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24.11.2016

Franz Müntefering erhält den Oswald von Nell-Breuning-Preis der Stadt Trier 2017

(La) Als Auszeichnung für sein Lebenswerk erhält der frühere SPD-Bundesminister, Vizekanzler und ausgewiesene Sozialexperte Franz Müntefering (76) den mit 10.000 Euro dotierten Oswald von Nell-Breuning-Preis der Stadt Trier 2017. Als Vorsitzender des Preisgerichts gab Oberbürgermeister Wolfram Leibe die Entscheidung der Jury am Donnerstag bei einem Pressetermin bekannt.

Die Jury begründete ihr einstimmiges Votum mit dem herausragenden sozialpolitischen Engagement Münteferings, das in seiner inhaltlichen Ausprägung und seiner zeitlichen Fortschreibung den Maximen der von Pater Oswald von Nell-Breuning maßgeblich beeinflussten Katholischen Soziallehre mit den Grundpfeilern der Gerechtigkeit, Solidarität und Subsidiarität entspreche. Müntefering habe in führenden politischen Ämtern über Jahrzehnte mit seinem ausgeprägten sozialen Bewusstsein stets handlungsorientiert herausragende sozialpolitische Akzente gesetzt, sagte Leibe.

Als ausgewiesener Sozial-, Arbeitsmarkt- und Rentenexperte hat der Realpolitiker Müntefering, so die Jury, immer wieder Antworten auf drängende, oft schwierige Fragen seiner Zeit gegeben, so beim sozialen Wohnungsbau, bei seinem Einsatz, Perspektiven für (Langzeit)-Arbeitslose zu schaffen, bei den Gesetzen zur Arbeitsmarkt-Stabilisierung, zur Sozialversicherung oder mit der Reform-„Agenda 2010“.

Zu den großen sozialen Projekten, die maßgeblich von dem Sozialdemokraten Müntefering betrieben wurden, gehören neben der schrittweisen Heraufsetzung des gesetzlichen Renteneintrittsalters die Zusammenlegung der Arbeitslosen- und Sozialhilfe (Hartz IV), der Umbau der Bundesanstalt für Arbeit oder die Gesundheitsreform. Dabei habe sich Müntefering stets von der Notwendigkeit, soziale Verantwortung und Gerechtigkeit in einer solidarischen Gesellschaft fortzuentwickeln, leiten lassen.

Gegen die Auswüchse einer neoliberalen Wirtschafts- und Finanzpolitik mit einer international zunehmenden Macht des Kapitals bezog Müntefering deutlich Position. Er kritisierte überzogene Managergehälter im Finanz- und Bankenbereich und beklagte die fehlende Unternehmensethik vieler Firmen. 2005 löste er als SPD-Vorsitzender mit seiner Darstellung, anonyme Finanzinvestoren würden teilweise wie „Heuschreckenschwärme“ über Unternehmen herfallen, eine breite Debatte aus.

Auch in jüngerer Zeit hat sich Müntefering für einen „Wandel in Sicherheit“ und eine „Neue Solidarität im 21. Jahrhundert“ ausgesprochen. Von ihm aufgeworfene aktuelle Themen, die bei einer Fortschreibung der Katholischen Soziallehre auch im Geiste Pater Oswald von Nell-Breunings stehen, sind die Mindestlohndebatte, die Pflegereform, das Betreuungsgeld oder die Begrenzung der ökonomischen und ökologischen Schulden. Die demografische Frage, wie ein vorsorgender Sozialstaat bei stark veränderten Altersstrukturen gesichert werden kann, gehört nach Münteferings Einschätzung zu den größten politischen Herausforderungen unserer Tage.

Die Jury war auch beeindruckt von der „lebensethischen Perspektive“, die Müntefering in der Sterbehilfe-Diskussion bezog, nicht zuletzt aufgrund seiner persönlichen Erfahrung bei der Pflege seiner todkranken Frau.

In einem Telefonat zeigte sich Müntefering gegenüber Oberbürgermeister Leibe über die Zuerkennung des Preises sehr erfreut und sagte sein Kommen zur öffentlichen Preisverleihung zu. Müntefering erinnerte sich an persönliche Begegnungen mit Pater Nell-Breuning, den er sehr schätze, im Bonner Bundestag und in Sundern. Die feierliche Preisübergabe ist für Anfang März kommenden Jahres in der Promotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars geplant. Hier legte Nell-Breuning 1908 als 18-Jähriger sein Abitur ab.

Der Oswald von Nell-Breuning Preis, der die Verbundenheit der Stadt Trier mit ihrem großen Sohn und früheren Ehrenbürger dokumentieren und an das epochale Lebenswerk des Jesuitenpaters zur Weitergabe seines Vermächtnisses erinnern will, wird 2017 zum achten Mal vergeben. Bisherige Preisträger waren Bundesverfassungsrichter a.D. Professor Dr. Paul Kirchhof (2003), Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt (2005), das päpstliche Hilfswerk „Cor Unum (2007), die Brüder Dr. Hans-Jochen und Professor Dr. Bernhard Vogel (2009), Bundesminister a.D. Dr. Norbert Blüm (2011), der gemeinnützige Verein „TransFair“ (2013) sowie Bundesminister a.D. Dr. Heiner Geißler (2015).

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