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20.08.2013

Erlebnis für alle Kinder

Foto: Wasserspielplatz Petrisberg
Der Wasserspielplatz am Petrisberg kann als Abenteuerraum beschrieben werden. Die Kreativität der Kinder soll durch den gestalt- und veränderbaren Raum gefördert werden.
Seit 1997 bewertet die AG Spielraum die Spielsituation in den Stadtteilen aufgrund der Analysen der mobilen spielaktion e.V. Diese prüfen, ob alle Kinder bis 14 Jahre ausreichend Raum zum Erleben, Toben und Klönen im Stadtteil zur Verfügung haben – dabei hilft die Neun-Felder-Tafel.

Welche Räume brauchen Kinder, um gesund aufzuwachsen? Alle drei bis vier Jahre begutachten Mitarbeiter der mobilen spielaktion jeden Stadtteil und bewerten ihn auf sein Spielpotenzial. Die vorhandenen Plätze innerhalb eines Quartiers werden dann Spielraumtypen der sogenannten Neun-Felder-Tafel zugeordnet. Bei der Spielraumleitplanung geht es nicht um eine möglichst gute Ausstattung mit Spielgeräten, sondern um eine zusammenhängende Raumplanung, die den Bedürfnissen von Kindern und Familien gerecht wird. So stellen Kriterien wie fußläufige Erreichbarkeit, zusammenhängende Grünflächen oder Barrierefreiheit für alle Altersgruppen im Stadtteil eine Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität dar.

Mit zunehmendem Alter erweitert sich der „Streifraum“ von Kindern. Benötigen die Kleinsten als Spielraum den unmittelbaren Bereich vor der Tür, bewegen sich Kindergartenkinder weiter im Stadtteil, vielfach bei längerer Distanz aber noch in Elternbegleitung. Schulkinder hingegen streifen durch das gesamte Quartier und ab zehn Jahren entdecken sie auch andere Plätze für sich, die bis zu einem Kilometer entfernt sind.

Spielräume müssen daher so konzipiert sein, dass für alle Altersgruppen etwas dabei ist. Aus diesen Überlegungen entwickelte die mobile spielaktion die Neun-Felder-Tafel zur „Kategorisierung von Räumen für kindgemäße Aktivitäten“.

Grundlage für die Neun-Felder-Tafel und somit der Qualitätsmaßstab für das Spielumfeld sind für die AG Spielraum die entwicklungspsychologisch bedingten Spielbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen. Danach brauchen Kinder Räume für Kommunikation, Bewegung und Erlebnis/Erleben/Emotionen, die für die verschiedenen Altersstufen unterschiedlich gestaltet sein müssen. Die Kinder werden deshalb drei Gruppen zugeordnet: eins bis sechs, sechs bis zehn und zehn bis 14 Jahre. Daraus entstehen neun verschiedene Spielraumtypen, die ein Stadtteil aufweisen sollte, um allen Kindern ausreichende Entfaltungs- und Erfahrungsmöglichkeiten zu bieten.

Die Neun-Felder-Tafel soll den Kindern und Eltern aber nicht den Platz beschreiben, sondern bei der Planung Orientierungshilfe leisten:

  • Kategorie Bewegung
    • Wohnungsunmittelbarer Spielraum: Spielen direkt vor der Tür (bis sechs Jahre)
    • Spielfläche für raumgreifende Bewegungsaktivitäten: viel Platz zum Toben, Radfahren und Bolzen (sechs bis zehn Jahre)
    • Sportmöglichkeiten: zum Beispiel Spielen von Fuß- oder Basketball (zehn bis 14 Jahre)
  • Kategorie Kommunikation
    • Eltern-Kind-Spielraum: Platz für Kleinkinder mit ihren Eltern (bis sechs Jahre)
    • Quasselplatz (sechs bis zehn Jahre)
    • Raum zum Reden (zehn bis 14 Jahre)
  • Kategorie Erlebnis/Erleben/Emotionen
    • Phantasieraum: Platz, der die Phantasie anregt, zum Beispiel für Rollenspiele (vier bis acht Jahre)
    • Abenteuerraum: Platz zum Entdecken, Bauen und Abenteuer erleben (acht bis zwölf Jahre)
    • Öffentlicher Raum: Platz, um Leute zu treffen (zwölf bis 14 Jahre)

Bei allen Überlegungen gilt die Prämisse: Ist ein Stadtteil flächendeckend mit allen Räumen der Kategorien ausgestattet, ist eine ausreichende Versorgung mit Spielraum vor Ort gegeben. Dabei sollten von jedem Wohnhaus die Plätze zu erreichen sein. Gibt es Defizite, so besteht Handlungsbedarf. Ziel ist langfristig, alle bestehenden Lücken zu schließen.

Nur in Ausnahmefällen wird davon wie etwa in Biewer als Straßendorf (Straße als Erlebnisraum) oder in Irsch mit viel Grünfläche abgesehen. Dort fallen Spiellücken nicht so stark ins Gewicht wie etwa in der dicht bebauten Altstadt. pli