Sprungmarken
12.06.2018

24 Stunden komplett raus aus dem Alltag

Arie Rosen stellt den Schülern den Tallit vor, einen Gebetsmantel mit langen weißen Fäden.
Arie Rosen stellt den Schülern den Tallit vor, einen Gebetsmantel mit langen weißen Fäden. Außerdem trägt er den Gebetsriemen Tefillin mit kleinen Kapseln. Sie enthalten handgeschriebene Schriftrollen mit Texten aus der Tora.

Bei Gesprächen mit Schülern stellt OB Wolfram Leibe immer wieder fest, dass das Interesse an anderen Religionen groß ist. „Dabei wird auch oft gefragt, welche Gemeinsamkeiten es gibt und was es zum Beispiel konkret im Alltag heißt, jüdisch zu sein", berichtete er. Letzten Donnerstag saß der OB mitten unter den Jugendlichen der Oberstufe an der Treverer-Förderschule, als Arie Rosen von der in Jerusalem ansässigen Bildungseinrichtung „Kulturelle Begegnungen" zu Gast war. In seinem Projekt „Schabbat – Sonntag – Ruhetag" erläuterte er den Jugendlichen sehr anschaulich, wie vor allem in orthodox geprägten Vierteln von Jerusalem am Freitagabend das öffentliche Leben heruntergefahren wird und die Polizei Straßen absperrt, damit keine Autos mehr fahren.

In der jüdischen Schriftsammlung Tora stehen mehr als 600 Gebote und Gesetze, von denen die strenge Einhaltung der Schabbat-Ruhe am siebten Tag der Woche große Bedeutung hat. Die Arbeit ruht, die Familien sind 24 Stunden komplett raus aus dem Alltag, alle elektrischen und elektronischen Geräte vom Netz. Stattdessen steht die Konzentration auf gemeinsames Beten und Essen im Blickpunkt. Die Schüler erfuhren auch, dass der zeitweise in Trier residierende römische Kaiser Konstantin den Schabbat in der christlichen Tradition um einen Tag auf den Sonntag verlegte. Beim Blick auf ihren Alltag wurde den Schülern schnell deutlich, dass Ruhe und Einkehr am Sonntag oft heute kaum noch eine Rolle spielen.

Rektor Franz-Josef Schwaller und seine Lehrerkollegen hatten die besondere Unterrichtsstunde mit den Jugendlichen intensiv vorbereitet. Daher stellten die Schüler viele Fragen, nicht nur zu Details der religiösen Tradition, sondern auch zu aktuellen gesellschaftlichen Themen, wie die Rolle der Homosexualität im Judentum.