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08.05.2018

„Von Trier in die Welt“

Wiedereröffnung des Karl-Marx-Hauses mit neuer Dauerausstellung

Jenny und Karl Marx (Paula Kolz, Michael Thielen) laden die neue Dauerausstellung ein.
Jenny und Karl Marx (Paula Kolz, Michael Thielen) laden bei der Eröffnung des Karl-Marx-Hauses in die neue Dauerausstellung ein.

Pünktlich zu Marx‘ 200. Geburtstag wurde in seinem Geburtshaus in der Brückenstraße am vergangenen Samstag die neue Dauerausstellung „Von Trier in die Welt. Karl Marx, seine Ideen und ihre Wirkung bis heute" eröffnet. Bekannte Gesichter aus Fernsehen und Politik kamen hierfür nach Trier.

So verlas der bekannte Fernsehmoderator Günther Jauch die Geburtsurkunde von Marx, die von seinem Ururururgroßvater Emmerich Grach unterzeichnet wurde. Kurt Beck, Präsident der Friedrich-Ebert-Stiftung, der das Haus gehört, sagte, es sei an der Zeit gewesen, die Ausstellung zu modernisieren, da das Konzept nicht mehr zeitgemäß war. „Zudem wollen wir einen neuen Blick ermöglichen. Es geht darum, den Journalisten, Philosophen und Ökonomen zu zeigen und aus seinem Werk Anstöße für uns heute zu finden", sagte Beck. Auch werde nicht verschwiegen, was im Namen von Marx an Missbrauch geschehen ist.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte, es sei gut, sich über Marx zu streiten. Der neuen Dauerausstellung im Marx-Haus aber auch der großen Landesausstellung gelinge es, mit großer Differenziertheit auf den Revolutionär einzugehen. Andrea Nahles, SPD-Chefin und Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, würdigte an den Ausstellungen die Möglichkeit, einen vorurteilsfreien Blick auf Marx werfen zu können. Sie betonte zudem die starke Prägung der Sozialdemokratie durch den berühmten Sohn Triers und stellte aktuelle Bezüge zwischen Marx‘ Gedanken und der Gegenwart her. Eines machte die SPD-Chefin unmissverständlich deutlich: „Die Vereinnahmung von Marx‘ Gedanken von Diktaturen lassen wir nicht unwidersprochen."

Einen menschlichen Blick auf den großen Denker warf seine Ururenkelin, Frédérique Longuet Marx: „Für mich ist er eben auch der Ururgroßvater, den ich gerne kennengelernt hätte." Aus Briefen wisse sie, dass er ein liebevoller und aufmerksamer Vater gewesen sei. Zudem habe sie aus Anekdoten, die früher in ihrer Familie erzählt worden seien, erfahren, dass im Hause Marx oft Theater gespielt wurde.

Die neue Dauerausstellung, für die das Haus grundlegend saniert wurde, zeigt Marx im historischen Ambiente seines Geburtshauses als von den Umbrüchen des 19. Jahrhunderts geprägten Menschen. Es wird veranschaulicht, wie seine Werke wahrgenommen und interpretiert wurden und immer noch werden. Kuratorin Ann-Kathrin Thomm macht in einem Raum auch die Arbeitsweise des großen Philosophen transparent, der unzählige Bücher gelesen und tausende Briefe geschrieben hat. Was sich wie ein roter Faden auffällig durch die neue Ausstellung zieht, sind handgeschriebene Informationsblöcke oder schlicht Schlagworte an den Wänden. Mit diesem gestalterischen Aspekt soll ein Bezug auf die zahlreichen handschriftlich verfassten Dokumente von Marx hergestellt werden. Zu den Ausstellungshighlights gehört der Lesesessel, in dem Marx an seinen Manuskripten gearbeitet hat und in dem er am 14. März 1883 in London auch gestorben sein soll.