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07.06.2023

Kutzbach schuf als Bauforscher bis heute unverzichtbare Grundlagen

Die Bauzeichnung der früheren Augustinerkirche von Friedrich Kutzbach und Carl Delhougne stammt von 1933. Sie zeigt zahlreiche Details zum Gebäude.
1933 haben Friedrich Kutzbach und Carl Delhougne diese Zeichnung der früheren Augustinerkirche angefertigt. Sie wurde 1938 als Abbildung in den Inventarband „Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Trier“ übernommen. Das Bauwerk wurde vermutlich ab Ende des 13. Jahrhunderts im gotischen Stil errichtet und diente bis 1801 als Klosterkirche. Seit 1967 wird der Chor als Rathaussaal genutzt.
(pe) Zum bevorstehenden 150. Geburtstag von des Trierer Stadtkonservators Friedrich Kutzbach würdigt Dr. Angelika Meyer Abteilungsleiterin im Amt für Stadtkultur- und Denkmalschutz, seine Bedeutung als Bauforscher und Denkmalpfleger ein: „… Zum verdienen bin ich eigentlich nicht geboren. Was ich aber möchte, das weiß ich ganz genau: an alten Bauten der Kunst herumarbeiten und der Vorfahren Erbe klarlegen; den jetzigen Bauleuten Liebe und Verständnis für die alte Tüchtigkeit einflößen, für die Würdigung der Denkmäler sorgen, das möchte ich. Ob ich jemals dazu kommen werde?“

Der Überlieferung zufolge schrieb Friedrich Kutzbach (1873-1942) diese Zeilen, die mein Amtsvorgänger Helmut Lutz 1993 in einem Aufsatz im Kurtrierischen Jahrbuch vorstellte, in einem Brief aus seiner Studienzeit. Seine abschließende Frage, ob er jemals dazu kommen werde, kann man getrost mit ja beantworten. Nach seinem Studium und einer Tätigkeit als Regierungsbaumeister im Osten des damaligen Deutschen Reiches kehrte er 1914 nach Trier zurück und wurde 1921 zum ersten Stadtkonservator ernannt.

In seiner Zeit in städtischen Diensten, die 1936 endete, hat er mit verschiedenen Mitarbeitern, vor allem aber mit Carl Delhougne, eine große Zahl von Trierer Gebäuden bauhistorisch erforscht und dokumentiert. Einige, wie das Simeonstift, das Dreikönigenhaus und der Frankenturm, konnten auf Grundlage seiner Bauforschung in ihren annähernd ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.

Es heißt, dass Kutzbachs besonderes Interesse der mittelalterlichen Baukunst galt, doch tatsächlich hat er sich der Erfassung und Erforschung des gesamten baulichen Erbes der Stadt gewidmet. Sein zeichnerischer sowie schriftlicher Nachlass umfasst alle Epochen von der Römerzeit bis zum Klassizismus und alle Baugattungen vom Kirchenbau bis zum schmiedeeisernen Geländer des Zollamtes, das er vor seinem Abbruch dokumentierte. Auch auf archäologischem Gebiet hat er Bedeutendes geleistet. Noch heute werden seine Dokumentationen bei archäologischen Grabungen als Informationsquelle herangezogen, wie jüngst beim Neubau auf dem Grundstück des Martinsklosters. Hier hatte Kutzbach 1934 Schürfungen vorgenommen. Der Plan, den er von den Überresten der Kirche und der Gruft anfertigte, war der Landesarchäologie eine wertvolle Hilfe bei der aktuellen archäologischen Erkundung.

Auch die städtische Denkmalpflege greift in ihrer Arbeit regelmäßig auf die von Kutzbach und Delhougne erarbeiteten Erkenntnisse zurück. Wenn Umbauten an Kulturdenkmälern geplant sind, liefern die Materialien der Bauforschung eine unverzichtbare Grundlage zur denkmalpflegerischen Beurteilung heutiger Vorhaben.

Die Hoffnung, die Kutzbach in seinem Brief aus Studienzeiten formuliert hat, ist wahr geworden. Er konnte viele Werke der Baukunst erforschen, hat einen reichen Schatz an baugeschichtlichen Erkenntnissen zusammengetragen und den Grundstein für die Würdigung und Wertschätzung der Denkmäler gelegt. Sein Name steht auch 70 Jahre nach seinem Tod für eine engagierte Denkmalpflege und Bauforschung auf höchstem Niveau.

Hinweis an die Redaktionen: Unter "Downloads" finden Sie das zur Veröffentlichung freigegebene Bild in höher Auflösung. Bitte geben Sie als Bildnachweis „Stadtarchiv/Plansammlung städtische Denkmalpflege“ an.

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