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19.10.2021

Podcast zur Fotografin Hilde Hubbuch erschienen

(gut) Im Oktober-Podcast der Wissenschaftlichen Bibliothek geht es um die in Trier geborene berühmte Fotografin Hilde Hubbuch. Wer war die Frau, die sich Ende der 1920er-Jahre nicht – wie damals üblich – um ihren Ehemann kümmerte, keine Kinder hatte, sondern stattdessen ihren eigenen Traum verfolgte?

Es war nicht gewöhnlich zu dieser Zeit, dass eine Frau ihren persönlichen Interessen nachging und eine Karriere verfolgte. Die Weimarer Verfassung hatte Frauen und Männer zwar gleichgestellt, aber die Rollenbilder waren immer noch sehr starr und prägten den Alltag in vielen Städten, so auch in Trier.

Hilde Hubbuch wurde 1905 in Trier in die wohlhabende jüdische Familie Isay geboren. Zwei Jahre nach dem Abitur am Auguste-Viktoria- Gymnasium entschied sie sich für das Studium an der Badischen Landeskunstschule. Sie besuchte die Zeichenklasse von Karl Hubbuch.

Hilde Hubbuch fotografierte sich zusammen mit ihrem Lehrer und späteren Ehemann Karl Hubbuch. Auf einer früheren Fotoserie sieht man eine selbstbewusste Frau mit direktem, ernstem Blick, kurzem und manchmal absichtlich nicht frisiertem Haar. Sie gab sich keine Mühe, feminin auszusehen, sie ist keine Hausfrau und auch kein Lustobjekt – sie ist ganz einfach sie selbst. Kurzum: Hilde Hubbuch verkörperte die sogenannte „neue Frau“: modern, selbstständig, emanzipiert.

Knapp fünf Monate nach der Eheschließung am 4. Januar 1928 in Trier wurde Karl Hubbuch zum Professor ernannt. Die ersten Ehejahre schienen traumhaft gewesen zu sein. Das Ehepaar verbrachte viel Zeit auf Reisen durch Frankreich und Deutschland. Aber Hilde Hubbuch wollte nicht nur die Frau eines Professors sein. Sie wollte sich weiterentwickeln. 1931 entschied sie sich für eine Ausbildung am Dessauer Bauhaus und studierte drei Semester bei Paul Klee, Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer. Als Hospitantin besuchte sie den Fotokurs von Walter Peterhans. Das Abenteuer Fotografie nahm für sie am Bauhaus neue Dimensionen an. Hubbuch experimentierte viel mit Form und Licht. Sie fotografierte ihre Kolleginnen, moderne Stillleben sowie nahezu abstrakte Kompositionen.

Im April 1935 ließen sich die Eheleute scheiden, bleiben aber lebenslang in Kontakt. Fünf Monate später traten die Nürnberger Gesetze in Kraft. Für Hilde Hubbuch war es das Ende des modernen Deutschlands, hier war kein Platz mehr für emanzipierte Frauen, vor allem für solche mit jüdischer Abstammung. Schon vor der Scheidung begab sich Hubbuch nach Wien, wo sie für eine Presseagentur tätig war. 1936 emigrierte sie nach London zu ihrem Onkel. Drei Jahre später ging sie in die USA.

Die junge Frau war in Amerika auf sich allein gestellt. Sie änderte ihren Namen in Hubbuck und begann ein neues Leben. Glücklicherweise verfügte sie über eine Ausbildung und über Arbeitserfahrung. Sie gründete eine eigene Firma, die sich auf Kinderfotografie spezialisierte. Hilde Hubbuck fotografierte nicht nur Kinder, sondern auch wichtige Persönlichkeiten ihrer Zeit, etwa den Schriftsteller Norman Mailer.

Mehrmals nach dem Krieg besuchte Hilde Hubbuck ihre Heimatstadt Trier. Sie kam oft nach Europa, besichtigte Amsterdam, Zürich und Brüssel, wo sie die Kunstwerke in den Museen bewunderte. Hubbuck starb am 24. Oktober 1971 in New York. Auf den letzten vorhandenen Fotos sieht man eine Frau, die wieder ihre innere Ruhe gefunden hat.

Zu hören ist der Podcast im Internet: www.stadtbibliothek-weberbach.de, Rubrik Aktuelles. Vom 20. Oktober bis 20. November präsentiert die Wissenschaftlichen Bibliothek an der Weberbach außerdem im Foyer eine Ausstellung zu Hilde Hubbuch.

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