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08.05.2020 | 75. Jahrestag

Gedenken an Kriegsende: Tafel an der Römerbrücke erinnert an Eroberung und Befreiung

An die Einnahme der Trierer Römerbrücke durch US-Soldaten im März 1945 erinnert jetzt eine Gedenktafel
Entscheidend für die Befreiung der Stadt Trier von der NS-Herrschaft, an die OB Wolfram Leibe 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert, war die Einnahme der Römerbrücke durch US-Soldaten. An dieses Ereignis erinnert jetzt eine Gedenktafel.

(em/mic) Am 8. Mai 1945 trat die Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Kraft. In Trier war zu diesem Zeitpunkt der Krieg schon zwei Monate vorüber, denn die amerikanische Armee hatte am 2. März 1945 Trier erobert und befreit. Mit einer Gedenktafel erinnert die Stadt Trier anlässlich des 75. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs an diese größte Zäsur in der jüngeren Geschichte der Stadt Trier. Die Tafel hängt ab sofort an der Römerbrücke und soll Einheimische wie Besucher an die dramatischen Ereignisse rund um das antike Bauwerk vor 75 Jahren erinnern, denn dort entschied sich das Schicksal der Stadt.

„Ursprünglich hatten wir anlässlich des 75. Jahrestags Jean Claude Juncker eingeladen, um mit einer Veranstaltung im Theater an diese wichtige Zäsur gemeinsam mit unseren europäischen Nachbarn zu erinnern“, erklärt Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe. Das sei wegen der Corona-bedingten Einschränkungen jetzt nicht möglich. „Weil wir dieses Datum aber nicht einfach so verstreichen lassen wollen, haben wir uns entschlossen, mit dieser Tafel an die Trierer Stunde Null am 2. März 1945 zu erinnern.“

Die Brücke sei das befohlene Angriffsziel der angreifenden Amerikaner gewesen und mit ihrer handstreichartigen Eroberung in den frühen Morgenstunden sei der Widerstand in Trier sehr schnell zusammengebrochen. „Damit war für die Menschen in Trier der schreckliche Krieg, der Tod und Leid über die Menschen in der Region und vor allem auch über unsere Nachbarn in Luxemburg, Belgien und Frankreich gebracht hatte, zu Ende“, betonte Leibe. Das Gedenken an Lieutenant Colonel Richardson und die Soldaten seiner Einheit stehe dabei stellvertretend für alle alliierten Soldaten, die in den Krieg ziehen mussten, um die Welt vom Faschismus zu befreien.

Auch die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten endete damit. „Das war auch der Beginn von Demokratie und Freiheit“, weist der Trierer Oberbürgermeister auf die Bedeutung dieser Zäsur hin, auf die die Stadt jetzt ihre Bewohnerinnen und Bewohner aber auch Touristen aufmerksam machen will. Der verantwortliche Befehlshaber der Amerikaner, Lieutenant Colonel Jack J. Richardson, sei für seine Tat wenige Tage später in Trier von Eisenhower und Patton mit einem der höchsten amerikanischen Orden ausgezeichnet worden, und seine Tat habe Schlagzeilen gemacht. Weil er aber kurz vor Kriegsende am 22. April 1945 südlich von Kirchheim unter Teck durch eine deutsche Granate starb, sei an seine Rolle bei der Befreiung Triers nie angemessen erinnert worden.

Anlässlich des 8. Mai und zugleich auch mit Blick auf den Europatag am 9. Mai hat sich Oberbürgermeister Wolfram Leibe außerdem in einer Videobotschaft gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Trierer Partnerstadt Metz, Dominque Gros, zur Versöhnung und Völkerverständigung bekannt. In der auf Deutsch und Französisch wortgleichen Botschaft, die über Social-Media-Kanäle verbreitet wurde, erinnern die beiden an Leid und Zerstörung, die der Krieg über ganz Europa gebracht habe und enden mit dem Aufruf: „Es lebe die deutsch-französische Freundschaft. Nie wieder Krieg!“

 

Zum Hintergrund:

Die Plakette an der Römerbrücke, die später durch eine gestaltete Tafel ersetzt werden soll, erinnert an den 2. März 1945 als eine Kampfgruppe der 10. US-Panzerdivision die strategisch wichtige Römerbrücke in Trier unzerstört eingenommen hatte, obwohl sie von der Wehrmacht zur Sprengung vorbereitet worden war. Diese so genannte Task Force stand unter dem Befehl von Lieutenant Colonel Jack J. Richardson und war von Zerf kommend, über Lampaden, Obersehr, Ollmuth und Hockweiler vorstoßend nach Trier gefahren und erreichte das heutige Trierer Stadtgebiet bei Irsch und rückte über Olewig weiter vor Richtung Innenstadt. Das Ziel der Einheit: Die beiden strategisch wichtigen Brücken über die Mosel. Von den Kaiserthermen aus versuchte ein Trupp amerikanischer Soldaten unter dem Kommando von Hauptmann Omar Billet um 2 Uhr am frühen Morgen des 2. März die Kaiser-Wilhelm-Brücke in Besitz zu nehmen. Dieser Versuch scheiterte, die Brücke war am Vortag von der Wehrmacht gesprengt worden. Ein weiterer Trupp erreichte dann von dort aus die noch unzerstörte Römerbrücke. Vom Brückenkopf in Trier-West wurden die amerikanischen Soldaten beschossen und erwiderten das Feuer.

Auf Weisung Richardsons, der sofort zur unzerstörten Brücke gefahren war, überquerte ein Trupp Fußsoldaten mit gepanzerten Fahrzeugen das antike Bauwerk und verhinderte, dass die Brücke doch noch gesprengt wurde – in den Pfeilern waren zwei Tonnen Sprengstoff angebracht. Anschließend sicherten amerikanische Panzer den Römerbrückenkopf und Pioniere entschärften die Sprengladungen. Um fünf Uhr am Morgen des 2. März erhielt das Hauptquartier der 10. Panzerdivision den Funkspruch, dass die Römerbrücke erobert sei.

Bereits um 10 Uhr des 2. März hatten die Amerikaner bei der so genannten „Säuberung“ der Stadt 800 deutsche Soldaten gefangen genommen und ihr Hauptquartier zunächst im Hotel Porta Nigra eingerichtet, auf dem sie das Sternenbanner hissten. Der Krieg war in Trier zu Ende.

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