Die Trierer Frauenbeauftragte Angelika Winter veranstaltet zum
Internationen Frauentag mit dem Arbeitskreis Alleinerziehend eine Tagung
am 8. März,14 Uhr, Bürgerhaus Trier-Nord. Das Programm bietet unter
anderem ein World Café zu Schwerpunkten, wie Elternschaft nach Trennung
sowie Beruf/Ausbildung. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) geht
Winter auf die Lage der Alleinerziehenden und das Konzept der Tagung
ein.
RaZ: Wie entstand die Idee, in diesem Jahr die Schwerpunktveranstaltung am Weltfrauentag dem Thema Alleinerziehende zu widmen?
Winter: Alleinerziehende sind zu
90 Prozent Frauen. Also ist das ein klares frauenpolitisches Anliegen.
In Trier ist die Gruppe der Alleinerziehenden mit einem Anteil von 30
Prozent an allen Familien sehr hoch. In den letzten 30 Jahren hat sich
ihr Anteil unter den Familien verdoppelt. Alle Probleme – ob es um die
Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt oder die mangelnde
Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht – spitzen sich bei
Alleinerziehenden besonders zu. Trotzdem wäre es verfehlt, sie und ihre
Kinder nur als soziale Problemlage wahrzunehmen. Alleinerziehende
leisten täglich mehr als andere, um ihren Alltag zu organisieren. Ihnen
optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, ist eine zentrale
gesellschaftspolitische Aufgabe.
Welche Aufgabe hat vor diesem Hintergrund die Tagung zum Internationalen Frauentag?
Sie soll dazu dienen, die Familienform „allein erziehend“ in den Fokus
zu nehmen. Welche Ist-Situation haben wir, welche
Unterstützungsmöglichkeiten gibt es? Außerdem soll der Blick nach vorne
gehen: Welche Rahmenbedingungen müssen verbessert werden?
Seit wann gibt es in Trier den Arbeitskreis Alleinerziehend, der diese Tagung mit veranstaltet?
Ich habe vor viereinhalb Jahren den Arbeitskreis von meiner Vorgängerin
Maria Rieger-Nopirakowsky übernommen. Ihr lag wie mir auch die Gruppe
der Alleinerziehenden seit Jahren am Herzen. Ich vermute, dass es den AK
bereits seit zehn Jahren gibt.
Wie stellt sich in Trier die Situation der Alleinerziehenden im Vergleich zu anderen Teilen des Bundesgebiets dar?
Die Städte weisen im Vergleich zum ländlichen Raum einen weitaus höheren
Anteil auf. Die Zentralität und damit die schnelle Erreichbarkeit von
Kindertagesstätten, Schulen und Beratungsstellen ist unter dem Aspekt
der zeitlichen Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu
bekommen, unverzichtbar. Das ist auch in Trier so. Bei der
Kinderbetreuung sind wir in Trier zwar in Rheinland-Pfalz Spitze, im
Vergleich zum Bundesgebiet haben wir jedoch Nachholbedarf. Oftmals lässt
sich die Berufstätigkeit nur in Teilzeit aus-üben. Davon kann jedoch
keine Alleinerziehende ihre Familie ernähren. Es fehlen immer noch
Krippenplätze, Tagespflegepersonen, Randzeitenbetreuung in
Kindertageseinrichtungen in Abstimmung mit familienorientierten
Arbeitszeitmodellen, Ferienbetreuungen sowie familienfreundliche
Unternehmen. Und last but not least brauchen wir dringend Wohnraum, der
bezahlbar ist und auch bleibt.
Das Gespräch führte Petra Lohse