(pe) Auf dem Trierer Petrisberg entsteht bei einem Parkplatz in der Nähe des roten Gebäudes im Wissenschaftspark ein neuer Gedenkort: Seit Montag erinnert an dem Grundstück Auf dem Petrisberg 1 die erste Trierer Stolperstein-Schwelle des Künstlers Gunter Demnig an das früher dort ansässige Stalag XII D. In dem Lager waren zwischen 1940 und 1945 bis zu 16.000 Kriegsgefangene inhaftiert. Die Stadt plant dort ergänzend die Aufstellung einer Gedenkstele mit Hintergrund-Infos. Das Lager wurde vor allem bekannt durch einen berühmten Gefangenen: Der französische Schriftsteller Jean-Paul Sartre (1905 -1980) war dort von August 1940 bis März 1941 inhaftiert. Im Unterschied zu anderen Insassen ging es ihm relativ gut, er hatte Zeit für vielfältige Lektüre und schrieb das Theaterstück „B. oder der Sohn des Donners“, das er mit Kameraden zu Weihnachten aufführte. Wie auch die katholischen Priester in dem Lager konnte der ausgebildete Lehrer nicht zur Zwangsarbeit eingesetzt werden, auch weil er eine starke Sehschwäche hatte. Diese Gruppe versorgte ein Mönch der Benediktinerabtei St. Matthias mit Literatur, insbesondere dem Buch „Sein und Zeit“, von Martin Heidegger, zu dem Sartre philosophische Vorträge und Diskussionen im Lager hielt. Daher nahmen neben dem Eurener Heimatforscher Adolf Welter, der 2007 ein Buch über das Lager veröffentlicht hat, auch der aktuelle Prior der Benediktinerabtei, Bruder Eucharius Wingenfeld, und sein Mitbruder Athanasius Polag an der Gedenkfeier teil.
Monika Fuhr, Antisemitismusbeauftragte des Landes, und Kulturdezernent Markus Nohl würdigten den Einsatz der Schülerinnen und Schüler und dankten dem Kulturverein Kürenz, der schon mehr als 450 Stolpersteine im Stadtgebiet in Zusammenarbeit mit Demnig verlegt hat. Nöhl hob die besonderen Qualitäten des dezentralen Konzepts hervor: „Die NS-Verbrechen sind eigentlich unfassbar. Die Stolpersteine machen das Ganze etwas menschlicher, fügen einen Namen, eine kleine Geschichte hinzu. Zudem wird die Bandbreite der verschiedenen Opfergruppen deutlich. Hier sind es Kriegsgefangene aus verschiedenen Ländern. Sie wurden sehr unterschiedlich behandelt, teilweise gab es unmenschliche Zustände in dem Stalag auf dem Petrisberg.“ Dort wurde im Zuge der Landesgartenschau 2004 eine Promenade nach Jean-Paul Sartre benannt. Fuhr wies darauf hin, dass die Stolpersteine neben der Erinnerung an das „unvorstellbare Grauen“ auch eine Mahnung seien, „immer wachsam zu bleiben im Kampf für Menschenrechte, Freiheit, Demokratie und Toleranz.“ Sie betonte: „Wer meint, mit den noch lebenden letzten Zeitzeugen geht auch die Verpflichtung zur Erinnerung, verkennt seine Verantwortung.“
Die Gedenkveranstaltung auf dem Petrisberg war die dritte an diesem Tag: Die erste Verlegung von acht Stolpersteinen mit Gunter Demnig fand vor dem Haupteingang des MPG in der Sichelstraße statt. Die Würdigungsfeier für frühere jüdische Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums gestaltete eine Projektklasse des Gymnasiums. An der Veranstaltung nahmen neben Fuhr auch Bürgermeisterin Elvira Garbes und der neue rheinland-pfälzische Bildungsminister Sven Teuber teil. Mit der zweiten Verlegung (zehn Stolpersteine) in der Peter-Friedhofen-Straße 7 (Hintereingang zum Brüderkrankenhaus) wurde weiterer Euthanasieopfer gedacht, die von dort in andere „Heilanstalten“ verlegt und bei der „T4 Aktion“ in der Anstalt in Hadamar ermordet wurden. Um die Würdigung der NS-Opfer kümmerten sich auch hier Jugendliche vom HGT. Die Sparkasse Trier unterstützte als Förderer die Gedenkaktionen.
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