem Staatstheater Saarbrücken und den Theatern in Luxemburg geprüft werden. Die Einrichtung einer Stiftung könne womöglich die Spendenbereitschaft aus der Bürgerschaft und der Wirtschaft fördern.

Neue Rechtsform

Entscheidende Bedeutung kommt der Frage zu, was mit dem maroden Gebäude am jetzigen Standort passiert. Bis spätestens März 2014 soll die Verwaltung eine Beschlussvorlage mit entscheidungsfähigen Varianten über die Sanierung im Bestand allein und mit alternativen Vorschlägen zur räumlichen Optimierung vorlegen. Dabei wird ein Neubau keineswegs ausgeschlossen.

Bei der anzustrebenden Veränderung der Rechtsform des Theaters stehen die vier Varianten Eigenbetrieb, GmbH/gGmbH, Anstalt des öffentlichen Rechts oder Genossenschaftsmodell/Stiftung zur Debatte. Mehreinnahmen werden von einem verbesserten Marketing (eine zusätzliche, sich zum Teil refinanzierende Stelle) und einem umfassenden Controlling erwartet.

Zur Effizienzsteigerung soll auch eine Organisationsstruktur an der Spitze des Theaters mit einer einköpfigen Leitung (Intendant mit Managementschwerpunkt) bei gleichzeitiger Stärkung der künstlerisch-verantwortlichen Spartenleitungen beitragen. Hier steht die Bewährungsprobe unmittelbar bevor, denn die neu zu strukturierende Intendantenstelle soll bereits zum Jahresende ausgeschrieben werden.

Stimmen der Fraktionen

Dorothee Bohr (CDU): „Die Frage ist: Wie viel Theater braucht Trier? Hier haben wir eigentlich einen Vorschlag der Verwaltung erwartet. Mit der jetzigen konzertierten Ratsaktion wollen wir gemeinsam öffentlich Ungeduld formulieren. Wenn der Spannungsbogen jetzt nicht reißen soll, muss etwas geschehen. Das Entscheidungsszenario schließt die Idee eines multifunktionalen Theaters mit Kongresszentrum mit ein. Wir brauchen mehr Spontaneität und Flexibilität. Das Land sollte sich seiner Funktion für die Region bewusst  sein.“

Markus Nöhl (SPD): „Das Ja zum Drei-Sparten-Ensemble heißt nicht, dass alles so bleibt, wie es ist. Wir müssen das Theater fit für die Zukunft machen und stetig weiter reformieren. Das Theater ist keine Bedrohung, sondern ein Geschenk. Wichtig bleibt die Sekundärwirkung des Drei-Sparten-Ensemblehauses. Das Land ist sich seiner Verantwortung sehr bewusst. Wir müssen auch die Variante des Neubaus prüfen und dies alles sehr zügig, damit wir vorwärts kommen.“

Uschi Britz (Bündnis 90/Grüne): „Nach der Grundaussage über den Erhalt sind alle weiteren Punkte konsequente Fragen,  wie es zukünftig weitergehen wird. Die strategisch-inhaltliche Ausrichtung des Theaters muss eine offenen Teilhabe für verschiedene Gruppen und Interessenten bieten. Das Theater ist ein Kulturplatz auch für die junge Kreativszene“.

Professor Hermann Kleber (FWG): „Die Zukunft des Hauses liegt in einem Theater der Region, doch es gibt einen Dissens, wer das bezahlen soll. Wer qualitativ hochwertige Leistungen haben will, muss dafür auch finanziell etwas tun. Hier sind die Region und das Land mit angesprochen. Wir stehen am Anfang eines Prozesses mit einer langen Vorgeschichte. Wir müssen jetzt endlich Nägel mit Köpfen machen.“

Tobias Schneider (FDP): „Auch wir wünschen uns den Erhalt aller drei Sparten, aber es gibt hierüber kein seriöses Finanzierungskonzept, das auf Dauer das Theater sichert. Der jetzige Deal geht vielleicht nach vier oder fünf Jahren zu Ende und das Land steigt eventuell sogar aus. Dann werden die Schritte nötig, die jetzt vertagt werden. Das ist keine zukunftsfähige generationengerechte Politik.“

Marc-Bernhard Gleißner (Die Linke): „Wir haben lange für den jetzt gefundenen schönen Konsens gekämpft. Mit den Grundaussagen des Konzepts wurde gebrochen, das

Gutachten war rausgeschmissenes Geld. Die Standortfrage muss jetzt mit dem Genossenschafts- oder Stiftermodell geprüft werden. Die Zukunft des Theaters kann man nicht allein an den Kosten ausmachen: Kultur ist ein eigenständiger Wert. Wir brauchen eine gute institutionalisierte Kultur auch für die freie Szene.“

Weiterhin Finanzierungslücke

Kulturdezernent Thomas Egger: „Es ist nicht die Aufgabe eines Dezernenten, dem Ausschuss Vorschläge zu unterbreiten, in welche Richtung es geht. Sinn und Zweck des Gutachtens war es, einen Grundkonsens herzustellen. Das wurde erreicht, auch wenn mich die gefundene Lösung nicht überzeugt. Die Finanzierungslücke besteht weiter. Schon meine Vorgänger haben sich vergeblich um eine Beteiligung der Kreise für das Theater der Region bemüht. Das Land kann auch nicht viel mehr tun und wenn, muss auch die Stadt mehr leisten.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, warum immer nur im freiwilligen Leistungsbereich gespart werden soll? Es wurden uns jetzt viele Hausaufgaben gestellt und wir sollten auch dann weiter gemeinsam vorgehen, wenn zwangsläufig die Verteilungsdiskussionen kommen. Der gemeinsame Antrag ist durchaus unterstützenswert, aber dem werden auch entsprechende Konsequenzen folgen.“