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19.01.2023

Maximiner Riesenbibel in der Schatzkammer

Sie freuen sich über die dreibändige Maximiner Riesenbibel mit ihren prachtvollen handgeschriebenen Initialen (v. l.): Bibliotheksdirektor Professor Michael Embach, Dr. Josef Peter Mertes (Vorsitzender des Förderkreises), Kulturdezernent Markus Nöhl und Bibliotheksleiterin Dr. Magdalena Palica.
Sie freuen sich über die dreibändige Maximiner Riesenbibel mit ihren prachtvollen handgeschriebenen Initialen (v. l.): Bibliotheksdirektor Professor Michael Embach, Dr. Josef Peter Mertes (Vorsitzender des Förderkreises), Kulturdezernent Markus Nöhl und Bibliotheksleiterin Dr. Magdalena Palica.

Sie sind jeweils etwa 60 mal 40 Zentimeter groß und rund zwölf Zentimeter dick. Die drei Bände der Maximiner Riesenbibel, die zwischen 1511 und 1526 in der Abtei St. Maximin hergestellt wurden, sind nun in der Schatzkammer der Wissenschaftlichen Bibliothek zu bestaunen. Bibliotheksdirektor Professor Michael Embach stellte die interessanten Hintergründe der Riesenbibel vor.

Der spektakuläre, handgeschriebene Neuzugang der Schatzkammer gehörte einst zum Bestand der Trierer Abtei St. Maximin. Zwei der drei Bände sind mit kunstvollen Miniaturen ausgestattet, der dritte Band enthält eine Fülle prachtvoller Initialen. Kulturdezernent Markus Nöhl würdigte die Bedeutung des Exponats bei dessen Vorstellung in der Schatzkammer, bei der auch Mitglieder des Förderkreises der Wissenschaftlichen Bibliothek anwesend waren: „Die Riesenbibel, die ein Höhepunkt der südwestdeutschen Buchkunst zu Beginn des 16. Jahrhunderts darstellt, ist nach über 200 Jahren wieder nach Trier zurückgekehrt“, freute er sich und bezeichnete dies als „einmaligen Glücksfall“. Zu verdanken ist dieser Glücksfall dem Besitzer der Riesenbibel, der anonym bleiben möchte und das Werk der Wissenschaftlichen Bibliothek als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat.

Auch Bibliotheksdirektor Professor Michael Embach sprach angesichts des Neuzugangs in der Schatzkammer von einem „Glücksfall“ und machte die große Bedeutung der Maximiner Riesenbibel klar: „Sie liefert das seltene Beispiel für eine handgeschriebene Prachtbibel nach der Erfindung der Buchdruckerkunst. Und obwohl die Evangelien und die Psalmen nicht in ihr enthalten sind, übertrifft sie mit einem Umfang von 716 Blatt sämtliche gedruckten Bibeln der Zeit, ebenso wie die meisten von Hand geschriebenen Bibeln.“ Embach erläuterte auch die Entstehungsgeschichte des Exponats: „Die Abtei St. Maximin war zu Beginn des 16. Jahrhunderts wirtschaftlich enorm erfolgreich. Ihr Ziel war es, nicht mehr dem Trierer Erzbischof unterstellt zu sein, sondern direkt dem Kaiser. Die Erstellung der Riesenbibel war als Wink mit dem Zaunpfahl Richtung Erzbsichof zu verstehen, der den Machtanspruch der Abtei untermauern sollte.“ Zur Loslösung der Abtei vom Erzbischof kam es jedoch nicht.

Neben den ausgefeilten Malereien enthalten die drei Bände auch neueste Erkenntnisse aus der damaligen Bibelwissenschaft und einen Bericht über die Zerstörung der Abtei St. Maximin im Gefolge der Belagerung Triers durch Franz von Sickingen im Jahr 1522. Bibliotheksdirektor Embach unterstrich auch den wissenschaftlichen Wert des Neuzugangs: „Die Riesenbibel schließt eine gewaltige Lücke. Wir können jetzt direkt am Objekt forschen, am historischen Original.“ Nicht zuletzt dafür gebühre dem privaten Leihgeber enormer Dank, dem sich auch Kulturdezernent Nöhl anschloss.

Bis die kostbare Bibel nach mehr als 200 Jahren wieder den Weg zurück in ihre alte Heimat Trier fand, hatte sie eine Odyssee zu überstehen: Nach der Auflösung der Abtei St. Maximin durch die Säkularisation (1802) geriet sie zunächst in den Besitz des Publizisten Joseph von Görres. Dieser veräußerte das kostbare Werk schon bald wieder und nach weiteren Stationen landete sie in der British Library. Von dort wurde die Bibel schließlich erneut in den privaten Handel gegeben. Schließlich erwarb sie der heutige Besitzer, der sie nun als Dauerleihgabe an die Wissenschaftliche Bibliothek übergeben hat.

Björn Gutheil

 
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