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05.03.2013

Anteil an den Familien verdoppelt

Angelika Winter.
Angelika Winter.
Die Trierer Frauenbeauftragte Angelika Winter veranstaltet zum Internationen Frauentag mit dem Arbeitskreis Alleinerziehend eine Tagung am 8. März,14 Uhr, Bürgerhaus Trier-Nord. Das Programm bietet unter anderem ein World Café zu Schwerpunkten, wie Elternschaft nach Trennung sowie Beruf/Ausbildung. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) geht Winter auf die Lage der Alleinerziehenden und das Konzept der Tagung ein.

RaZ: Wie entstand die Idee, in diesem Jahr die Schwerpunktveranstaltung am Weltfrauentag dem Thema Alleinerziehende zu widmen?

Winter: Alleinerziehende sind zu 90 Prozent Frauen. Also ist das ein klares frauenpolitisches Anliegen. In Trier ist die Gruppe der Alleinerziehenden mit einem Anteil von 30 Prozent an allen Familien sehr hoch. In den letzten 30 Jahren hat sich ihr Anteil unter den Familien verdoppelt. Alle Probleme – ob es um die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt oder die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht – spitzen sich bei Alleinerziehenden besonders zu. Trotzdem wäre es verfehlt, sie und ihre Kinder nur als soziale Problemlage wahrzunehmen. Alleinerziehende leisten täglich mehr als andere, um ihren Alltag zu organisieren. Ihnen optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, ist eine zentrale gesellschaftspolitische Aufgabe.

Welche Aufgabe hat vor diesem Hintergrund die Tagung zum Internationalen Frauentag?

Sie soll dazu dienen, die Familienform „allein erziehend“ in den Fokus zu nehmen. Welche Ist-Situation haben wir, welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es? Außerdem soll der Blick nach vorne gehen: Welche Rahmenbedingungen müssen verbessert werden?

Seit wann gibt es in Trier den Arbeitskreis Alleinerziehend, der diese Tagung mit veranstaltet?  

Ich habe vor viereinhalb Jahren den Arbeitskreis von meiner Vorgängerin Maria Rieger-Nopirakowsky übernommen. Ihr lag wie mir auch die Gruppe der Alleinerziehenden seit Jahren am Herzen. Ich vermute, dass es den AK bereits seit zehn Jahren gibt.

Wie stellt sich in Trier die Situation der Alleinerziehenden im Vergleich zu anderen Teilen des Bundesgebiets dar?

Die Städte weisen im Vergleich zum ländlichen Raum einen weitaus höheren Anteil  auf. Die Zentralität und damit die schnelle Erreichbarkeit von Kindertagesstätten, Schulen und Beratungsstellen ist unter dem Aspekt der zeitlichen Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, unverzichtbar. Das ist auch in Trier so. Bei der Kinderbetreuung sind wir in Trier zwar in Rheinland-Pfalz Spitze, im Vergleich zum Bundesgebiet haben wir jedoch Nachholbedarf. Oftmals lässt sich die Berufstätigkeit nur in Teilzeit aus-üben. Davon kann jedoch keine Alleinerziehende ihre Familie ernähren. Es fehlen immer noch Krippenplätze, Tagespflegepersonen, Randzeitenbetreuung in Kindertageseinrichtungen in Abstimmung mit familienorientierten Arbeitszeitmodellen, Ferienbetreuungen sowie familienfreundliche Unternehmen. Und last but not least brauchen wir dringend Wohnraum, der bezahlbar ist und auch bleibt.

Das Gespräch führte Petra Lohse