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08.04.2020

Prachtvolle Handschriften der Hofschule Kaiser Karls des Großen

(pe) Wer sich mit Kunst und Kultur Kaiser Karls des Großen beschäftigt, kann künftig auf eine Neuerscheinung zurückgreifen, die den Stand des Wissens aktuell und präzise zusammenfasst. Der Berichtsband einer Trierer Tagung von 2018, die auf eine Initiative der Stadtbibliothek Weberbach sowie der Universitäten Bonn und Trier zurückgehen, ist jetzt erschienen. Er enthält 20 Beiträge renommierter Fachleute aus dem In- und Ausland. Gemeinsames Thema ist die künstlerische Produktion der Hofschule im Bereich der kaiserlichen Prachthandschriften.

Die Beiträge machen klar: Karl der Große war nicht nur ein großer Politiker und Feldherr, auch auf dem Gebiet des Rechts, der Bildung und der Kultur hat der Herrscher Maßgebliches geleistet. Sein Hof in Aachen bildete ein Zentrum bedeutender Gelehrter und Künstler, die sich mit Fragen des Rechts, der Kirche, der Verwaltung, der Bildung und der Kunst beschäftigten. Ein wichtiger Wirkungsbereich der Hofschule war die Produktion kaiserlicher Prachthandschriften. Sie gingen als Widmungsgeschenke an hohe Repräsentanten der Kirche und des Reiches und sollten die Verbindung zum Hof stärken.

In ihrer majestätischen Ausstattung und ihrem anspruchsvollen Bildprogramm spiegeln die Handschriften den Stand der Kunst und Kultur um 800. Zugleich dokumentieren sie das Herrschaftsideal Karls der Großen, der sich ganz bewusst in die Tradition der römischen Kaiser stellte. Die Herrschaftsmacht, so seine Argumentation, sei auf legitime Weise von den Römern auf die Franken übergegangen. Ganz folgerichtig ließ Karl der Große sich auf den Einbänden des „Ada-Evangeliars“ und des „Lorscher Evangeliars“ als Nachfolger des römischen Kaisers Konstantin feiern.

Knapp zehn Handschriften aus der Hofschule Karls des Großen haben sich erhalten. Sie sind heute über ganz Europa verstreut und liegen zumeist in den großen Häusern wie den Nationalbibliotheken von Frankreich, Österreich, England und Rumänien. Aber auch die Stadtbibliotheken von Abbeville (Picardie) und Trier sind im Besitz von Handschriften aus der Hofschule. Um die gesamteuropäische Bedeutung dieses einzigartigen Korpus zu verdeutlichen, ist ein Antrag zur Aufnahme in das Unesco-Weltdokumentenerbe gestellt. Eine Entscheidung der Internationalen Kommission wird für 2021 erwartet.

Der Berichtsband der Trierer Tagung umfasst vier Themenbereiche. In einem ersten Teil werden berühmte Handschriften der Hofschule im Einzelporträt vorgestellt. Ein zweiter Teil widmet sich der Kunstgeschichte. Es folgen Aufsätze zum historischen Umfeld der Hofschule sowie zur Bedeutung von Musik und Liturgie für die Produktion der Handschriften. Der Band mit dem Titel „Die Handschriften der Hofschule Kaiser Karls des Großen. Individuelle Gestalt und europäisches Kulturerbe“ wurde herausgegeben von Michael Embach, Claudine Moulin und Harald Wolter-von dem Knesebeck und ist erschienen im Trierer Verlag für Geschichte und Kultur (ISBN: 978-3-9457.)

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