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19.11.2013

Das Herz im Herzen der Stadt

Foto: Enthüllung des restaurierten Petrusbrunnens
Mit Spannung verfolgen die Menschen, wie das weiße Enthüllungstuch langsam von der Feuerwehr hochgehoben und der Blick auf den restaurierten Brunnen mehr und mehr endlich freigegeben wird.
Als „wunderbares Ergebnis“ pries Oberbürgermeister Klaus Jensen am Samstag schon vorab die gut viermonatige Sanierung und Restaurierung des Petrusbrunnens auf dem Hauptmarkt. Und in der Tat: Als wenige Minuten später die Berufsfeuerwehr mittels Drehleiter den noch mit einer weißen Stoffhülle ummantelten Brunnen langsam freilegte und damit den neugierigen Blicken endlich öffnete, brandete begeisterter Beifall der vielen Triererinnen und Trierer auf, die sich diesen Moment der Stadtgeschichte nicht entgehen lassen wollten und trotz wenig einladender Kälte zu „Milliunen“ auf den Marktplatz, Triers wahrhaft beste und schönste Stube, gekommen waren. Und mit ihnen viel stadttrierische Prominenz, begleitet und beschützt von Triers Stadtgarde Augusta Treverorum, die mit ihren bunten Uniformen einen Farbtupfer ins Alltagsschwarzgrau der Winterbekleidung setzte und der Novemberstimmung flotte Marschrhythmen entgegenblies.

Für ihr 100. Sanierungsprojekt hatte sich die 1982 gegründete Trier Gesellschaft unter der Ägide ihres rührigen Vorsitzenden Karlheinz Scheurer gemeinsam mit der Stadt die Instandsetzung und farbliche Neugestaltung des historischen Petrusbrunnens, dessen Original auf das Jahr 1595 datiert wird, vorgenommen. 107.000 Euro mussten dafür aufgebracht werden, die neben den Beträgen der Stadt (35.000 Euro) und der Landesdenkmalpflege (20.000 Euro) aus einigen größeren und vielen kleinen Spenden aus der Bürgerschaft zusammenkamen.

Der Ansporn, den exakt 30 Jahre nach der letzten Restaurierung arg in Mitleidenschaft genommenen Brunnen instand zu setzen und ihn wieder leuchten und sprudeln zu lassen, sei enorm gewesen, schwärmte Vorsitzender Scheurer in seinen Dankesworten an alle Beteiligten. Selten habe man mit einem geradezu auffordernden „Macht es!“ soviel ideelle, aber eben auch finanzielle Unterstützung erfahren. Die Wertschätzung der Trierer für ihren Stadtpatronbrunnen, dessen farbliche Gestaltung 1983 nach der bis dahin steinsichtigen Zeit noch zu heftigen Kontroversen geführt hatte, sei greifbar gewesen.

Oberbürgermeister Jensen ergriff die Gunst der Stunde und rühmte die segensreiche Tätigkeit der Trier Gesellschaft für die Denkmalpflege sowie die damit verbundene Bewahrung der Stadtgeschichte. Dieses bürgerschaftliche Engagement sei es allemal wert, Vereinsmitglied zu werden. Jensen verwies sodann neben der einstmals praktischen Wasserversorgung durch den Brunnen auf die hohe ideelle Funktion, die der Trog mit seinen vielsagenden Symbolen und Allegorien noch bis in unsere Tage unverändert vermittle.

Wer nun zuvörderst an die vier in Stein gemeißelten Kardinaltugenden der Gerechtigkeit, Stärke, Mäßigung und Weisheit gemahnt werden soll – Kurie oder Stadtspitze –, ließ das Stadtoberhaupt dabei offen.

Und dann war der Moment des Danksagens gekommen. An alle großherzigen Spenderinnen und Spender aus dem privaten oder öffentlichen Bereich, an den fachkundigen und stets geduldigen Architekten Gerd Kintzinger, an die Restauratoren Thomas Lutgen und Ferdinand Lawen sowie an alle beteiligten Handwerker, Institutionen und Ämter, die dieses nicht alltägliche Projekt mit Tatkraft, Herz und Seele umsetzten.

Bevor der Brunnen in seiner schönen dezenten Farbpracht wieder erstrahlte und zur Feier des Tages sogar im Winter Wasser sprudelte, gab Lieselotte Haupers in trierischer Versform schmunzelnd preis, dass Petrus nur deshalb auf dem Trierer Hauptmarkt stehe, weil es hier viel schöner als im Himmel sei. Theaterschauspieler Peter Singer berichtete als nachdenklicher „Brunnenflüsterer“ von der Geschichte und den gar nicht immer guten Geschichten des Petrusbrunnens, den es als „Herz im Herzen dieser Stadt“ jetzt hoffentlich nur noch in guten Zeiten neu zu entdecken gelte.