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15.11.2019 | Ehrung

EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm mit Nell-Breuning-Preis ausgezeichnet

Übergabe der Urkunde des Oswald von Nell--Breuning-Preises
Prof. Heinrich Bedford-Strohm (r.) íst Träger des Oswald von Nell-Breuning-Preises 2019: Oberbürgermeister Wolfram Leibe überreicht dem EKD-Ratsvorsitzenden die Urkunde.

(mic) Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Professor Dr. Heinrich Bedford-Strohm, ist am Donnerstagabend mit dem Nell-Breuning-Preis der Stadt Trier ausgezeichnet worden. Mit dem Preis erinnert die Stadt an den aus Trier stammenden Jesuitenpater und für die Bundesrepublik prägenden Sozialwissenschaftler Oswald von Nell-Breuning.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe als Vorsitzender der Jury würdigte den Einsatz Bedford-Strohms für eine soziale Wirtschaft als Kernelement der Gesellschaft. „Sie setzen sich für eine Wirtschaft ein, die dem Menschen dienen muss“, sagte Leibe, „für eine Wirtschaftspolitik aus christlicher Perspektive.“ Bei den ethischen Grundlagen einer Wirtschaft der Zukunft stelle Bedford-Strohm soziale und ökologische Gesichtspunkte ins Zentrum, wie sie sich aus dem christlichen Glauben ergäben, sagte der Trierer Oberbürgermeister. Soziale Wirtschaft, das heiße für den Kirchenmann auch, energisch zum Schutz von arbeitsfreien Sonn- und Feiertagen zu streiten und sich bedingungslos an Humanität orientiert für Flüchtlinge einzusetzen und dafür, überall auf der Welt Lebensverhältnisse zu schaffen, in denen Menschen in Würde leben können.

Als Laudator hatte sich Bedford-Strohm den bekannten Fernsehjournalisten und ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey gewünscht, der diese Aufgabe gerne übernahm. Frey ging auf die vielen Themen ein, die Bedford-Strohm mit von Nell-Breuning verbinde. Dazu gehöre die Forschung zu Sozialethischen Themen und der kritische Blick auf die Auswirkungen der Globalisierung. Nell-Breuning habe leidenschaftlich am politischen und gesellschaftlichen Leben teilgenommen, und dafür stehe auch Bedford-Strohm. Frey richtete den Blick auch auf die Diskussion über eine Ethik der Digitalisierung. Programmierer, Unternehmer und Nutzer sollten sich ethischen Regeln unterwerfen, damit die digitalen Netzwerke gesellschaftsbildend und nicht – wie so oft - trennend wirken könnten. Ausgehend von dem aus Bedford-Strohms Pfarrerzeit in Coburg stammenden Spitznamen „HBS“ charakterisierte er den Landesbischof als „handfest, bodenständig, streitbar“.

Bedford-Strohm nahm den Preis „sehr dankbar und voller Freude“ entgegen. Er drückte seine Bewunderung für die katholische Soziallehre aus, die ihn schon in Studienzeiten sehr beschäftigt habe. Bedford-Strohm zitierte aus jüngsten Studien, die eine wachsende Ungleichheit bei den Einkommen in Deutschland und große Ungleichheit bei der Vermögensverteilung festgestellt hätten. „Oswald von Nell-Breuning hätte diese Entwicklung sicherlich mit Sorge verfolgt“, sagte Bedford-Strohm. „Er hätte seine Stimme dagegen erhoben.“ Der Ratsvorsitzende, der als überzeugter Streiter für die Ökumene gilt, hob denn auch bei seinem Blick auf Wirtschafts- und Sozialthemen das Verbindende zwischen beiden Kirchen hervor, sprach nicht von katholischer, sondern christlicher Soziallehre und sagte: „Es gibt keine evangelische oder katholische Not, es gibt nur menschliche Not.“

Das Preisgeld spendet Bedford-Strohm an zwei evangelische Kirchengemeinden in Schweinfurt und Nürnberg, die so genannte Vesperkirchen betreiben. In diesen Vesperkirchen bekochen und bedienen ehrenamtliche Helfer arme und bedürftige Menschen meist in den Wintermonaten mit echten Menüs, für die diese allenfalls symbolisch einen Euro zahlen müssen.

Die Feier in der Promotionsaula, früher zum Friedrich-Wilhelm-Gymnasium gehörend – in der Nell-Breuning 1908 sein Abiturzeugnis erhielt – wurde von einem Ensemble des FWG musikalisch umrahmt.

Oswald von Nell-Breuning: Oswald von Nell-Breuning wurde am 8. März 1890 in Trier geboren. Der Jesuitenpater und Nestor der katholischen Soziallehre war unter anderem maßgeblich an der Sozialenzyklika "Quadragesimo anno" von Papst Pius XI. beteiligt und prägte in den 50er und 60er Jahren die Diskussion über eine zeitgemäße Ausgestaltung des Sozialstaats in Deutschland. 1981 wurde er zum Ehrenbürger Triers ernannt.

Der Nell-Breuning-Preis: Der Oswald von Nell-Breuning-Preis wird seit 2003 alle zwei Jahre von der Stadt Trier vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und dient der Erinnerung an das epochale Lebenswerk Nell-Breunings. Gleichzeitig soll er zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit Nell-Breunings Arbeit anregen. Vorsitzender der Jury ist der Trierer Oberbürgermeister. Bisherige Preisträger sind Paul Kirchhof (2003), Helmut Schmidt (2005), Der päpstliche Rat "Cor Unum", repräsentiert durch seinen Präsidenten Paul Josef Cordes (2007), Hans-Jochen und Bernhard Vogel (2009), Norbert Blüm (2011), TransFair e.V. (2013), Heiner Geißler (2015) und Franz Müntefering (2017).

Hinweis an die Redaktionen:
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Bildergalerie
  • Heinrich Bedford-Strohm trägt sich in das Goldene Buich der Stadt Trier ein.

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