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22.06.2021

Netzwerk steuert kostbares Nass

Ein Tankwagen einer von der Stadt beauftragten Firma besprüht eine Späth-Erle an der Sickingenstraße, einer von rund 87.000 Stadtbäumen in Trier.
Ein Tankwagen einer von der Stadt beauftragten Firma besprüht eine Späth-Erle an der Sickingenstraße, einer von rund 87.000 Stadtbäumen in Trier.
Ein außergewöhnliches Projekt präsentierten Stadtverwaltung und Stadtwerke zum bundesweiten Digitaltag am Freitag. Bei der durch ein Netzwerk gesteuerten Bewässerung von Straßenbäumen auf dem Petrisberg wurde demonstriert, dass sich Wirtschaftlichkeit, Digitalisierung und Umweltschutz sehr gut ergänzen.

OB Wolfram Leibe benannte die großen Herausforderungen durch den Klimawandel: „Wir können heute nahezu keinen jungen Bum mehr pflanzen, ohne ihn zu wässern. Die Herausforderung ist, nicht unnötig Geld bei der Bewässerung auszugeben und gleichzeitig das Wachstum der Pflanzen zu befördern.“ So entstand die Idee, an sieben Standorten im Stadtgebiet durch Sensoren im Wurzelbereich der Bäume Feuchte und Temperatur zu messen. Sie haben eine Kabelverbindung zu einem Funksender, der die Daten über das Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) der Stadtwerke an einen Dienstleister weiterleitet. Er wertet sie für StadtRaum Trier aus. So wird schnell ermittelt, welcher Baum wann wieviel Wasser braucht.

Die Bodenfeuchte-Sensoren gibt es schon seit längerem, aber bislang wurden die Daten „händisch“ ausgelesen. Durch das neue Pilotprojekt, bei dem das Bundesforschungsministerium die Entwicklung des Funksenders fördert, läuft dieser Prozess wesentlich effizienter und zeigt konkret den praktischen Nutzen der digitalen Infrastruktur. Diesen Aspekt hob SWT-Vorstand Arndt Müller bei der Vorstellung des Projekts hervor: „Wir freuen uns über das Vertrauen, aus Trier Stück für Stück die älteste Smart City Deutschlands machen zu können.“ Das längst nicht für die Steuerung der Baumbewässerung eingesetzte LoRaWAN-System, in das auch die an der Sickingenstraße auf der Höhe des Wetterdienstes neu installierten Straßenlampen integriert sind, ist nur ein Beispiel. Hinzu kommen Glasfaser und WLAN in der Innenstadt und in den Bussen.

Christian Thesen, Leiter der Baumabteilung bei StadtRaum Trier, betonte, dass die Gehölze nicht für immer bewässert werden sollen, sondern durch das ausgeklügelte System ihre Wurzeln so gut in die Länge und Tiefe ausrichten können, dass sie möglichst nach einem bis zwei Jahren mit dem Niederschlagswasser auskommen. Baudezernent Andreas Ludwig ergänzte: „Wir müssen lernen, mit dem Klimawandel klar zu kommen.“ Konkret heißt das für StadtRaum Trier zum Beispiel, immer wieder neue Sorten, wie etwa Königsnuss oder Rotahorn, auszuprobieren, die mit der Trockenheit besser klarkommen als etwa Birken.

Welche Dimension das Thema Bewässerung mittlerweile hat, zeigt schon eine Zahl: Pro Jahr werden derzeit rund 7,8 Millionen Liter Wasser eingesetzt, die auch ein erheblicher Kostenfaktor sind. Umso wichtiger ist daher die verbesserte Steuerung.

Petra Lohse