Sprungmarken
02.08.2017 | Touristische Aufwertung

Judenviertel tritt aus dem Schatten

Dr. Angelika Meyer, Leiterin der städtischen Denkmalpflege, erläutert bei einem Ortstermin die Baugeschichte des Judenviertels.
Dr. Angelika Meyer, Leiterin der städtischen Denkmalpflege, erläutert bei einem Ortstermin die Baugeschichte des Judenviertels. Die Kleine Judenpforte (im Hintergrund) führt zum Hauptmarkt.
Die gemeinsame Initiative der Stadt, der Universität, der Trier-Gesellschaft und der Stadtwerke zur Aufwertung des mittelalterlichen Judenviertels trägt erste Früchte: Der Eingang wurde gereinigt und frisch gestrichen, eine neue Beleuchtung installiert und die erste von fünf Infotafeln aufgestellt.

„Es geht um die Bewahrung des jüdischen Erbes unserer Stadt“, hob Oberbürgermeister Wolfram Leibe bei einem Ortstermin die Bedeutung der Aktion hervor. Im hohen Mittelalter zählte die jüdische Gemeinde in Trier rund 300 Mitglieder, die in den engen Gässchen zwischen der Jakobstraße, Stockstraße und dem Hauptmarkt lebten. Neben einer Synagoge gab es ein rituelles Tauchbad (Mikwe), ein Gemeindehaus und weitere Einrichtungen. Der Friedhof befand sich auf dem heutigen Viehmarktplatz. Das 1235 erstmals erwähnte Haus Judengasse 2 gilt als das älteste erhaltene jüdische Wohnhaus in Deutschland. Die Blütezeit der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde endete abrupt mit dem Pogrom des Jahres 1349, der im Zusammenhang mit der europaweiten Pestepidemie stand.

Die Stadtwerke haben das Judenviertel zwischenzeitlich mit neuen LED-Straßenleuchten ausgestattet. So werden nun auch die Torbögen der Kleinen Judenpforte, durch die man vom Hauptmarkt aus in das Viertel eintritt, in den Abendstunden stimmungsvoll in Szene gesetzt. „Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass das Geld, das die Stadtwerke verdienen, in der Region bleibt und sinnvoll investiert wird“, betonte Leibe.

Die Trier-Gesellschaft stellte Geld für die Grundreinigung und den neuen Anstrich einiger Fassaden zur Verfügung und finanziert die Herstellung der dreisprachigen Infotafeln für Touristen. „Die Judengasse braucht sich jetzt nicht mehr zu verstecken, sondern sie wird gefunden“, konstatierte Karlheinz Scheurer, Vorsitzender der Gesellschaft.

Historischer Pfad

Die Informationen auf den Tafeln wurden vom Arye Maimon-Institut für die Geschichte der Juden an der Universität Trier und der Bauhistorikerin Marzena Kessler zusammengestellt. Grundlage sind unter anderem Forschungsergebnisse des Trierer Historikers Alfred Haverkamp, der bereits in den 1970er-Jahren zur Judengasse forschte. Vier Tafeln und eine Stele sollen künftig einen „Historischen Pfad“ bilden, der am Eingang der Judengasse beginnt und auf dem Stockplatz endet. Inhaltlich leicht zugängliche Texte geben den Lesern einen Einblick in das jüdische Leben in Trier. Per QR-Code können die Besucher eine Webseite mit vertieften Informationen, Fotos und Lageplänen zu den Anfängen der Gemeinde, zu den einzelnen Gebäuden und zum religiösen Leben aufrufen.

Die Aufwertung des Judenviertels ist noch nicht abgeschlossen, wobei Leibe und Scheurer an die Mithilfe der Hauseigentümer appellieren. Zu den Schätzen, die ein großes touristisches Potenzial aufweisen, zählt nicht zuletzt das Ritualbad, dessen Spuren in einem Keller des Gebäudes Judengasse 4/4a entdeckt wurden.

 
Verweisliste

Archiv

Pressemitteilungen nach Zeitraum filternZeige Artikel von


bis