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11.11.2019 | Ausstellung

Das Museum steht Kopf: Kulturgeschichte des Karnevals

„Die Welt steht Kopf" heißt es alljährlich, wenn in vielen Regionen Deutschlands, vor allem am Rhein, die Karnevalssession beginnt. Ob Fastnacht, Fasching oder Karneval – in dem närrischen Brauchtum vereint sich eine faszinierende Kulturgeschichte, die sich bis in das europäische Mittelalter zurückverfolgen lässt und deren Traditionen bis in die Antike zurückreichen. Neben den Hochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz sorgt auch in Trier ein lebendiges Vereinsleben für einen beachtlichen Sitzungs- und Straßenkarneval. Das Stadtmuseum Simeonstift nimmt diese Tradition zum Anlass für eine kulturhistorische Betrachtung des Phänomens in Kunst und Gesellschaft.

Prinzenmonturen aus 50er-Jahren

Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr beleuchtete in einer Pressekonferenz vor der Ausstellungseröffnung wie es dazu kam, dem Karneval eine Ausstellung zu widmen: „2011 haben wir von einem Kostümverleih Prinzenmonturen aus den 1950er-Jahren übernommen. Sie waren sehr wertig. Die Zeit und das Geld, das darin investiert wurde, hat uns beeindruckt", erinnerte sich Dühr. Es folgten einige Ankäufe und zwei Vorträge der Trierer Historikerin Jutta Albrecht, die die Ausstellung auch mitkuratiert hat. In einem Vortrag stand das vielseitige Wirken des Trierer Karnevalisten jüdischen Glaubens, Louis Scheuer, im Fokus.

Dühr ist sich sicher: „Man muss kein Fan des aktiven Karnevals sein, um die Ausstellung interessant zu finden. Es ist ein über Jahrhunderte existierendes Brauchtum mit einer interessanten Kulturgeschichte." Auch Kulturdezernent Thomas Schmitt betonte, Karneval sei ein Stück Kulturgeschichte. Die Sonderausstellung „Die Welt steht Kopf. Eine Kulturgeschichte des Karnevals" nimmt diese bewegte Geschichte in den Blick: Von den römischen Festen, zu denen die alltägliche Ordnung auf den Kopf gestellt wurde, über die „tollen Tage" vor der religiösen Fastenzeit im Mittelalter bis in die Jahre der 1848er-Revolution, in denen auch der Karneval politisch wurde.

Die Geschichte des Karnevals im 20. Jahrhundert ist überschattet durch die propagandistische Instrumentalisierung durch die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg. Eine zaghafte „Wiedergeburt" erlebte der Karneval in der Nachkriegszeit. Erst in den 1980er-Jahren erfolgte eine erneute Hinwendung zu jener tagespolitischen Gesellschaftskritik, die in den Sitzungen und Umzügen bis heute zum Brauchtum gehört.

Zahlreiche Objekte und Archivalien zum rheinischen Karneval, aber auch Gemälde und Grafiken, historische Textilien sowie Medien- und Mitmachstationen beleuchten diese wechselvolle Kulturgeschichte aus verschiedenen Perspektiven. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Geschichte des Trierer Karnevals und den 17 Vereinen, die heute unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval organisiert sind.

Anhand von rund 200 Objekten – sowohl aus der eigenen Sammlung als auch von regionalen und internationalern Leihgebern – zeigt der Rundgang auf zwei Etagen den kulturellen Reichtum, der auch Karnevalsverweigerer beeindrucken kann.

  • Zur Ausstellung, die bis 26. Februar 2020 läuft, erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen (114 Seiten, DE/EN). Die Ausstellung ist zweisprachig deutsch/englisch.

 

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