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08.05.2018 | Ausstellung Dommuseum

Moderne Kunst zur modernen Arbeitswelt

Museum am Dom beleuchtet den „Lebenswert Arbeit“

Die Installation 'Weniger ist leer' von Nina Schmidbauer kritisiert die Ausbeutung von Textilarbeiterinnen.
Die Installation 'Weniger ist leer' von Nina Schmidbauer kritisiert die Ausbeutung von Textilarbeiterinnen.

Das Museum am Dom beteiligt sich am Marx-Jubiläum mit einer Kunstausstellung, die die Arbeit in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung kritisch unter die Lupe nimmt. Prälat Werner Rössel erläuterte zur Eröffnung einen großen Kritikpunkt der Kirche: „Der Mensch hat scheinbar keinen richtigen Platz mehr und wird der Wirtschaft untergeordnet."

Museumsdirektor Markus Groß-Morgen definiert den Fokus der Ausstellung folgendermaßen: „Dem Bistum und dem Bischof war es wichtig zu sensibilisieren, dass Arbeit lebenswert gestaltet werden kann." Auf über 900 Quadratmetern werden rund 50 Exponate von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt. Eine raumgreifende Videoinstallation von Harun Farocki und Antje Ehmann kontrastiert auf zwölf Bildschirmen „Eine Einstellung zur Arbeit". Menschen wurden in unterschiedlichen Ländern an ihren Arbeitsplätzen gefilmt. Mit etwas Zeit kann sich der Besucher in den teilweise sehr einfachen, teilweise sehr technischen Arbeitsalltag der Menschen einfühlen und damit auch sein Verhältnis zu seinem eigenen Arbeitsplatz hinterfragen.

Die Globalisierung und ihre negativen Effekte für den Menschen werden mit verschiedenen Kunstformen aufgegriffen. Fotos von Kai Löffelbein zeigen beispielsweise, wie in Afrika europäischer Wohlstandsschrott entsorgt wird.

Ein Raum widmet sich Oswald von Nell-Breuning, der „Antwort der Kirche auf die soziale Not", so Groß- Morgen. Der Jesuit stammte wie Marx aus Trier und sagte einmal „Wir alle stehen auf den Schultern von Karl Marx". Als Begründer der katholischen Soziallehre setzte er sich dafür ein, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Künstler Laas Koehler und Paul Schumacher haben das sehr einfach gehaltene Zimmer von Nell-Breuning aus weißem Pappkarton nachgestaltet, dazu wird eine zehnminütige Videosequenz an die Wände geworfen. Die Arbeit nimmt mit einem riesigen Schreibtisch den größten Platz ein, eine sehr schmale Pritsche symbolisiert die knappe Freizeit des Geistlichen.

In einer Werkstatt, „Labor" genannt, werden verschiedene Künstlergruppen vor den Augen der Besucher weitere Werke erstellen und dabei auch für Gespräche bereit stehen. Noch ist das Labor dominiert von einer Installation aus 2500 bis 3000 Paar Arbeitshandschuhen, die Studierende der Hochschule Otterbach als Referenz an den Ursprung der Arbeit, die Körperlichkeit, zusammengestellt haben. Die Studierenden haben zudem bereits einen „Raum der Stille" gestaltet, der zum Nachdenken anregen soll. „In diesem Video wird zum Beispiel der Sinn der Arbeit thematisiert", kündigt Groß-Morgen das Werk „#myfirstdronie" von Natja Kasprik an. Die Besucher schauen hin und werden still: In der Vogelperspektive sieht man eine Person am Strand, die stoisch den Sand recht, während das Meer immer wieder über die gerade bearbeitete Fläche schwappt und die mühsame Arbeit sofort wieder zunichtemacht.